Thomas | Dämmerung in Mac's Place | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 392 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

Thomas Dämmerung in Mac's Place

Ein McCorkle-und-Padillo-Fall. Polit-Thriller

E-Book, Deutsch, 392 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

ISBN: 978-3-89581-319-1
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein neuer Fall für McCorkle und Pa- dillo: Der plötzliche Tod eines CIA-Propagandaexperten hinterläßt sei- nem Sohn und Erben eine Bombe: seine brisanten Memoiren. Längst vergessen geglaubte Informationen aus dem Kalten Krieg drohen ans Licht zu kommen. Daher will die Agency das gefährliche Manuskript kaufen und so tief wie möglich ver- graben. McCorkle und Padillo, in deren Bar Mac's Place die Dokumente sicher deponiert werden sollen, finden sich schnell in einem tödlichen Intrigennetz wieder. 'Nach seinen Romanen sind Kenner süchtig.'Der Spiegel 'Es tut gut, die welt durch den coolen, scharfen Blick von Ross Thomas noch einmal zu sehen.' L. A. Times

'Ross Thomas (1926-1995) ist ein Experte für schmutzige Wahlkampftricks, Oldtimer- Autos, Bars, selbstbewußte Frauen, die Mechanismen poli- tischer Entscheidungsprozesse in repräsentativen Demokrati- en, Katzen, Westafrika, Faust- feuerwaffen, Seven-layer Mint Frappés, smarte Kleidung, einfaches, aber gutes Essen und das Zusammentragen von scheinbar nebensächlichen Einzelheiten, zum Beispiel über die Mafia.' Jörg Fauser Ross Thomas wurde zweimal der Edgar Allan Poe Award und mehrmals der Deutsche Krimi Preis verliehen.
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1 Kurz nach dem Tod des gescheiterten Quäkers Steadfast Haynes erhielt die Central Intelligence Agency telefonisch eine so sorgsam verschleierte und höflich gemurmelte Erpressungsdrohung, daß sie als das Werk eines harmlosen Spinners hätte mißverstanden werden können. Doch sie wurde nicht mißverstanden. Und es lag allein an dieser vagen Drohung, zu offenbaren, was Haynes wirklich getan hatte, als er als gelegentlicher Söldner der Agency in Afrika, im Nahen Osten, in Mittelamerika und Südostasien diente, daß das Verteidigungsministerium nach viel Murren dem Druck der CIA nachgab und die Army anwies, ihn auf dem Nationalfriedhof von Arlington mit den üblichen militärischen Ehren beizusetzen. Steadfast Haynes war siebenundfünfzig, als er am 19. Januar, der Nacht vor der Amtseinführung des einundvierzigsten Präsidenten des Landes, um 23.32 Uhr starb. Er starb im Bett im dritten Stock des Hay-Adams Hotels in einem Zimmer zu 185 Dollar die Nacht, das über einen prächtigen Blick auf das Weiße Haus verfügte. Er starb ruhig, geradezu diskret, ganz so, wie er gelebt hatte, und die dreiunddreißig Jahre alte Frau, die neben ihm lag, als er starb, war eine frühere Korrespondentin der Agence France-Presse und alte Freundin, die genau wußte, wer anzurufen und was zu tun war. Ihr erster Anruf ging nach Paris und dauerte wenig länger als vier Minuten. Ihr zweiter Anruf ging zur Rezeption, um dem Hotel mitzuteilen, daß Haynes tot war. Ihr dritter Anruf ging an das Dezernat für Raub- und Mordfälle beim Los Angeles Police Department. Nachdem dieser dritte Anruf endlich zu Sergeant Virgil Stroud durchgestellt war, gab sie sich zu erkennen und fragte in förmlichem Ton und mit leichtem Akzent nach Detective Granville Haynes, um ihn über den Tod seines Vaters zu informieren. »Gar nicht schlecht«, sagte Sergeant Stroud. »Bitte?« »Na ja, gestern hat einer hier angerufen, vielleicht auch vorgestern, der mußte mit Granny reden, weil er Grannys eineiiger Zwillingsbruder war und an Leukämie starb und eine Knochenmarktransplantation brauchte.« Nach kurzem Zögern sagte sie: »Es gibt keinen Zwillingsbruder.« »Ja. Weiß ich. Aber Sie wären überrascht, was die Leute alles sagen, um an ihn ranzukommen.« Diesmal war es Sergeant Stroud, der zögerte. »Oder vielleicht wären Sie’s auch nicht. Überrascht, meine ich.« »Irgendwas ist mit ihm passiert – ist es das?« »Ja, ganz richtig. Er hat vor drei Wochen im Lotto gewonnen und uns am nächsten Tag verlassen.« »Trotzdem brauche ich seine Privatnummer.« Sergeant Stroud sagte leise lachend »Wiederhören« und beendete das Gespräch. Als das Los Angeles Police Department der Dienste Granville Haynes’ durch eine Schicksalsfügung beraubt wurde, wurde sie zugleich ihres einzigen Detectives im Morddezernat mit einem Magister in Altfranzösisch von der University of Virginia beraubt, wo er seine Abschlußarbeit über die drei wesentlichen humanistischen Aspekte in Rabelais’ Gargantua und Pantagruel geschrieben hatte. Nachdem er es zum Detective gebracht hatte, wurde Haynes häufig mit den gelegentlichen Mordfällen unter den reichen Leuten in Bel Air, Brentwood und sogar im weit westlich gelegenen Pacific Palisades betraut, wo, so meinte man, die üblicherweise wohlhabenden und oftmals einflußreichen Verwandten der Opfer durch sein kompetentes Auftreten beruhigt und durch seine tadellosen Manieren getröstet würden, die manche mit Schüchternheit verwechselten. Haynes hatte eine seltsame Kindheit unter den ganz Reichen an der französischen und italienischen Riviera verbracht und kannte sich folglich mit ihren merkwürdigen Bräuchen und Tabus nicht nur gut aus, sondern war ihnen gegenüber auch zurückhaltend. Diese Kenntnis, im Kindesalter mühelos erworben, ermöglichte ihm später, sich wie einer der beinahe Gesalbten unter ihnen zu bewegen – fast so als ob sie ihm einmal vor langer Zeit eine vorübergehende Gastmitgliedschaft gewährt hätten, die zu beenden nie jemandem in den Sinn gekommen war. Haynes hatte seinen falschen Passierschein ins Land der Reichen ohne jede Ermutigung – oder auch Entmutigung – seines Vaters erworben, der es sich zur Regel gemacht hatte, seinem Sohn niemals unerwünschten Rat zu erteilen, außer einmal im Jahre 1974, als Steadfast Haynes, damals dreiundvierzig, in Washington eine kurze Predigt gehalten hatte. Der Anlaß war der achtzehnte Geburtstag seines Sohnes gewesen, und die Predigt hatte sich mit den grundsätzlichen wirtschaftlichen Vorzügen der Inflation befaßt. »Inflation«, hatte der ältere Haynes gesagt, »bedeutet, wenn du dir heute zehn Dollar borgst, brauchst du nächstes Jahr oder das Jahr darauf vielleicht nur noch zehn Quarter, zehn Dime oder sogar bloß zehn Nickel zurückzuzahlen.« Der Detective beim Morddezernat und drei weitere Kalifornier (ein reisender Swimmingpool-Reiniger aus Santa Barbara, ein Zahnarzt aus Modesto und eine Kellnerin aus Eureka) hatten die staatliche Lotterie mit sechs Zahlen – 3, 11, 13, 19, 32, 45 –, die ein Computer für Haynes ausgesucht hatte, um etwas mehr als eine Million Dollar für jeden erleichtert. Der Bruttobetrag eines jeden Schecks, den er und die drei weiteren Gewinner während der nächsten zwanzig Jahre erhalten würden, lag bei annähernd 58 000 Dollar. Doch waren erst einmal alle Steuern abgezogen, belief sich der Nettobetrag auf 39 979 Dollar jährlich, eine Summe, die, wie Haynes rasch entschied, ausreichte, um eine seiner beiden Karrieren aufgeben zu können. Also hatte er nach fast zehn Dienstjahren, sieben davon beim Morddezernat, die Polizeiarbeit aufgegeben und sich hauptberuflich der Schauspielerei zugewandt. Es war beinahe vier Uhr morgens in Washington und ein Uhr nachts in Los Angeles, als die frühere Korrespondentin der Agence France-Presse einer widerwilligen Dame bei der Auskunft Haynes’ neue und geheime Telefonnummer mit Lügen, Tränen und zu guter Letzt mit Hilfe des französischen Konsulats entlockt hatte. Nachdem sich Haynes mit einem schläfrigen, doch höflichen »Hallo« gemeldet hatte, benutzte die frühere Korrespondentin eine sorgfältig erdachte Abfolge von dreiundzwanzig Wörtern, um sich zu erkennen zu geben und ihm mitzuteilen, daß sein Vater tot war. Das darauffolgende kurze Schweigen beendete Haynes mit einer Reihe von Fragen aus nicht mehr als fünf oder sechs Wörtern nach Ursache, Zeitpunkt und Ort des Todes. Als er überzeugt war, daß er die meisten sachdienlichen Informationen erhalten hatte, stellte sich erneut Schweigen ein. Haynes beendete auch dieses, als er fragte, ob sein Vater ihr gegenüber jemals irgend etwas über eine besondere Art von Begräbnis erwähnt hatte. Sie antwortete, obwohl Steadfast Haynes mit ihr nicht ein einziges Mal übers Sterben gesprochen habe, halte sie es für möglich, ihn mit einer Art militärischem Zeremoniell auf dem Nationalfriedhof von Arlington bestatten zu lassen. Haynes sagte, er glaube, daß sein Vater die Ironie dabei zu schätzen gewußt hätte, wenn auch nicht den Anlaß. Noch einmal entstand ein Schweigen, länger diesmal, und währenddessen glaubte Haynes, über die Telefonleitung das Lächeln der Frau spüren zu können, kurz bevor sie anbot, sein Einverständnis vorausgesetzt, die Bestattung in Arlington in die Wege zu leiten. Nachdem er sein Einverständnis gegeben hatte, beendeten sie das Gespräch, und Haynes ging zu dem rissigen Ledersessel am Fenster seines Wohnzimmers in seinem Zweizimmerapartment in Ocean Park. Er saß in dem Sessel und starrte hinaus in Richtung des Pazifischen Ozeans, den zu sehen ihm verwehrt wurde von dem hellgelben Monsterhaus auf der anderen Straßenseite, das vor sechs Monaten auf Spekulation erbaut, wegen des exorbitanten Preises aber noch nicht verkauft worden war. Während er dasaß und die Bilder des fast Fremden, der sein Vater gewesen war, heraufzubeschwören versuchte, ertappte sich Haynes dabei, wie er die Zeilen murmelte, die er später am Tag während der Fernsehaufnahmen für eine einstündige Polizeishow in Burbank von sich geben sollte. Er sollte Cal spielen, einen äußerst unbedeutenden Gangster, der gleich am Anfang starb und dessen einziger Text »Vergiß es!« und »Ich bin weg!« lautete. Der Sohn von Steadfast Haynes saß weiter in dem rissigen Ledersessel, starrte hinaus auf das mondbeschienene gelbe Haus, ließ die verschwommenen Bilder seines Vaters vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen und sprach die beiden Textzeilen laut vor sich hin. Sie waren, so entdeckte er, fast so gut wie ein Mantra und weitaus tröstlicher als ein Gebet. Eine Autopsie ergab, daß eine massive Hirnblutung die Ursache für Steadfast Haynes’ Tod gewesen war. Sie ergab ferner eine leichte Fettleber und ein gemäßigtes Lungenemphysem, und keins von beidem überraschte den Sohn, der wußte, daß sein Vater von seinem fünfzehnten Lebensjahr an...


'Ross Thomas (1926-1995) ist ein Experte für schmutzige Wahlkampftricks, Oldtimer- Autos, Bars, selbstbewußte Frauen, die Mechanismen poli- tischer Entscheidungsprozesse in repräsentativen Demokrati- en, Katzen, Westafrika, Faust- feuerwaffen, Seven-layer Mint Frappés, smarte Kleidung, einfaches, aber gutes Essen und das Zusammentragen von scheinbar nebensächlichen Einzelheiten, zum Beispiel über die Mafia.'
Jörg Fauser
Ross Thomas wurde zweimal der Edgar Allan Poe Award und mehrmals der Deutsche Krimi Preis verliehen.


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