Topp / Reulecke / Neumann | Geschichte als Argument in der Nachkriegsmedizin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 053, 370 Seiten

Reihe: Formen der Erinnerung

Topp / Reulecke / Neumann Geschichte als Argument in der Nachkriegsmedizin

Formen der Vergegenwärtigung der nationalsozialistischen Euthanasie zwischen Politisierung und Historiographie

E-Book, Deutsch, Band Band 053, 370 Seiten

Reihe: Formen der Erinnerung

ISBN: 978-3-8470-0127-0
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Etwa 300.000 psychisch erkrankte sowie geistig und körperlich beeinträchtigte Patienten wurden während des Zweiten Weltkriegs von Ärzten ermordet. Neben den massenhaften Zwangssterilisationen und medizinischen Menschenversuchen in Konzentrationslagern gehört diese Tatsache zu den prekärsten Vergangenheitsinhalten, mit denen es die deutsche Medizin seit 1945 zu tun hatte. In welchen historischen Konstellationen kam es dazu, dass NS-Euthanasie-Verbrechen in der Nachkriegsmedizin thematisiert wurden? Und welche Bedeutung wurde der Vergangenheit zugewiesen? Sascha Topp dokumentiert und analysiert anhand ausgewählter Beispiele von Medizinergruppen die Entwicklung von der teils systematischen Abwehr zur zumindest partiellen Verinnerlichung der prekären Vergangenheit in das ›kollektiv‹ geteilte ärztliche Selbstbild. Sein Buch steht damit im breiteren Kontext erinnerungskultureller Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit Nationalsozialismus und Holocaust in Deutschland.
 
Approximately 300 000 mentally retarded or psychologically disordered children, men and women were killed by German doctors as ‘life unworthy of living’ during the time of National Socialism, mainly  in WW II.  In post-war German medicine, besides the practice of forced mass sterilization and medical experimentation in context of the holocaust the euthanasia crimes are one of the most precarious aspects of the past. In case of dealing with Nazi euthanasia:  which historical settings for representation can be identified and what meanings were given to these events in the course of remembrance? This study documents and analyses the variety of representations of national socialist euthanasia, using examples of several groups of German physicians after WW II until the first decade of 21st century. What can be found is a process of coming to terms with the past shifting from complete rejection up to at least partial internalization of the destabilizing contents of the past into the self-image and  the ‘collective memory’ of the focused group of physicians. This book intends to contribute to the current research on memory cultures especially to cultural studies about German society dealing with the National Socialism and Holocaust.
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Weitere Infos & Material


1;Title Page;3
2;Copyright;4
3;Table of Contents;7
4;Body;11
5;Danksagung;13
6;Vorbemerkung;15
7;1. Einleitender Überblick;19
7.1;1.1. Zur Aktualität der NS-Vergangenheit in den Wissenschaften;19
7.2;1.2. Objekte und Aufbau der Untersuchung;30
7.3;1.3. Historische Hintergründe: Zur Beteiligung der Medizin an NS-Euthanasie-Verbrechen;31
7.4;1.4. Quellen;36
7.5;1.5. Geschichte als Argument in der deutschen Medizinethik nach 1945;38
8;2. Forschungstand;41
8.1;2.1. Stand der zeitgeschichtlichen Forschung zum Umgang mit der NS-Geschichte nach 1945 und der Einfluss der Generationenabfolge in der Nachkriegszeit;41
8.2;2.2. Stand der zeitgeschichtlichen Forschung zur Vergegenwärtigung der NS-Euthanasie in der Nachkriegszeit;48
9;3. Zur Theorie von Erinnerung und Vergessen;57
9.1;3.1. Erinnerung und Vergessen: „kollektives Gedächtnis”?;60
9.1.1;3.1.1. Grenzen des Konzepts der mémoire collective (Maurice Halbwachs);62
9.1.2;3.1.2. Kulturelles Gedächtnis und Erinnerungsräume (Jan und Aleida Assmann);64
9.1.3;3.1.3. Erinnerungskulturen – Der Gießener Sonderforschungsbereich;67
9.2;3.2. Methodische Kritik an memory studies und mögliche Erkenntnisse (Alon Confino und Wulf Kansteiner);68
10;4. Erinnerungsgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland;75
10.1;4.1. Thematisierung der NS-Medizin in der Landesärztekammer Hessen (LÄK);75
10.1.1;4.1.1. Ärzteopposition in der Bundesrepublik;75
10.1.2;4.1.2. Ärzteopposition in der LÄK Hessen;78
10.1.3;4.1.3. „Unmenschliche Medizin” in Vergangenheit und Gegenwart? Bad Nauheimer Seminar 1981;79
10.1.4;4.1.4. Entstehung und Entwicklung der Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar;86
10.1.5;4.1.5. Die LÄK Hessen und Hadamar;93
10.1.6;4.1.6. Zwischenbilanz;97
10.2;4.2. Thematisierung der NS-Vergangenheit in der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde (DGfK);101
10.2.1;4.2.1. Auseinandersetzung in der DGfK um Werner Catel und die „begrenzte Euthanasie” 1960 bis 1967;101
10.2.1.1;4.2.1.1. Vorgeschichte des Catel-Streits;101
10.2.1.2;4.2.1.2. Der öffentliche Skandal um Werner Catel 1960: Ausschluss von Rudolf Degkwitz? Erste unmittelbare Reaktion in der DGfK;108
10.2.1.3;4.2.1.3. Öffentliche Erklärung der DGfK 1961: Zweite unmittelbare Reaktion;114
10.2.1.4;4.2.1.4. Catels Rechtfertigungsschrift „Grenzsituationen des Lebens” von 1962;119
10.2.1.5;4.2.1.5. DGfK-Ausschlussverfahren gegen Catel 1962;135
10.2.1.6;4.2.1.6. Werner Catels Austritt aus der DGfK 1967;158
10.2.2;4.2.2. DGfK-Tagung zur Medizinethik in der Pädiatrie 1981: Einbruch der Vergangenheit durch die Hintertür?;163
10.2.3;4.2.3. Historische Kommission und 100 Jahre DGfK: München 1983;177
10.2.4;4.2.4. „Aufbruch” zur „Rückbesinnung auf die Vergangenheit”: Hannover 1994 bis Potsdam 2010;182
10.2.5;4.2.5. Zwischenbilanz;191
10.3;4.3. Die Reformpsychiatrie und der neue Blick auf die Betroffenen von Zwangssterilisation und NS-Euthanasie;200
10.3.1;4.3.1. Erste Opferorganisationen: die Zentralverbände in Gießen und München (1950–1954);202
10.3.2;4.3.2. Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie” und Zwangssterilisation;213
10.3.2.1;4.3.2.1. Die Vorgeschichte des Arbeitskreises;213
10.3.2.2;4.3.2.2. Zur Gründungs- und Wirkungsgeschichte des Arbeitskreises;218
10.3.3;4.3.3. Bund der „Euthanasie”-Geschädigten und Zwangssterilisierten (1987–2009);224
10.3.4;4.3.4. Zwischenbilanz;228
10.4;4.4. Das Max-Planck-Institut für Hirnforschung und die Max-Planck-Gesellschaft im Umgang mit der Vergangenheit;234
10.4.1;4.4.1. Die Hypothek der NS-Euthanasie;236
10.4.2;4.4.2. Der Anstoß in Nürnberg 1946/47;237
10.4.3;4.4.3. Die Hallervorden-Affäre („dutch affair”) von Lissabon 1953;247
10.4.4;4.4.4. Rückendeckung: die Fachgesellschaften GDNP / DGN und das hessische Institutsumfeld;255
10.4.5;4.4.5. Die Positionierung der Max-Planck-Gesellschaft;260
10.4.6;4.4.6. Zwischenbilanz;269
11;5. Erinnerungsgeschehen in der DDR;271
11.1;5.1. Staatlicher Umgang mit der Vergangenheit;271
11.1.1;5.1.1. Entschädigungspolitik in der DDR;271
11.1.2;5.1.2. Die geheime Vergangenheitspolitik des MfS: Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern Werner Catels und Einblicke in die „Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina”;273
11.1.3;5.1.3 Authentische Orte der NS-Euthanasie am Rande der staatlichen Erinnerungskultur: Pirna / Sonnenstein, Brandenburg a.d. Havel, Bernburg;280
11.2;5.2. Zur Vergegenwärtigung der Vergangenheit in der DDR-Medizin;288
11.2.1;5.2.1. Psychiatrie-Streit um das Buch „Nazimordaktion T4”;288
11.2.2;5.2.2. Gesellschaft für Pädiatrie der DDR: Geschichte als Argument in der Medizinethik? (1978);301
11.3;5.3. Die wissenschaftliche Vergegenwärtigung der NS-Euthanasie in der DDR-Medizinhistoriographie;305
11.4;5.4. Zwischenbilanz;312
12;6. Zusammenfassende Thesen;317
13;7. Liste der einbezogenen öffentlichen und privaten Archive;327
14;8. Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur;329
15;9. Abkürzungsverzeichnis;363
16;Personenregister;365


Reulecke, Jürgen
Dr. Jürgen Reulecke ist Professor em. für Zeitgeschichte an der Universität Gießen.

Neumann, Birgit
Dr. Birgit Neumann ist Professorin für Englische Literaturwissenschaft/Anglophonie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Dr. Sascha Topp untersucht in einem Forschungsprojekt die historische Entwicklung der Verhaltens-, Neuro- und Kognitionswissenschaften im Rahmen der Max-Planck-Gesellschaft.


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