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E-Book, Deutsch, 342 Seiten

Vortmann Hans Breitensträter

Boxer und Sportstar der 1920er Jahre

E-Book, Deutsch, 342 Seiten

ISBN: 978-3-7526-0178-7
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Weimarer Republik stand an ihrem Anfang unter den Folgen des Ersten Weltkriegs. Die Bevölkerung sehnte sich nach Abwechselung. Der Sport und die Bars standen dabei im Mittelpunkt. Der erste große Sportstar der Weimarer Republik wurde der aus Magdeburg stammende Boxer Hans Breitensträter, der schon vor seiner Karriere ein bewegtes Leben hatte. Der "blonde" Hans wurde der Liebling der Massen und ein gern gesehenes Mitglied der High Society der Weimarer Republik. Der deutsche Meister im Schwergewichtsboxen war der Vorgänger Max Schmelings, mit dem er, der ältere Breitensträter, sehr befreundet war. Viele namhafte Künstler huldigten ihm. Er wurde in Bildern und Skulpturen verewigt.
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Der Durchbruch
Der 23. April 1920 war ein bedeutender Tag in der deutschen Boxgeschichte. Irgendwo im regnerischen Berlin traf Hans Breitensträter, der von allen nur der „blonde Hans“ genannt wurde, an diesem Tag die letzten Vorbereitungen für seinen wichtigen Boxkampf gegen den Hamburger Otto Flint, den ersten inoffiziellen Deutschen Meister im Schwergewicht. Er hatte mit Flint noch eine Rechnung offen. Der junge Breitensträter, der am Anfang seiner Karriere als Profiboxer stand, trat erneut gegen Flint an, der ihn sechs Monate zuvor nach 15 Runden nach Punkten besiegt hatte. Breitensträter hatte sich akribisch vorbereitet. Im Sparringstraining absolvierte er Runde um Runde. Seine Sparringsgegner spürten in jeder Phase der Runden, dass er einen unbändigen Siegeswillen hatte. Der Sandsack wurde malträtiert. Das Springseil flog nur so durch die Luft. Er wirkte deutlich muskulöser als beim ersten Kampf. Hans Breitensträter war bis in die Haarspitzen motiviert. Seine Gedanken kreisten seit Wochen nur um diesen Kampf. Er wollte die Chance seines Lebens unbedingt nutzen. Für Breitensträter stand viel auf dem Spiel. Er wollte erstmals die Krone im deutschen Schwergewicht erringen. Der Fortgang seiner noch jungen Boxkarriere hing von diesem einen Abend ab. Breitensträter hatte hart trainiert und – wie er selbst in seinen Erinnerungen schrieb – allein acht Tage an der Taktik gefeilt, mit der er Flint besiegen wollte.1 Gerade die Taktik musste Breitensträter besonders trainieren, denn er war recht unerfahren. Sein Manager Buß und sein Betreuer André Picard befanden sich in den letzten acht Tagen vor dem Kampf immer an seiner Seite. Breitensträter trainierte immer wieder die Fähigkeiten, die einen guten Boxer ausmachen: Geschwindigkeit, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit der Hände und der Füße sowie mentale Stärke. In diesen frühen Zeiten des Boxens setzten die Boxtrainer weniger Sportgeräte ein. Der Schwerpunkt lag auf Sparringsübungen. Die Trainingsintensität war damals lange nicht so hoch wie heute. Das Training erfolgte planlos und nur sporadisch. Eine höhere Trainingsintensität war aufgrund der vielen Kämpfe, die die Boxer in schneller Abfolge absolvieren mussten, auch zeitlich gar nicht möglich. Heutige Boxer bereiten sich etwa zehn Wochen auf einen Fünfzehnrundenkampf vor. Der blonde Hans absolvierte allein in neun Jahren als Profi sechsundneunzig Kämpfe, von denen er zwanzig verlor und neun Unentschieden boxte. Seine Trainingsphasen konnten nur kurz sein. Eine spezielle Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner erfolgte nur bei wichtigen Kämpfen. Aufgrund des umfangreichen Trainings schlägt der heutige Durchschnittsboxer schneller, häufiger, treffsicherer, härter und damit wirkungsvoller als der Durchschnittsboxer zwischen den Kriegen. Breitensträter zeichnete sich allerdings schon damals dadurch aus, dass er härter als viele andere Schwergewichtler schlug. Max Schmeling war wohl derjenige, der als deutscher Boxer am Härtesten zuschlagen konnte und dabei auch noch sehr treffsicher war. Der bevorstehende zweite Kampf zwischen Flint und Breitensträter war insbesondere deshalb brisant, weil der Manager Thomas C. Buß nach dem ersten Kampf zwischen den beiden Boxern das Management von Flint niedergelegt hatte und Breitensträters Impresario geworden war, denn er sah in Breitensträter die Zukunft. Buß hatte schon längst erkannt, dass der junge „blonde“ Breitensträter besser zu vermarkten war als der etwas knorrig wirkende Flint. Schließlich ging es um viel Geld. Boxen war im Berlin der zwanziger Jahre die aufkommende Sportart. Der Fußballsport hatte damals bei weitem noch nicht diese sportliche und gesellschaftspolitische Bedeutung wie heute. Er war in erster Linie ein Arbeitersport, der noch keine gesellschaftspolitische Bedeutung entwickelt hatte. Zwar spielten die Arbeiterfußballer schon ab 1920 eigene Bundesmeisterschaften aus. Jedoch blieben die Arbeiter unter sich. Im Jahr 1924 reiste eine Auswahl nach Paris und reichte den Franzosen versöhnlich die Hand. Es war der erste offizielle Sportaustausch mit dem Erzfeind Frankreich nach dem ersten Weltkrieg. Die Presse berichtete wenig über Fußball, denn der zog keine Massen an und blieb ein Sport der Arbeiterklasse. Fußball wurde damals auch nicht mit der heutigen Professionalität gespielt. Er wurde nur von Amateuren betrieben. Arbeiterfußballer respektierten grundsätzlich die Gesundheit ihres Gegenspielers. Letztendlich erkannten sie in ihm auch immer den Klassengenossen und Kollegen, der eine Familie zu Hause hatte, für die er mit seinem Körper Geld verdienen musste. Das Fußballspiel war damals ein eher körperloses, schnelles und offensives Spiel. Knallhartes Tackling oder Wegrempeln des Gegners oder die Grätsche waren verpönt; Torwartattacken verboten. Die Gesundheit der Spieler musste geschützt werden. Der damals nationalkonservative Deutsche Fußballbund konnte mit seinen bürgerlichen Vereinen nicht das ganz große Interesse wecken. Dies änderte sich erst, nachdem die Nationalsozialisten den Fußball auch für sich und ihre Zwecke nutzten. Dies war beim Boxen völlig anders. Zwar steckte auch der Profiboxsport in Deutschland noch in den Kinderschuhen, jedoch waren diese ersten Kämpfe der Auftakt zu einem Boxboom, der bei Experten noch heute als goldene Vergangenheit des Boxens gilt. Bereits die ersten Boxkämpfe unmittelbare nach Kriegsende zogen viele Zuschauer an. Sie interessierten sich für die Athletik und Dynamik des Boxsportes. Für viele von ihnen ging es erst richtig los, wenn Blut floss. Die Rücksichtlosigkeit des Boxens war faszinierender als der Fußball; das Boxen spektakulärer als Fußball. Die Menschen wollten ein Spektakel erleben. Sie hatten lange genug während des Krieges unter Entbehrungen gelitten. Die Freude am Leben war bis zu diesem Zeitpunkt eindeutig zu kurz gekommen. Der Kampf zwischen Breitensträter und Flint war einer der ersten Kämpfe, der die Boxfans schon im Vorfeld elektrisierte. Sie fieberten dem Kampf entgegen. Die Presse hatte bereits einige Tage vorher über die Vorbereitungen des Kampfes ausführlich berichtet. Der Zirkus Busch in Berlin-Mitte war restlos ausverkauft. Aufgrund des Andrangs musste das Gelände aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt werden. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um den Verkehr rund um den Zirkus Busch zu regeln. Keiner rechnete mit einer schnellen Entscheidung. Alle gingen davon aus, dass der Kampf über die damals üblichen vollen fünfzehn Runden gehen würde. Breitensträter war der absolute Außenseiter. Die Quoten der Buchmacher für einen Sieg Breitensträters waren sehr hoch. Für ihn sprachen die jugendliche Unbekümmertheit und sein draufgängerischer Kampfstil; für Flint die Erfahrung. Der Hamburger Flint war bereits am 7. November 1911 der erste deutsche Schwergewichtsmeister geworden. Er hatte Paul Mond in der zweiten Runde ausgeknockt. Flint hielt den deutschen Meistertitel fast ein Jahrzehnt. Die VII. Olympischen Spielen in Antwerpen wurden am selben Tag eröffnet. Doch das Interesse für diese Sportveranstaltung war schlichtweg nicht vorhanden, denn deutsche Sportler durften aufgrund der Rolle Deutschlands im Ersten Weltkrieg nicht teilnehmen. Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg beschlossen die Siegermächte im Umfeld der Pariser Vorortverträge, Deutschland und dessen Verbündete nicht an den Olympischen Sommerspielen 1920 teilnehmen zu lassen. Der stattgefundene Machtwechsel und die Errichtung der demokratischen Republik halfen nicht. Die Deutschen blieben auch noch 1924 von den olympischen Spielen ausgeschlossen, während seine Verbündeten wieder teilnehmen durften. Die Menschen interessierten sich im Jahre 1920 sportlich gesehen nur für die bevorstehende Ringschlacht, die in ihrer Stadt stattfinden sollte. Im Zirkus Busch saßen immerhin dicht gedrängt fast 5.000 Menschen und warteten auf die beiden Boxer. Der 1893 errichtete Zirkusneubau in der Burgstraße, nahe dem Bahnhof „Börse“, heute S-Bahnhof Hackescher Markt, war zunächst als Zirkusbau mit einer entsprechenden Manege konzipiert worden. Nach der letzten Vorstellung des Zirkus am 31. März 1914 baute Paul Busch das Gebäude – wie schon seit 1911 von ihm geplant – zu einem Varietétheater um. Die ersten öffentlichen Boxveranstaltungen fanden 1919 im Zirkus Busch statt, denn der Zirkusbau hatte die größte Zuschauerkapazität in Berlin. Der Veranstalter zögerte den Beginn der Veranstaltung immer wieder hinaus. Ihm war an dem Umsätzen des Bierverkaufs gelegen. Erst als die Menge anfing, zu meutern, ließ sich der Kampfbeginn nicht länger hinauszögern. Bereits beim Einmarsch der Boxer konnten die Zuschauer erkennen, dass Breitensträter einen körperlich vorzüglichen und austrainierten Eindruck machte. In seinen Augen war sein Siegeswillen abzulesen. Otto Flint Die ersten Runden im Kampf mit Otto Flint waren ausgeglichen. In der fünften Runde schlug Breitensträter Flint zu Boden. Er wurde ausgezählt. Entgegen...


Vortmann, Jürgen
Jürgen Vortmann, von Beruf Rechtsanwalt, hat eine Vielzahl von juristischen Fachbüchern und historischen Büchern geschrieben. Darüber hinaus hat er in verschiedenen Werken Kurzbiographien verfasst, u.a. für die Neue Deutsche Biographie. Er legte hier seine erste vollständige Biographie vor, die das Leben einer der schillerndsten Personen der Weimarer Republik spannend schildert. Dabei wird nicht nur die Person "Breitensträter" beschrieben, sondern auch die Zeit, in der er lebte.


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