Wagner | ... und neben mir die See | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 364 Seiten

Wagner ... und neben mir die See

Auf heißen Sohlen rund um die Nordsee

E-Book, Deutsch, 364 Seiten

ISBN: 978-3-7583-5665-0
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Reinhard Wagner wanderte in der Zeit von 2016 bis 2021 in vier langen Etappen ein Mal rund um die Nordsee. Dabei folgte er den Nordseeküsten der Shetland und Orkney Inseln, denen von Schottland, England und den Niederlanden, von Deutschland, Dänemark und Norwegen über insgesamt 5.600 Kilometer. In diesem Buch nimmt er seine Leser mit zu beeindruckenden Küstenlandschaften und lässt sie teilhaben an seinen Erlebnissen und Begegnungen.

Reinhard Wagner, pensionierter Grundschullehrer aus dem östlichen Rhein-Sieg-Kreis, lässt seit vielen Jahren andere an seinen Reisen und Wanderungen teilhaben - mit von Hand geschriebenen Tagebüchern über Radtouren zur Jugendzeit bis hin zu verlegten Reiseberichten über Wanderungen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Seine Wanderungen führten ihn z.B. auf Pilgerwegen von zuhause nach Santiago de Compostela, Rom, Trondheim, in den hohen Norden Skandinaviens, nach Island, Schottland und England, auf das Grüne Band Deutschlands (ehemalige innerdeutsche Grenze) sowie auf den Europäischen Fernwanderweg Nr. 1 von Flensburg nach Genua.
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Shetland Inseln und Orkneys Küstenlandschaft beim Eshaness Circle Halbinsel Hillswick Ness Tombolo hinüber nach St Ninians's Isle Der Verkehr hält sich in Grenzen „Shetlands Crofter Museum“ bei Dumrossness Mit dem Schlauchboot hinüber nach Noss Brütende Basstölpel auf Noss Atemberaubende Klippen auf Noss Lerwick - Hauptort der Shetlands St Magnus Kathedrale in Kirkwall (Orkneys) Hafenidylle in Kirkwall Unterwegs auf den Orkneys Bei einer Unterkunft drei Tage später, dem B&B Solbrekke in Leebitten, erwartet mich eine andere Überraschung. 03. Mai 2016 Dear Janette Quarff - Leebitten (14 km) Viel früher als erwartet bin ich am Ziel, in Leebitten. Auch die Straße meines B&B, die Park Road, fällt mir sofort ins Auge. Am dritten Haus steht mit eisernen Lettern "Solbrekke" an der Hauswand angeschlagen. Aber wo ist der B&B-Hinweis? Mhm... Ich klopfe an die Tür des verglasten Windfang-Vorbaus. Keine Reaktion. Ich drücke die Türklinke, die Tür geht auf. Die nächste, die eigentliche Haustür, steht einen Spaltbreit auf. Ich klopfe wieder. Keine Reaktion. "Hello?... Hellooooo???" Keine Reaktion. Im Vorbau steht ein Sofa. Ich lege ab, setz mich hin, überlege. Ob das hier überhaupt nicht das B&B ist? Und ich bin hier kackfrech so eingedrungen? Kann ja nicht sein... Park Road, Solbrekke, stimmt doch alles! Trotzdem zücke ich mein Handy und rufe die mir vorliegende B&B-Nummer an. Das Klingelzeichen ertönt im Handy - und es bimmelt auch drinnen. Na also, ich muss richtig sein. Vielleicht ist Mrs. Stove auch nur mal außerhäusig. Ich bin ja auch sehr früh dran, sie rechnet einfach noch nicht mit mir. Also warten! Ich sitze doch eigentlich gut hier, warm ist es in dem Glaskasten auch. Ich schaue meine Fotos durch, beginne mit dem Schreiben. Nach einer Stunde hole ich mir meinen Fluffitoast raus und belege mir drei Scheiben mit meinem sittenwidrig stinkenden Camembert. Wenn Mrs. Stove gleich nach Hause kommt, wird sie mich sofort lieben. Ich schreibe weiter an meinem Bericht. Nach zwei Stunden fange ich an, mir Sorgen zu machen. Bei so alten Frauen kann man ja nicht wissen, ob sie vielleicht... Ich gehe rüber zum Nachbarn "next door", frage mal vorsichtig nach - und werde beruhigt. Janette ist vor etwa drei Stunden in die Stadt gefahren, kommt bestimmt jeden Moment zurück. "Stadt“ bedeutet in diesem Falle: Lerwick. Nach vier Stunden kommt ein etwa 15jähriger Junge durchs Vorgartentörchen, sieht mich, stutzt, kommt durch die Windfang-Tür und schaut mich verlegen an. Ich schildere ihm mein Begehr, er schaut mich noch verlegener an. Zuerst die Beruhigung: Ja, das ist Granny's B&B. Granny ist aber in die Stadt zum Hairdresser gefahren. Na, einen Termin scheint sie aber nicht gehabt zu haben oder sie hat immens viele Haare auf dem Kopp. Grandsonny bittet mich herein und weist mir unsicher ein Zimmer zu. "But I'm not quite sure..." Ich setze mich auf einen Stuhl und schreibe weiter. Wenn das hier vielleicht doch nicht mein Zimmer ist, will ich mich lieber nicht ins Bett schmeißen. Nach einer weiteren halben Stunde mache ich mir mithilfe des obligatorischen Heißwasserkochers einen Kaffee und... siehe da... da kommt auch schon Granny, frisch gestylt, ganz Lady. Als Janette mich sieht, wird sie etwas blasser um die blasse Nase und fängt ein wenig an zu stottern. Ich helfe ihr ein wenig aus der Verlegenheit, denn offensichtlich hat sie mich schlicht vergessen. Aber ich hatte doch alles, was ich brauchte: eine Sitzgelegenheit, etwas zu essen und ein warmes Umfeld. Ich bekomme ein schöneres, größeres Zimmer im oberen Stockwerk mit Blick auf die Insel Mousa und muss tief in mich hineingrinsen, als Janette mich mit einem Teller selbstgebackenen Kuchens verwöhnt. Na dafür habe ich doch gerne viereinhalb Stunden auf Granny gewartet. Hach, Janette, du bist eine so herrlich unkomplizierte Frau - aber man muss das mögen. Der dicke Broschürenordner auf dem Board in meinem Zimmer, mit den vielen Info-Blättern über alles Wissenswerte über die Region, ist etwas abgegriffen und speckig. Generationen von Gästen müssen hier schon drin gewühlt haben. Die Tassen auf dem "Warm welcome"-Tischchen sind nicht ganz klinisch rein, man muss nacharbeiten. Der Warmwasserkocher funktioniert nicht mehr und mindestens zwei Steckdosen sind defekt. Im Flur steht alles voll mit engbepackten Kisten und Körben, ein Zimmer musste wegen Wasserschaden leergeräumt werden. Vor dem Frühstück deckt sie vor meinen Augen den Tisch und fasst dabei Messer und Gabel keinesfalls am Griff an. Kaffee kommt hochoffiziell aus dem großen Nescaféglas. Ich hatte Rühreier bestellt, aber ein verunglücktes Spiegelei wird mir vorgesetzt. Der Bacon ist fast ungenießbar salzig und die "hot tomatoes" sind kalt. Aber Janette ist bemüht, wahrlich liebenswert, etwas fahrig, aber ungemein stolz auf ihre beiden Enkelsöhne, von denen der eine schottischer Meister im Turnen ist, der andere auf dem besten Weg zum Profifußballer. Nach dem Frühstück hole ich mein Wheelie aus dem Zimmer, während Janette draußen vor ihrer Garage ihre gewaschene (immerhin!) Bettwäsche an die Leine hängt. Als ich sie beim Abschied um ein Foto bitte, ziert sie sich zunächst etwas, stellt sich dann aber in Positur. Im selben Moment frischt eine starke Böe auf und fegt das Bettlaken von der Leine auf die Garageneinfahrt, die nicht ganz frei von Möwendreck ist. Dort bleibt es erstmal liegen, bis wir uns ausreichend voneinander verabschiedet haben. Ob das Bettlaken nochmal gewaschen wird, will ich nicht wissen. Nach einem besonderen Unterkunftserlebnis habe ich kurz darauf wiedermal ein besonderes Weg- und Landschaftserlebnis. Über einen sog. „Tombolo“ (eine breite Sandbank, wo Wellen aus zwei Buchten gleichzeitig auflaufen) gehe ich hinüber auf die menschenleere Insel St. Ninian und mache dort einen mehrstündigen, eindrucksvollen Rundgang. 05. Mai 2016 Kleine, schöne St Ninian's Isle Bigton - St Ninian´s Isle Circle - Dumrossness (19 km) Mit leichtem Gepäck mache ich mich nach dem Frühstück auf den Weg. Mein Wheelie hat mal wieder einen Tag Pause und ich hab's leichter. Zehn Minuten später sehe ich den (bei Shetlandfreunden) bekannten Tombolo vor mir, eine langgezogene Sandbank, die South Mainland mit St Ninian's Isle verbindet. Welch ein Anblick! Von zwei Seiten laufen mächtige Wellenbögen auf die Sandbank auf: von der nördlichen Bigton Wick und der südlichen St Ninian's Bay. Keine Welle will der von der anderen Seite nachstehen. Eine kleine Straße führt zu einem Parkplatz hinab, auf der kein Auto steht. Die Asphaltspur geht über in einen breiten Sandweg, von dem dicke Treckerspuren durch mehrere Dünen auf die Sandbank übergehen. Später erfahre ich, dass Bauern auf die Sandbank fahren, um angeschwemmtes "Kelp" (Seetang) als Zusatzfutter für ihre Rinder in Hängern abzufahren. Mit etwas Mühe stampfe ich auf der Sandbank jetzt St Ninian's entgegen und bin sehr zufrieden damit, dass ich jetzt nicht meinen Wheelie hinter mir herziehen muss. So kann ich mich in diesem beeindruckenden Stück Natur frei bewegen und sie in aller Ruhe genießen. Aber was heißt "Ruhe"? Die Wellen vollführen einen heißen Tanz. Wie bei einem Stereoempfang höre ich sie herangerauscht kommen, um Sekunden später sich mit Donnergetöse zu überschlagen, eine Gischtfahne hinter sich herziehend, und mir dann von beiden Seiten entgegenzurollen. Der Abstand zwischen den auslaufenden Wellen zu beiden Seiten ist gar nicht so groß. Auf Fotos war er mir größer vorgekommen. Auf einmal durchzuckt es mich ein wenig. Mir ist vollkommen aus dem Blick geraten, dass hier ja nun mal die Gezeiten herrschen. Und bei Sturmtiden kann das Wasser schon mal den Tombolo überdecken. Na bravo! Aber dann beruhige ich mich. Der Wind ist zwar wiedermal (oder immer noch) sehr heftig, als Sturm geht er für mich jedoch noch nicht durch. Als sich dann aber nach zwei besonders großen Wellenbergen hinter mir das von beiden Seiten auflaufende Wasser "küsst", werde ich doch etwas schneller. Auf der anderen Seite geht es durch Dünen wieder aufwärts. Ein bisschen wie Robinson Crusoe setze ich meine Füße nun auf St Ninian's Isle, deren Name von St Ninian stammt, dem ersten Bischof, welcher nach Überlieferungen von Irland nach Schottland gekommen sein soll, aber definitiv nie auf den Shetlands war. Obwohl ich die gesamte Insel nicht überblicken kann, bin ich mir sicher, dass ich für die nächsten nicht ganz zwei Stunden mit Schafen, Kaninchen und Seevögeln alleine sein werde. Ein besonderes, aber kein bedrohliches Gefühl. Ich gehe völlig lautlos über die Wiesen, wie über einen dicken Teppich, immer darauf achtend, nicht in die für mich fast schon überproportionierten Hinterlassenschaften der Schafe zu tappen. Doch dies wäre das geringste Problem....


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