Walter | Reichsadler und Brieftaube: Private Postdienstleister in Karlsruhe 1886 - 1900 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 276 Seiten

Walter Reichsadler und Brieftaube: Private Postdienstleister in Karlsruhe 1886 - 1900

E-Book, Deutsch, 276 Seiten

ISBN: 978-3-7469-5376-2
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wir schreiben das Jahr 1886: Das ganze deutsche Postwesen ist von der staatlichen Post besetzt... Wirklich das ganze? Nein! Einige private Postdienstleister hören nicht auf, Widerstand zu leisten. Die Auseinandersetzung zwischen staatlichem Reichsadler und privater Brieftaube war Folge einer erst am 31. März 1900 geschlossenen "Lücke im Postgesetz", die eine innerörtliche Briefbestellung durch private Postdienstleister zuließ. Die Ereignisse in Karlsruhe zeichnen diese spannenden Kapitel der deutschen Postgeschichte im Kleinen nach, angefangen von der Aufbruchsstimmung des Jahres 1886, den Chancen und Versäumnissen der frühen Jahre, dem verdeckten Kampf der Reichspost gegen die ungeliebte Konkurrenz bis hin zu einem erfolgreichen und geschätzten Unternehmen, das erst durch das gesetzliche Verbot der Privatpostfirmen ausgebremst wurde. Auch bei der Spurensuche in der philatelistischen Hinterlassenschaft findet man in Karlsruhe das ganze Spektrum dieser Zeit: Speziell für Sammler hergestellte Ausgaben, seriöse Bedarfspost, innovative Angebote und immer wieder das Thema Werbung.
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2 Privatpostfirmen in Karlsruhe Die Geschichte der privaten Postdienstleister in Karlsruhe spielt sich ab zwischen den Jahren 1886 und 1900. Die Ereignisse dieser Zeit verteilen sich dabei auf eine Reihe von Akteuren, deren Rahmendaten im Folgenden zusammengestellt sind: A) „Privat-Briefbeförderung“ Eröffnet 23. Oktober 1886 Geschlossen 27. April 1887 Eigentümer Ernst Reinhardt   23. Oktober 1886 bis Anfang Dezember 1886 Georg Arnold   Anfang Dezember 1886 bis 14. Februar 1887 Heinrich Zentner   15. Februar 1887 bis 27. April 1887 Büro Friedrichsplatz 3 (März 1886 bis Februar 1887)   Kriegstraße 30 (Februar 1887 - April 1887 Das Unternehmen wird an die „Privat Stadt-Briefbeförderung“ verkauft. B) „Privat Stadt-Briefbeförderung“ Eröffnet 27. Oktober 1886 Geschlossen Mitte April 1888 Eigentümer Karl Anselm & Cie Büro Bürgerstraße 7 Das Unternehmen geht in Konkurs. C) „Privat-Stadtbriefbeförderung“   1. Phase Eröffnet Juni 1888 Geschlossen Dezember 1888 Eigentümer Gustav Adolf Kraut Büro Bürgerstraße 7 Die Geschäftstätigkeit wird eingestellt.   2. Phase Eröffnet Mai 1890 Geschlossen Januar 1893 Eigentümer Gustav Adolf Kraut Büro Amalienstraße 75(?) Der Eigentümer wird wegen Unterschlagung verhaftet. D) „Privat-Brief-Verkehr“ Eröffnet 22. März 1894 Geschlossen 31. März 1900 Eigentümer Jean Nies (50%)   22. März 1894 bis 31. Juli 1895 Anna Maria Hesch (50%)   1. August 1895 bis 31. Mai 1896 Josef Fritz (50%)   1. Juni 1896 bis 31. März 1900 Anna Farrenkopf (50%) vertreten durch ihren Ehemann Valentin Farrenkopf Büro 22. März 1894 bis 31. März 1900 Steinstraße 23 (März bis Oktober 1894) Steinstraße 29 (November 1894 bis Juni 1899) Markgrafenstraße 32 (Juli 1899 bis März 1900) Das Unternehmen muss aufgrund des gesetzlichen Verbots der Privatpostfirmen schließen. Aufbruchsstimmung Obwohl Karlsruhe mit 61.066 Einwohnern im Jahr 1885 lediglich eine mittelgroße Stadt ist und daher nur eingeschränkte Erfolgsaussichten für private Postdienstleistungen bietet, gehen im Oktober 1886 gleich zwei Firmen an den Start. Insbesondere das zweite, von einem Karlsruher gegründete Unternehmen wird in der Presse mit einer Mischung aus Sympathie, Neugier und Lokalpatriotismus begleitet. Friedrich Gutsch, der Herausgeber der „Karlsruher Nachrichten“ und als Mitglied des örtlichen Briefmarkensammlervereins mit einer gewissen philatelistischen Neugier ausgestattet, schreibt in seiner Zeitung immer wieder wohlwollend über die neue Privatpostfirma. Auch die städtische Archivkommission hält im Nachhinein die Gründung der beiden Privatpostunternehmen für so bemerkenswert, dass sie dieses Ereignis in ihrer „Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1886“ unter der Rubrik „Verkehrswesen“ mit einem längeren Absatz würdigt. Diese Ehre wird den privaten Postdienstleistern allerdings nur dieses eine Mal zuteil. Eine der beiden Initiativen zur Gründung einer Karlsruher Privatpost rührt von dem in Heidelberg lebenden Georg Arnold her, der am 31. Juli 1886 in Heidelberg das erste Privatpostunternehmen im Deutschen Reich außerhalb von Berlin eröffnet. Arnold bringt die Geschäftsidee von einem Besuch in Berlin mit, wo er die dortige „Berliner Packetfahrt AG“ kennenlernt. Seine berufliche Laufbahn ist je nach Blickwinkel geprägt von Unstetigkeit bzw. Unternehmergeist, in den Heidelberger Adressbücher wird er in den Jahren von 1878 bis 1886 mit wechselnden Berufen aufgeführt: Er versucht sich als Buchhalter, Betreiber eines Tabak- und Zigarrenladens, Inhaber eines Kohlengeschäftes, Kommissionsreisender und Musiklehrer („Musikdirektor“), bevor er 1886 zum Privatpostunternehmer wird. Die Idee, Postdienstleistungen in Konkurrenz zur Reichspost anzubieten, ist jedoch schwieriger umzusetzen als gedacht, so dass er schon ein Jahr später seine Heidelberger Firma im Wesentlichen auf den Markenverkauf an Sammler umstellt. Ab 1894 firmiert er als Briefmarkenhändler. In der zweiten Jahreshälfte 1886 glaubt er jedoch noch an seinen Erfolg als lokaler Privatpostunternehmer. Und warum soll er sich dabei auf seine Heimatstadt beschränken, gibt es doch eine Reihe von Unternehmerkollegen, die Firmen in mehreren Städten gegründet haben. So expandiert Arnold und eröffnet in schneller Folge eigene Firmen in Karlsruhe, Leipzig (11. November 1886) und Mannheim (26. Dezember 1886). Auf der Suche nach einem Leiter für das geplante Karlsruher Unternehmen stößt er auf Ernst Reinhardt. Die Heidelberger Adressbücher erwähnen Reinhardt erstmals in der Ausgabe von 1867/1868 (in der Schreibweise „Reinhart“), wohnhaft in der Oberen Neckarstraße 5. Ernst Reinhardt hat das Schneiderhandwerk erlernt und wird im Branchenverzeichnis als Herrenschneider bzw. Kleidermacher geführt. Ab 1876 ist er zusätzlich Brennholz- und Kohlenhändler, ohne das Schneiderhandwerk ganz aufzugeben. Da sowohl Arnold als auch Reinhardt in der Altstadt von Heidelberg wohnen und Arnold 1884 kurzzeitig ein Kohlengeschäft betreibt, ist man sich wahrscheinlich in dieser Zeit begegnet. Reinhardt ist der Geschäftsidee gegenüber aufgeschlossen. In zehn Arbeitsjahren als Kaufmann hat er gelernt, ein Geschäft zu führen, Kenntnisse in der Führung eines Postunternehmens bringt er allerdings nicht mit. Unterschrift Ernst Reinhardt Über die Vorbereitungen zur Gründung des Unternehmens gibt es nur wenige Unterlagen. Lediglich in den „Karlsruher Nachrichten“ findet sich eine Anzeige, in der Ende Oktober 1886 ohne Nennung der Aufgabe junge Leute, wahrscheinlich als Zusteller, gesucht werden. Bei der Wahl seines Büros beweist Reinhardt Chuzpe: Das Haus Friedrichsplatz Nr. 3 ist direkt neben dem Sitz der kaiserlichen Reichspost (Friedrichsplatz Nr. 1) gelegen, auch wenn Reinhardt sein Büro nur im Hinterhaus dieser repräsentativen Wohnanlage mietet. Der Eingang zum Büro liegt direkt zwischen „(kaiserlicher) Brief und Paketpost“. Straßenfront Haus Friedrichsplatz Nr. 3 Ende des 19. Jahrhunderts Am 16. und 18. Oktober tritt Reinhardt zum ersten Mal mit einer Anzeige an die Öffentlichkeit und kündigt die Eröffnung seiner Firma für Mittwoch, den 20. Oktober 1886 an: Anzeige von Ernst Reinhardt im „Karlsruher Tagblatt“ vom 16. Oktober 1886 zur geplanten Eröffnung einer „Privat=Brief=Beförderung“ Sein mit den Gebührensätzen des Heidelberger „Privat-Brief-Verkehr“ identischer Tarif in Höhe von 2 Pfennig für geschlossene Schreiben sowie 1 Pfennig für offene Sendungen ohne Gewichtsbegrenzung unterbietet die Taxe der Reichspost deutlich. Den geplanten Eröffnungstermin 20. Oktober kann er allerdings nicht ganz einhalten, die tatsächliche Eröffnung erfolgt am 23. Oktober, drei Tage später als vorgesehen. Anzeige von Ernst Reinhardt...


Walter, Oswald
Nach Physikstudium und 30 Jahren in der IT-Branche hat Dr. Oswald Walter sein Faible für das Thema „Geschichte“ (wieder-) entdeckt und sich auf ein spezielles Kapitel der deutschen Postgeschichte spezialisiert, nämlich die Zeit der privaten Postdienstleister am Ende des 19. Jahrhunderts. Unterstützt durch seine Kenntnis der philatelistischen Hinterlassenschaft dieser Firmen und auf Basis umfangreicher Recherchen in Archiven sind so in den letzten Jahren eine Reihe von Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zum Thema private Postdienstleister vor 1900 sowie eine Abhandlung mit dem Thema „Privatpost – Außergewöhnliches und Kurioses“ entstanden. Da seine Neugier insbesondere den Verhältnissen in Baden gilt, hat er die Geschichte der Privatpostfirmen in Karlsruhe, Mannheim und Freiburg unter die Lupe genommen und die Ergebnisse als Buch veröffentlicht; weitere Arbeiten über Pforzheim und Heidelberg sind in Planung.

Nach Physikstudium und 30 Jahren in der IT-Branche hat Dr. Oswald Walter sein Faible für das Thema "Geschichte" (wieder-) entdeckt und sich auf ein spezielles Kapitel der deutschen Postgeschichte spezialisiert, nämlich die Zeit der privaten Postdienstleister am Ende des 19. Jahrhunderts. Unterstützt durch seine Kenntnis der philatelistischen Hinterlassenschaft dieser Firmen und auf Basis umfangreicher Recherchen in Archiven sind so in den letzten Jahren eine Reihe von Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zum Thema private Postdienstleister vor 1900 sowie eine Abhandlung mit dem Thema "Privatpost – Außergewöhnliches und Kurioses" entstanden. Da seine Neugier insbesondere den Verhältnissen in Baden gilt, hat er die Geschichte der Privatpostfirmen in Karlsruhe, Mannheim und Freiburg unter die Lupe genommen und die Ergebnisse als Buch veröffentlicht; weitere Arbeiten über Pforzheim und Heidelberg sind in Planung.


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