Weber | 100 Punkte Tag für Tag | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Weber 100 Punkte Tag für Tag

Miethühner, Guerilla Grafting und weitere alltagstaugliche Ideen für eine bessere Welt

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7017-4530-2
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Je weniger Punkte ein Produkt hat, desto besser für den ökologischen Fußabdruck - und für unser Wohlbefinden.

Wie verbessert man seinen ökologischen Fußabdruck und lebt dabei trotzdem gut? Wie sieht ein bewusster und schonender Umgang mit der Umwelt aus? Thomas Weber gibt konkrete Antworten auf diese Fragen und beschreibt Konzepte, die für jeden realisierbar sind. Mit Initiativen wie "Miete ein Huhn!"' "Hack die Thujen klein!" und "Lass deine Sklaven frei" sind ungewöhnliche Ideen dabei, die sich alltagstauglich umsetzen lassen. Nach dem großen Erfolg von "Ein guter Tag hat 100 Punkte" stellt dieser Band weitere Möglichkeiten vor, das Leben nachhaltiger zu gestalten. Thomas Webers Vorschläge sind kreativ, manchmal provokant und immer eine Bereicherung.
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Die Pizza, der Papst und ich Eine Erklärung vorab
Im Grunde ist es ganz einfach: Dieses Büchlein soll zum Nachmachen animieren, dich zum Weiterdenken anregen und insgesamt inspirieren. Deshalb freue ich mich auch über Widerspruch, über deine Einwände und weiterführenden Gedanken. Denn keiner von uns hat die Wahrheit gepachtet, auch ich nicht. Und allein wäre die Sache ohnehin aussichtslos. Da gehe ich ausnahmsweise sogar mit dem Papst d’accord, der mich immerhin dazu brachte, erstmals eine Enzyklika zu lesen, eine päpstliche Verlautbarung. Aus Neugier, und auch, weil ich wissen wollte, ob Franziskus wirklich ein »grüner Papst« ist und als Mitstreiter zu erachten wäre. Die frohe Botschaft lautet: Ja, das ist er! Für uns aufgeklärte Menschen bleibt der Papst – wie jede andere real existierende Gestalt mit Rechtfertigung von »oben« auch – eine eher ambivalente Figur. Herr und Herrscher über einen weltlichen Verein, der zwar in Rückzugsgefechte verstrickt, in vielem aber eben doch nah dran an realen Problemen und Nöten der gemeinen Existenz ist. Auch in seiner schwülstig betitelten Schrift Über die Sorge für das gemeinsame Haus, die vordergründig von Umwelt, Klimawandel und seinen sozialen Auswirkungen handelt, sich letztlich aber unserer Lebensgrundlage widmet, unserem einzigen Habitat, dem gemeinsamen Haus eben. Neu ist das freilich nur aus vatikanischer Sicht. Denn die Enzyklika beruft sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns seit Jahren nicht gerade vorenthalten werden. Dass der Papst in seinen Ausführungen allerdings das Anthropozän anerkennt – das vom Menschen geprägte Erdzeitalter, in welchem die Menschheit zum dominierenden Einflussfaktor geworden ist, der Veränderungen selbst geologischer Reichweite verursacht hat –, das kommt einer Revolution gleich. Aufs Individuum heruntergebrochen, heißt das nichts weniger, als dass sich kein Mensch aus seiner Verantwortung stehlen kann. Handeln im Hier und Jetzt, das ist das Gebot der Stunde. Was kann ich tun? Das haben sich viele von uns lange vor dem Papst gefragt. Möglichkeiten und Antworten möchte ich auf den folgenden Seiten aufzeigen. Wobei der Papst dabei nicht die geringste Rolle spielt. Wenn man will, kann man die folgenden 23 Kapitel als Fortsetzung meines 2014 erschienenen Buchs Ein guter Tag hat 100 Punkte lesen, in dessen Untertitel ich nicht weniger als alltagstaugliche Ideen für eine bessere Welt versprochen habe. Dem folgend handelt es sich hier einfach um weitere Ideen. Band eins gelesen zu haben, ist keine Voraussetzung. Wobei er als ergänzende Lektüre durchaus zu empfehlen ist. Die Reihenfolge ist allerdings unerheblich, und auch die Kapitel in diesem Buch bedürfen keiner chronologischen Vorgangsweise. Beginne einfach dort zu lesen, wo dich deine Neugierde hinführt, wo du Anknüpfungspunkte zu deinem eigenen Leben zu entdecken meinst. Schließlich sind meine Vorschläge für den Alltag gedacht. Wie gehabt bewege ich mich im Koordinatensystem, das die Creative-Commons-Kampagne EinguterTag.org aufgezogen hat. Ganz einfach, weil es sich als leicht fassbares und einfach verständliches Bezugssystem bewährt hat. Die Idee mit den 100 Punkten hatte also nicht ich. Sie stammt von Wirkungsforschern und Designern aus Vorarlberg und der Schweiz. Der Satz »Ein guter Tag hat 100 Punkte« ist einprägsam und entspricht unserer Art zu denken. Und einen Referenzrahmen von 100 Punkten, den kapiert jeder. Diese 100 Punkte entsprechen jenen 6,8 Kilogramm CO2, die statistisch jedem einzelnen Erdenbürger zur Verfügung stehen, damit wir global betrachtet nicht über unsere Verhältnisse leben. Käme jeder Einzelne mit 100 Punkten aus, dann würden wir gemeinsam nicht auf Ressourcen zurückgreifen, die in Folge unseren Kindern, Enkeln und Enkelskindern abgehen werden. Genau: 100 Punkte Tag für Tag – das wäre nachhaltig. Unter www.eingutertag.org und auch als App stellen das Unternehmen Kairos und die Agentur integral ruedi baur dieses Koordinatensystem der Allgemeinheit zur Verfügung. Alltagsaktivitäten, Grundnahrungsmittel und weitverbreitete Gewohnheiten sowie der Gebrauch von Konsumartikeln werden dort in einer Datenbank mit Punkten bewertet. 100 Punkte hast du an jedem einzelnen Tag zur Verfügung. Liegst du darüber, dann verbrauchst du mehr Ressourcen, als dir von Natur aus zustehen. Praktisch bedeutet das: Kaufst du dir in der Früh einen Coffee to go, dann bemisst sich etwa ein Cappuccino mit 3 Punkten. Schlürfst du ihn im Einwegbecher, dann kommen je nach Ausführung oder Beschichtung noch einmal 0,5 bis 2,5 Punkte dazu. Die Hebel, um hier Ressourcen zu sparen, sind offensichtlich: Trinkst du den Kaffee zu Hause, auf der Uni oder im Büro oder hast du unterwegs gar einen Mehrwegbecher dabei, lässt sich ohne Einschränkung gleich einmal der halbe Punkteverbrauch einsparen. Trinkst du den Kaffee allerdings auf dem Weg zur Arbeit und alleine im Kleinwagen sitzend, verbraucht allein die Fahrt über zehn Kilometer 17 Punkte. Lenkst du einen SUV, sind es 53 Punkte. Bist du in Begleitung auf dem Elektromoped unterwegs, dann braucht jeder von euch nur 0,1 Punkte. Du siehst schon: Die Auswirkungen deines Alltags sind beachtlich, aber letztlich leicht beeinflussbar. Die Schwierigkeit liegt eher darin, dass in unseren Breiten im Schnitt jeder und jede Einzelne täglich auf 450 Punkte kommt. Auch kleine Taten sind dabei keinesfalls unnütz. Gerade unser aller Lebenswandel ist ein überdurchschnittlich großer Teil des globalen Problems. Dementsprechend wirkt sich jede Veränderung, die von uns ausgeht, von dir, auch überdurchschnittlich aus. Trotzdem wäre es ein Trugschluss, zu glauben, dass sich die Lösung dieses Problems privatisieren und aufs Individuum abwälzen lässt. Klar ist: Auch wenn du als Einzelner dein Möglichstes tun sollst – wirklich weitreichende Auswirkungen haben vor allem politische Entscheidungen. Ein ganzes Kapitel widme ich folglich der Vergrößerung deines Wirkungskreises, deiner höchstpersönlichen Hebel: Das Kapitel »Werde Bürgermeisterin« ist unmissverständlich als Aufforderung gedacht, in die Politik zu gehen. Ja, ich habe das selbst durchaus auch schon in Erwägung gezogen. Doch letztlich ist das mit meiner Profession als Publizist schwer kompatibel. Darüber hinaus erachte ich mich selbst aber eindeutig nicht als das, was manche vielleicht etwas abfällig einen »Schreibtischtäter« nennen. Von mir Vorgeschlagenes habe ich größtenteils selbst ausprobiert, vieles praktiziere ich gewohnheitsmäßig – und wenn nicht, dann verschweige ich das auch gar nicht. Dass das Überthema Ernährung einen beträchtlichen Teil dieses Buches ausmacht, hat gleich mehrere Gründe. Zuallererst ist es pures Kalkül – essen muss jeder, mehrmals täglich, egal in welchem Alter, in welcher Lebensphase und mit welchem verfügbaren Budget. Außerdem erfasst der Megatrend #Food längst als Lifestyle alle Schichten. Foodies gibt es quer durch die Bevölkerung. Warum also nicht der wachsenden Zahl derer, die wissen wollen, was sie essen, auch reichlich Wissen um Zusammenhänge servieren, das hilft, Dinge zum Besseren zu bewegen? Eben. Denn dass sich möglichst viele von uns fundiert mit Ernährung beschäftigen und dabei zur Erkenntnis gelangen, dass es sich beim Essen zwar um Genuss, aber eben auch um einen politischen Akt handelt, das ist dringend nötig. Schließlich beginnt Ernährung nicht am Teller. Produktionsbedingungen, Landwirtschaft, Ökologie, Soziales, Mobilität und Verkehr, Welthandel und Tierwohl – all diese Bereiche und noch viele mehr werden beim Essen erfasst. Folglich sollten wir sie möglichst oft durchkauen. Bei den unzähligen Gesprächen, die sich nach Erscheinen meines Buches Ein guter Tag hat 100 Punkte ergeben haben – nach Lesungen, am Podium oder bei Diskussionen im kleineren Kreis –, bewegten wir uns fast immer irgendwann im Spannungsfeld Bio vs. Regional. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land, egal, ob ich mit Schülergruppen, mit meinen Studierenden an der Fachhochschule, vor jungen Müttern oder vom Pensionistenkränzchen geladen diskutierte – immer tauchte die Frage auf, was denn wirklich besser wäre: Biolebensmittel oder doch regional Produziertes? Ganz einfach lässt sich das nicht allgemeingültig beantworten. In einem der folgenden Kapitel versuche ich, der Komplexität des Themas gerecht zu werden. »Such dir einen Bauern«, habe ich in meinem ersten Buch geraten. Diese Aufforderung möchte ich an dieser Stelle noch einmal mit Nachdruck wiederholen. Denn das Hinausgehen, das Nachfragen, das eigenhändige Ausprobieren – all das wird Tag für Tag wichtiger. Mit jedem Bauernhof, den unsere Gesellschaft verliert, wird nämlich die Entfremdung...


Thomas Weber geboren 1977, lebt und arbeitet in Wien als Journalist und Herausgeber von "The Gap" (Magazin für Glamour und Diskurs) und "Biorama" (Magazin für nachhaltigen Lebensstil). Mitgründer der Werbeagentur Mountain Mill (Reklame für die Guten). Diskutiert u. a. auf Twitter, wo er als @th_weber aktiv ist.


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