Weber | Auswirkungen des therapeutischen Kletterns auf die sensorische Integration | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 114 Seiten

Weber Auswirkungen des therapeutischen Kletterns auf die sensorische Integration

Untersuchung der visuellen Wahrnehmung bei Kindern mit ADHS

E-Book, Deutsch, 114 Seiten

ISBN: 978-3-656-12333-0
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Masterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Sport - Sportmedizin, Therapie, Prävention, Ernährung, Note: 1,8, Technische Universität Dortmund, Sprache: Deutsch, Abstract: In den letzten Jahren hat sich der Klettersport rasant entwickelt. Handelte es sich am Anfang noch um einen Nischensport, verdeutlichen die aktuell hohe Zahl der aktiven Kletterer sowie die Anzahl der Kletterhallen den Einzug des Kletterns in den Trend- und Breitensport. Aber auch in Therapie und Pädagogik sind in den letzten Jahren verschiedene Ansätze entwickelt worden, die sich die Besonderheiten des Kletterns zu Eigen machen. Therapieansätze, die auf den Grundlagen der Kletterbewegung aufbauen, finden heutzutage vor allem in der Physiotherapie Anwendung. Allerdings liegen zur Wirksamkeit des therapeutischen Kletterns bislang kaum wissenschaftliche Erkenntnisse vor, sondern lediglich Erfahrungsberichte und Beobachtungen. Eben diese argumentieren jedoch, dass gerade Kindern mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) vom Klettern als Förder¬möglichkeit profitieren, da von einer Verbesserung der Konzentration und der Wahrnehmungsfähigkeit ausgegangen werden kann. Zudem wird eine Verbesserung der sensorischen Integration sowie der neuronalen Vernetzungen im Gehirn vermutet.

Einen Zusammenhang zwischen der ADHS und der sensorischen Integration wird von mehreren wissenschaftlichen Autoren vermutet, da Kinder mit einer ADHS häufig Wahrnehmungsstörungen aufweisen. Eine Förderung der sensorischen Integration durch das Klettern könnte zu einer Verbesserung von und Entwicklung in speziellen Wahrnehmungsbereichen führen. Der Fokus dieser Arbeit liegt daher auf dem Prozess der sensorischen Integration, unter dem das Ordnen und Verarbeiten von Wahrnehmungsinformationen verstanden wird. Eine Vielzahl von Sinnesreizen wird im Gehirn gefiltert, verknüpft und bildet die Grundlage der Wahrnehmung und Bewegung.

Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die

„Auswirkungen des therapeutischen Kletterns auf die sensorisch Integration - Untersuchung der visuellen Wahrnehmung bei Kindern mit ADHS“

zu untersuchen. Im Zentrum galt es, der Frage nachzugehen, ob und inwiefern sich das Klettern auf die sensorische Integration auswirken kann. Hierzu wurden über einen Zeitraum von sechs Wochen, 4 Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren, bei denen eine ADHS vorliegt, im Rahmen von 8 Fördereinheiten mit dem Schwerpunkt „Klettern“ gefördert. Auswirkungen auf die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit wurden mittels eines standardisierten Testverfahrens überprüft.
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3 Wahrnehmung
  Für den Begriff der „Wahrnehmung" ist es schwierig, in der Fachliteratur eine einheitliche Definition zu finden. Dem Begriff kommen je nach theoretischen Grundannahmen der verschiedenen Autoren unterschiedliche Bedeutungen und Gewichtungen zu. Häufig werden die Begriffe der Wahrnehmung und der Wahrnehmungsförderung unklar und unzureichend beschrieben. Einige Autoren setzen den Begriff „Perzeption" mit dem Begriff der Wahrnehmung gleich. Andere wiederum verstehen „Perzeption" als ein Teilprozess der Wahrnehmung. Im Folgenden soll Wahrnehmung nach Zimmer (1995) zunächst als ein aktiver Prozess verstanden werden, „bei dem sich das Kind mit allen Sinnen seiner Umwelt aneignet und sich mit ihren Gegebenheiten auseinandersetzt" (Zimmer 1995, S. 15).   Im nächsten Kapitel werden die wesentlichen Begriffe, die für eine prozessuale Betrachtung von Wahrnehmung bedeutsam sind, dargestellt. Hierbei sollen insbesondere die einzelnen Sinnesmodalitäten Erwähnung finden. Der Prozess der Wahrnehmung wird in die Teilprozesse „sensation" und „perception" unterteilt und anschließend neurophysiologisch erläutert. Des Weiteren wird die sensorische Integrationstheorie nach Jean Ayres sowie die enge Verbindung zwischen Wahrnehmung und Bewegung in der motorischen Anpassungsreaktion verdeutlicht. Im Zentrum steht die Frage, wie unsere Wahrnehmung Informationen erzeugt, um sich im Raum oder an einer Kletterwand zu bewegen.   3.1 Wahrnehmungsprozess
  Die Wahrnehmung ist ein komplexer Prozess, der in mehreren Bereichen des Organismus stattfindet.   Das Zentralnervensystem, bestehend aus Gehirn und Rückenmark, ist eine zentrale Komponente im Wahrnehmungsprozess (Knau, Kormann & Umbach, 2006). Etwa 12 Milliarden Neuronen sind für die Verarbeitung von Meldungen und Informationen aus der Umwelt verantwortlich und bilden die Grundeinheit des Nervensystems.   Die Sinnesorgane unseres Körpers nehmen über die Rezeptoren Reize auf und führen diese zum Zentralnervensystem. Vogel (1992) beschreibt den physiologischen Vorgang der Wahrnehmung in fünf Schritten.   Im ersten Schritt nimmt der menschliche Körper durch spezifische Sinnesorgane, sogenannte Rezeptoren, verschiedene Reize auf. Die Rezeptoren für die Augen empfangen Lichtwellen, die der Nase nehmen Gerüche auf und die Rezeptoren des Bewegungsapparats fühlen die Streckung oder Kontraktion der Muskeln.   Im nächsten Schritt werden die empfangenden Reize von den Rezeptoren in elektrische Impulse umgewandelt. Vogel bezeichnet diesen Vorgang als eine entsprechende Erregung eines „Elektropotenzials“ (Vogel, 1992).   Im dritten und vierten Schritt wird die Erregung über die sensorischen Nervenbahnen weitergeleitet und an spezifischen Stellen des Gehirns aufgenommen.   Der fünfte und letzte Schritt beinhaltet die Verknüpfung des sensorischen Inputs mit dem entsprechenden Umfeld und anderen Erkennungsfeldern.   Die sensorischen Informationen werden in den verschiedenen sensorischen Zentren im Gehirn aufgenommen und verarbeitet, „das heißt sie werden in die bisherigen Erfahrungen und Handlungen richtig eingeordnet“ (Knauf, Kormann & Umbach, 2006, S. 18). Erst diese beiden letzten Vorgänge, die Aufnahme und die Verknüpfung in der Großhirnrinde stellen laut Vogel (1992) die eigentliche Wahrnehmung dar. Der Prozess der Wahrnehmung besteht somit aus einem objektiven Teil, bei dem der Reiz über die Sinnesorgane und Rezeptoren aufgenommen und zum Gehirn weitergeleitet wird, und einem subjektiven Teil, bei dem Sinneseindrücke im Gehirn zu Empfindungen und individuell verschiedenen Wahrnehmungen verarbeitet werden (Zimmer, 1995).   In der amerikanischen Fachliteratur werden die Begriffe „sensation“ (Reiz) und „perception“ (Verarbeitung, Wahrnehmung) gebraucht, um zwischen dem physikalischen Vorgang und der subjektiven Bedeutungsgebung zu unterscheiden (Zimmer, 1995). Die Wahrnehmung im gesamten Wahrnehmungsprozess ist somit die „sinngebende Verarbeitung von Reizen unter Einbezug von Erfahrungen, Lernen und Empfindungen“ (Fröhlich, 2005, S. 12).   Im Gegensatz zur traditionellen Wahrnehmungspsychologie wird der Wahrnehmungsablauf in dieser Arbeit als „aktiver“ Prozess oder auch als „ökologischer Ansatz“ bezeichnet, den Gibson (1982) entgegen den herkömmlichen Wahrnehmungstheorien erstmalig formulierte. Dabei wird der Mensch nicht nur als passives Wesen verstanden bei dem die Sinnessysteme passiv von Stimulationen berieselt werden, sondern als aktives Wesen, das erst durch die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt wahrnehmen kann (Kaufmann-Hayoz & van Leeuwen, 2003). Nach diesem Ansatz werden beispielsweise visuelle Reize vom visuellen System zwar aufgenommen, aber erst durch die Fixierung der Augen sowie der Steuerung des Kopfes sehen wir nicht nur, sondern erfassen aktiv die Umwelt, konstruieren sie und nehmen sie wahr. Kaufmann-Hayoz und van Leeuwen (2003) erläutern hierzu:   Gegenstände, die unseren Körper berühren, spüren wir nicht nur, sondern wir betasten sie und betrachten sie gleichzeitig. Wir hören nicht nur, sondern wir horchen oder lauschen und begeben uns dazu in eine Position, in der das, was wir hören wollen, in optimaler Klarheit auf unsere Ohren auftrifft, und wir versuchen störende Geräuschquellen zu eliminieren (Kaufmann-Hayoz & van Leeuwen, 2003, S. 866).   Die Wahrnehmung ist somit aktiv und eng mit den Handlungsmöglichkeiten eines Menschen verknüpft und ein „notwendiger und integraler Bestandteil menschlichen Handelns" (Fischer, 2003, S. 130). Der Mensch muss sich eigenständig mit der Welt auseinandersetzen, um sich weiterzuentwickeln. Wahrnehmung ist somit nicht nur das Ergebnis der Informationsvermittlung, sondern entsteht in einem konstruktiven Prozess in der Auseinandersetzung mit der Umwelt (Friedlein, 2006).   3.2 Neurophysiologische Grundlagen der Wahrnehmung
  Bevor näher auf die sensorische Integration eingegangen wird, erfolgt zunächst die Darstellung der neurophysiologischen Sichtweise als Grundlage der Wahrnehmung. Dabei soll die Beschreibung des Zentralnervensystems keineswegs eine Reduktion menschlichen Verhaltens auf die bloße Funktion eines speziellen Organs darstellen (Büker, 2005). Die Wahrnehmung ist viel mehr Teil eines ganzheitlichen Geschehens und Erlebens und somit abhängig von Gefühlen, augenblicklicher Befindlichkeit, Stimmung, Atmosphäre sowie Erinnerungen und Vorwissen einer Person. Die Reizaufnahme ist bereits ein aktiver Prozess, bei dem die bedeutungsvollen Reize für eine spezifische Situation aussortiert werden (Büker, 2005).   Aus neurophysiologischer Sicht stellt die Wahrnehmung einen komplexen Vorgang von elektrischen und chemischen Energieübertragungen und Umwandlungen dar (Fischer, 2003). Sinnes- und Nervenzellen sowie Muskelfasern sind in der Lage ihre elektrischen Eigenschaften „zu verändern und zur Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen zu nutzen" (Fischer, 2003, S. 18). Mehrere Milliarden dieser Zellen sind zu komplizierten Netzwerken verknüpft und bilden das Nervensystem. Dieses setzt sich aus dem Zentralnervensystem und dem peripheren Nervensystem zusammen (Abb. 3). Die Verbindungen zu den Skelettmuskeln und Sinnesorganen werden von dem somatischen Nervensystem gestellt, während das vegetative Nervensystem für die Versorgung der inneren Organe zuständig ist (Fischer, 2003).     Abb. 3: Das Nervensystem (Fischer, 2003, S. 25).   Das Neuron, die Nervenzelle, bildet die Grundeinheit des gesamten Nervensystems. Der Bauplan der Zelle ist immer gleich, jedoch können sie sich in Größe und Form unterscheiden. Im Nervensystem bilden die Neuronen Funktionsverbände in Form von unterschiedlichen Bahnen (Büker, 2005).   Die afferenten oder auch aufsteigenden Nervenbahnen, die sich innerhalb der Wirbelsäule befinden, leiten die Erregungen und somit die Informationen von den Sinnesorganen zum Zentralnervensystem. Außerhalb des Zentralnervensystems, in den vegetativen Ganglien, liegen die efferenten, absteigenden Nervenbahnen, die ihre Befehle vom Zentralnervensystem erhalten und diese zu den peripheren Organen, den Muskeln weiterleiten (Fischer, 2003). Häufig werden diese auch als motorische Nervenfasern bezeichnet.   Das Gehirn, als das komplexeste menschliche Organ, setzt sich aus unterschiedlichen Hirnarealen zusammen (Abb. 4), denen bestimmte Funktionen zugeordnet werden können (Zimmer, 2010). Es wird von mehreren schützenden Hüllen umgeben und verfügt beim Menschen über ca. 13 Milliarden Nervenzellen (Fischer, 2003). Bei einem Längsschnitt durch das Gehirn werden verschiedene Bereiche sichtbar. Im Folgenden werden die vier bedeutendsten und funktionellsten Einheiten erläutert.   Im Hirnstamm kommen alle eingehenden Reizinformationen zusammen. Die Voraussetzungen für bewusstes und zielgerichtetes Verhalten, für das die Großhirnrinde zuständig ist, werden hier geschaffen (Büker, 2005). Die „formatio reticularis" ist eine netzförmige Nervenmasse und zieht sich durch den ganzen Hirnstamm. Sie verfügt über eine Vielzahl von afferenten und efferenten Verbindungen und ist mit allen Sinnesorganen verbunden (Büker, 2005). Somit enthält sie sensorische...


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