Weber | Honor Harrington: Schatten der Freiheit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 31, 351 Seiten

Reihe: Honor Harrington

Weber Honor Harrington: Schatten der Freiheit

Roman

E-Book, Deutsch, Band 31, 351 Seiten

Reihe: Honor Harrington

ISBN: 978-3-8387-5380-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Das Sternenkönigreich Manticore führt einen Vielfrontenkrieg. Admiral Michelle Henke ist Honor Harringtons beste Freundin und eine der wichtigsten Kommandantinnen der Flotte. Ihre bisherige Leistung zeigt deutlich, dass sie entscheidend zum Sieg beitragen könnte. Doch bald muss sich Henke entscheiden: zwischen ihren Befehlen oder einer Rebellion...
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Kapitel 2
»… bisher noch nichts von Gold Peak oder Medusa gehört«, sagte Captain Sadako Merriman. Sie blickte von dem Minicomputer auf, dessen Display ihre aktuellen Notizen anzeigte. »Davon ausgehen, dass die beiden Däumchen drehen, sollte man deswegen aber nicht, Herr Kommissar.« Sie schnitt eine Grimasse. »Im Gegenteil: Die beiden sind sicher bereits sprungbereit. Aber was genau sie planen, davon haben wir keine Ahnung.« Merriman, schlank und zierlich, zählte aus mehrerlei Gründen nicht zu den Offizieren der Grenzflotte, die Lorcan Verrochio besonders schätzte. Vor allem eines ärgerte ihn: Sie zeigte sich stets unbeeindruckt von ihm. Zudem erlaubte sie sich, ihm immer und überall die Wahrheit zu sagen. Gut, das sprach eigentlich für sie, auch wenn ›davon haben wir keine Ahnung‹ nicht gerade das war, was er von seiner leitenden Nachrichtenspezialistin hören wollte. »Aber selbstverständlich sind wir an der Sache dran, Herr Kommissar«, warf Francis Thurgood ein. Den Commodore schätzte Verrochio sogar noch weniger als Merriman – ein allerdings zweifelhaftes Privileg. »Aber nach dem, was Admiral Crandall widerfahren ist, müssen wir viel umsichtiger vorgehen. Beispielsweise würden uns die Mantys wohl kaum willkommen heißen, wenn wir ihnen einen Hafenbesuch abstatteten.« »Dessen bin ich mir bewusst, Commodore, vielen Dank«, erwiderte Verrochio so freundlich wie möglich. Der untersetzte Commodore machte den Eindruck eines wettergegerbten Naturburschen. Das empfand Verrochio als sonderbar. Schließlich hatte der Mann praktisch sein ganzes Leben in einer vollständig künstlichen Umgebung verbracht. Thurgood hatte sich dankenswerterweise verkniffen, daran zu erinnern, dass er Crandall seinerzeit gewarnt hatte. Aber selbst seine Prognosen – und er war ein notorischer Schwarzseher – waren weit hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben. »Dass die Mantys beschlossen haben, sämtliche Handelsschiffe aus den solarischen Territorien abzuziehen, erschwert die Informationsbeschaffung ungemein, Herr Kommissar«, meinte Merriman erläutern zu müssen. »In unserem Sektor hier gab es ja sowieso nur wenig manticoranischen Handelsverkehr. Aber es gab zumindest immer ein gewisses Maß an … Fremdbestäubung sozusagen. Handelsschiffer reden nun einmal miteinander, ganz egal, wo man sich trifft. Und sie wissen meist deutlich besser über aktuelle Ereignisse Bescheid, als man meinen sollte. Allein durch Zuhören kann man schon eine ganze Menge in Erfahrung bringen. Aber jetzt ist kein einziger Schiffer mehr da, dem man zuhören könnte.« Verrochio nickte, obwohl er keine Erinnerung daran gebraucht hätte, wie schmerzhaft die Mantys den gesamten interstellaren Handel der Liga getroffen hatten. Bislang war es niemandem gelungen, ihm eine Mitverantwortung für Crandalls Angriff auf das Spindle-System anzulasten. Trotzdem mussten alle hier im Sektor die katastrophalen Konsequenzen ihrer Entscheidung ausbaden – vor allem natürlich der Kommissar vor Ort. Die ersten offiziellen Berichte über den Rückruf sämtlicher Manty-Schiffe von allen Handelsrouten waren vor weniger als zwei Wochen im Meyers-System eingetroffen. Sofort hatte man höheren Orts Verrochio als den zuständigen Kommissar nur allzu gern mit der Nase darauf gestoßen, das alles sei eine direkte Folge von Geschehnissen in seinem Sektor. Man tat es umso nachdrücklicher, je mehr man den Ruin des ganzen Sektors bereits vor Augen hatte. »Bei allem schuldigen Respekt, Herr Kommissar, es wäre auch noch eine andere Möglichkeit denkbar: Vielleicht kommt uns nichts zu Ohren, weil es nichts zu hören gibt«, meldete sich Brigadier General Francisca Yucel zu Wort. Yucel war Oberbefehlshaberin der Gendarmerie im Madras-Sektor, eine blonde Frau mit grauen Augen und dem gedrungenen, massigen Körperbau eines Schwerweltlers. Verrochio musste sich sehr zusammennehmen, nicht das Gesicht zu verziehen, als er sie anblickte. Sie konnte keinen der beiden Grenzflotten-Offiziere leiden: Thurgood war für sie immer nur ›das alte Waschweib‹, und Merriman stecke, so meinte sie, ihre Nase in Dinge, die sie nichts angingen. An keiner Lageanalyse der beiden ließ sie ein gutes Haar. Obendrein war sie eine schlimmere Nervensäge als Merriman und Thurgood zusammen. Aber selbst das bedeutete ja nicht zwangsweise, dass sie Unrecht hatte. »Mir ist durchaus bewusst, dass Sie die Lage anders beurteilen als die Navy, Francisca«, sagte der Kommissar. »Aber Commodore Thurgood und Captain Merriman haben nun einmal die Aufgabe, ein Worst-Case-Szenario aus dem Blickwinkel der Navy zu entwickeln.« »Natürlich.« Yucel gibt sich nicht gerade Mühe, es so klingen zu lassen, als meine sie das ernst, ging es Verrochio durch den Kopf. »Ich bin lediglich der Ansicht, wir sollten nach dem, was in Spindle passiert ist, nicht in Schockstarre verfallen. Mittlerweile muss selbst eine Schwachsinnige wie Gold Peak kapiert haben, dass sie in New Tuscany und Spindle Mist gebaut hat. Dem Reich hat sie einen solchen Schlamassel eingebrockt, dass dessen Regierung längst die Hosen voll hat. Wenn ihre Amtsenthebung und der Befehl an sie, umgehend in die Heimat zurückzukehren, nicht schon in Spindle eingetroffen sind, kann es bis dahin auf keinen Fall mehr lange dauern, Herr Kommissar!« Verrochio nickte das ab, denn er selbst beurteilte die Lage völlig anders. Nichts von dem, was die Mantys bislang getan hatten, ließ sich als Indiz für Rückzugsabsicht deuten. Sicher würde Elizabeth Winton ihre Cousine in absehbarer Zeit nicht von Talbott zurückbeordern. Lediglich eine von Yucels unausgesprochenen Grundannahmen deckte sich mit seiner Einschätzung: Nur ein Wahnsinniger würde einen offenen Krieg mit der Solaren Liga in Erwägung ziehen – waffentechnische Überlegenheit hin oder her. Bedauerlicherweise sah es bislang schwer danach aus, als wären die Mantys tatsächlich wahnsinnig. Yucels Ansicht, man dürfe keineswegs den Eindruck von Beschwichtigungspolitik erwecken, hielt Verrochio dennoch für falsch. Yucel war vor allem daran gelegen, die Arroganz und den Ehrgeiz des Sternenimperiums nicht noch weiter anzustacheln. Man dürfe, so argumentierte sie, sich nicht einschüchtern lassen und nähme so den frechen Emporkömmlingen den Wind aus den Segeln. Das klang vernünftig, und Verrochio hätte gern darauf vertraut. Aber durfte man Wahnsinnigen Vernunft zubilligen? Nach der letzten Serie von Katastrophen genau vor seiner Haustür wollte nicht ausgerechnet er derjenige sein, der sich uneingeschüchtert gäbe – um dann vielleicht herauszufinden, dass die Mantys doch nicht blufften. »Brigadier Yucel könnte durchaus recht haben, Herr Kommissar«, meinte Thurgood. Es entging Verrochio nicht, dass der Commodore keinen Deut aufrichtiger klang als zuvor Yucel. »Doch vorerst hat Gold Peak noch das Kommando – zumindest unseren aktuellsten Meldungen zufolge. Daher dürfen wir wohl von Truppenverlegungen ihrerseits ausgehen. Vielleicht ist sie ja tatsächlich … konfliktbereiter, als ihrer Regierung lieb ist. Taktisch gesehen jedoch lässt sie sich nichts vormachen, und sie hat vor New Tuscany gezeigt, dass sie auch keine Scheu hat, eigenmächtig zu handeln.« Ein dünnes Lächeln huschte über sein Gesicht: Auch Josef Byng hatte er seinerzeit zu warnen versucht. »Ich rechne damit, dass die Flotte der Mantys schon bald deutlich mehr Präsenz entlang unserer Grenze zeigt. In einer Hinsicht bin ich ganz Ihrer Meinung: Weitere Konfrontationen mit der Liga wird Gold Peak, wenn vermeidbar, nicht forcieren. Aber sie wird sich gewiss nicht einfach wieder zurückziehen.« »Wollen Sie damit sagen, sie bereite eine Offensive in den Madras-Sektor vor, Commodore?«, fragte Vizekommissar Junyan Hongbo nach. »Ehrlich gesagt, Herr Vizekommissar, wüsste ich nicht, warum sie das tun sollte – auch wenn ich dafür andere Gründe anführen möchte als Brigadier Yucel. Aber die Wahrheit ist nun einmal: Wir verfügen nicht über genug Feuerkraft, um den Talbott-Quadranten anzugreifen. Verzeihung, ich meine natürlich: den Talbott-Sektor.« Der Commodore verzog gequält das Gesicht. Offenkundig empfand er es als gelinde gesagt albern, dass man beim Liga-Amt für Grenzsicherheit nach wie vor darauf beharrte, die Eingliederung des Talbott-Quadranten in das Sternenimperium von Manticore sei rechtlich gesehen eine zumindest zweifelhafte Angelegenheit. »Meines Erachtens hat Manticore keinen Grund, existierende Eroberungsbestrebungen auf unser Territorium auszudehnen, und zwar aus einer ganzen Reihe von Gründen: Erstens dürfte Manticore nicht an einer Eskalation gelegen sein, genau wie der Brigadier schon sagte. Aber auch wenn Rückzug für Gold Peak nicht infrage kommt, wird sie ihre Schlachtreihe nicht ausdünnen wollen. Wenn sie Truppen umgruppiert, dann nur, um sich gegen eine echte, unmittelbare Bedrohung zu schützen. Da wir hier keine Flottenstützpunkte haben, durch die sich Gold Peak bedroht fühlen könnte, rechne ich damit, dass sie sich für etwaige Einsätze anderweitig orientieren wird. Auch wenn das gewiss niemand von uns gern hört: Wir sind im Augenblick einfach nicht wichtig genug. Gold Peak braucht sich überhaupt nicht um uns zu kümmern.« Oh, vielen Dank aber auch, Commodore, dachte Verrochio säuerlich. ›Nicht wichtig genug.‹ Als hätte das Ansehen der Grenzsicherheit nicht schon genug gelitten. Es störte Verrochio, welche Befriedigung Thurgood daraus zog, diesen Umstand noch einmal ausdrücklich ausgesprochen zu haben. Nun gut, der Commodore hatte mit seinen Warnungen recht gehabt: Die Mantys meinten es offenkundig tatsächlich ernst. Alle anderen (vor allem Sandra Crandall) hatten ihm daraufhin Feigheit...


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