Weber | Nimue Alban: Mit Dampf und Donner | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 604 Seiten

Reihe: Nimue-Reihe

Weber Nimue Alban: Mit Dampf und Donner

Roman. Nimue Alban, Bd. 14

E-Book, Deutsch, Band 14, 604 Seiten

Reihe: Nimue-Reihe

ISBN: 978-3-7325-0713-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Die Menschheit musste vor einer außerirdischen Spezies auf eine fremde Welt fliehen. Hier unterlag sie lange Zeit einer Kirchendiktatur, die jede moderne Technik verbot. Doch das Inselreich Charis hat seine Unabhängigkeit erklärt und den Vorstoß in das Zeitalter der Dampftechnik geschafft. Ein Krieg war unvermeidlich, der nun auf beiden Seiten mit unerbittlicher Härte geführt wird. Und jeder Krieg fordert Opfer ...
Weber Nimue Alban: Mit Dampf und Donner jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


.I.

Allyntyn,
Provinz Midhold,
Republik Siddarmark
Im Kamin des mehr oder minder intakten Hauses, das als Hauptquartier requiriert worden war, brannte munter ein Feuer. Dennoch fror Kynt Clareyk, seines Zeichens Baron Green Valley, erbärmlich. Das Haus lag in einem Stadtteil, der früher einmal als besseres Viertel gegolten hatte, und hier oben im Norden der Siddarmark waren Häuser generell recht robust gebaut: Dicke Wände hielten im Winter die Kälte ab, im Sommer sorgten sie für angenehme Kühle. Bedauerlicherweise befand sich das Haus wie die meisten Häuser in Allyntyn nicht gerade im Bestzustand. Im Dach klafften Löcher, die Fenster im Obergeschoss hatten keine Scheiben mehr und waren nur vernagelt: Es zog praktisch überall, und den Großteil der Möbel hatten bereits die Vorbesitzer des Hauses verfeuert. Das Haus war aber wenigstens keine Ruine und damit in besserem Zustand als der überwiegende Rest der Stadt. Und die Tatsache, dass das Feuer im Kamin mit Kohlen gespeist wurde, während die Tempelgetreuen vor ihrem hastigen Rückzug aus Allyntyn die Möbel hatten verheizen müssen, legte beredt Zeugnis darüber ab, wie es um die Logistik der Gegenseite bestellt war. Clareyk trat näher an den Kamin heran und rieb die Hände aneinander. Seit der Herbst-Tagundnachtgleiche war kaum ein Monat vergangen, und der Baron erinnerte sich bestens daran, wie ein zu ihm abgestellter siddarmarkianischer Kavallerieoffizier das Klima von Midhold beschrieben hatte: ›Ein Monat Sommer, fünf Monate Winter, und die nächsten vier Monate wird’s dann richtig übel.‹ Bislang hatte Clareyk noch keinen Grund zu widersprechen. Ob nun offiziell schon Winter herrschte oder nicht: Nach heftigem Nachtfrost zog in den frühen Morgenstunden eisiger Nebel auf. Allein schon diese morgendliche Kälte war für den Baron, der im Klima von Charis aufgewachsen war, mehr als genug. Chisholms Winter waren ja schon unerfreulich genug, doch Allyntyn lag viel nördlicher als Alyksberg. Die Stadt befand sich zwar ziemlich genau auf dem gleichen Breitengrad wie die Ramsgate Bay von Raven’s Land, genoss dabei aber nicht den mäßigenden Einfluss des Chisholmstroms. Missbilligend verzog Clareyk das Gesicht und wandte sich der Karte zu. Sie lag ausgebreitet auf einem Tisch, der in einem einst sicher geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer gestanden hatte. Das war eine Vermutung, denn vom Mobiliar war nur wenig, darunter dieser Tisch, dem Schicksal entgangen, als Feuerholz zu dienen. Der Baron ertappte sich bei dem Gedanken, ob wohl die ursprünglichen Eigentümer dieses Hauses je wieder zurückkehrten. Ob sie überhaupt noch lebten? Der Baron hoffte es. Es gefiel ihm, sich vorzustellen, selbst in der zerrissenen, geschundenen Provinz Midhold gäbe es noch Überlebende, die eines Tages versuchen würden, wieder in ein normales Leben zurückzufinden – vielleicht gar ganze Familien. An manchen Tagen war es schwerer als an anderen, sich diese schöne Vorstellung nicht zerstören zu lassen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete der General die Position seiner Truppen auf der Karte: Sie war ebenso mit Bleistift eingetragen wie alle bislang bekannten feindlichen Stellungen. In Wahrheit kannte Clareyk besagte feindliche Stellungen besser als der junge Slokym, der die Karte auf den neuesten Stand gebracht hatte. Denn Owl konnte detaillierte Karten mit Echtzeit-Bildmaterial überlagern. Wenn es um taktische Fragen ging, griff der Baron auf diese technischen Möglichkeiten gern zurück. Die Orientierung für langfristige Planungen aber fiel ihm immer noch leichter anhand der Karten, mit denen er aufgewachsen war. Bislang hatten seine Truppen Bahrnabai Wyrshyms Flanke ungehindert passiert. Bis die Kavallerie der Tempelgetreuen gelernt hatte, die charisianischen Infanteristen in Ruhe zu lassen, hatten sie schwere Verluste erlitten. Wyrshym hatte auf die Bedrohung schließlich reagiert und seine besseren Infanteriedivisionen die linke Flanke abschirmen lassen. Deren Kommandeure, darunter vor allem Nybar, hatten inzwischen dazugelernt. Sie sondierten das Terrain deutlich besser als früher – und schränkten die Beweglichkeit der gegnerischen Patrouillen drastisch ein. Zur Schlachtordnung dieser Divisionen gehörten mittlerweile keine Pikeniere mehr. Stattdessen hatte man die Schaufel als probates Mittel gegen den Gegner entdeckt und grub sich nun gern zu jeder erdenklichen Gelegenheit ein: Bittere Erfahrung hatte Nybars Männer gelehrt, dass ein Gewehrschütze, der aufrecht stehen musste, um seine Waffe zu laden, deutlich verwundbarer war als ein Gewehrschütze, der beim Nachladen auf dem Bauch liegen und idealerweise dabei auch noch hinter einem umgestürzten Baum oder einem Erdhügel Deckung nehmen konnte. Schützengräben und Verschanzungen waren da enorm praktisch, auch wenn man selbst noch auf Vorderlader angewiesen war. Schade, dass das keine Desnairianer sind, dachte Clareyk und fuhr mit dem Finger die Position von Gorthyk Nybars Langhorne-Division entlang, die in der Northland-Klamm stand. Nybars Männer sind nicht nur motivierter und disziplinierter, sie werden auch von kompetenteren Offizieren geführt. Unschön, diese Lage! Bei unseren ersten Zusammenstößen hat die gegnerische Kavallerie ordentlich eingesteckt. Hatte wohl noch zu gut in Erinnerung, wie erfolgreich sie sich gegen die Siddarmarkianer in den westlicheren Provinzen geschlagen hat. Aber die Überlebenden haben dazugelernt, und das verflixt schnell. Schlimmer noch: Sie haben dafür gesorgt, dass auch die dazulernen, die bislang noch nicht das Vergnügen mit uns hatten. Also ist der Gegner da drüben von der schlauen Sorte, lernwillig und bereit, Vorgesetzten gegenüber einzugestehen, wenn etwas verbockt wurde. Wahrlich keine schöne Kombination. Und wenn Nahrmahn recht hat, bekommt dieser Gegner über kurz oder lang neue Gewehre, und dann wird’s richtig hässlich. Alles in allem war Clareyk dennoch froh, nicht in der Haut der Tempelgetreuen zu stecken. Derzeit waren seine beiden charisianischen Infanterieregimenter unterbesetzt: Es fehlten fünf- oder sogar sechshundert Mann. Einen Großteil der Männer sollten die Heiler jedoch innerhalb der nächsten Fünftage wieder diensttauglich schreiben können. Major Dyasaiyls Bataillon Aufklärer-Schützen bestand mittlerweile nur noch aus etwas mehr als tausend Mann. Andererseits war im letzten Fünftag Brigadier Mohrtyn Braisyns 3. Berittene zu ihm gestoßen, und ebenso General Fhranklyn Pruaits 2. Siddarmarkianische Division, die mit Gewehren ausgestattet war. Rechnete man die etwa zweitausendvierhundert Kavalleristen aus der Siddarmark dazu, kam Clareyk insgesamt auf dreiundzwanzigtausend Mann – die Artillerie nicht mitgezählt. Das entsprach etwa zwei Dritteln von Wyrshyms Truppenstärke auf dem Feld (seine Pikeniere hatte er in die Etappe beordert). Dazu kamen noch ungefähr zwanzigtausend siddarmarkianische Milizionäre, die Clareyk allerdings nicht offiziell unterstellt waren. Derzeit befassten sie sich vor allem damit, in Midhold und im westlichen Mountaincross die letzten Nester tempelgetreuer ›Ranger‹ auszuheben. Zimperlich gingen die Milizionäre dabei nicht vor, was Massen an Menschen bedeutete, die vor ihnen flüchteten. Es gefiel Clareyk zwar überhaupt nicht, dass Unbeteiligte Hunger litten und die bittere Winterkälte ertragen mussten – vor allem die Kinder! Sein Mitgefühl hielt sich aber in Grenzen. Dies waren Menschen, die wenigstens nicht von ihren eigenen Nachbarn aus dem Hinterhalt heraus angegriffen wurden, während sie sich die langen, steinigen Pfade in den Kalgarans entlangschleppten. Die Miliz der Republik führte zwar mit grimmiger Entschlossenheit jeden Nachhuttrupp der ›Ranger‹ seiner gerechten Strafe zu, legte es aber nicht darauf an, auch deren Frauen und Kinder zu schikanieren. Clareyks Männer waren angewiesen, flüchtende Tempelgetreue so behutsam wie entschlossen durch die Northland-Klamm zu treiben. Und das nicht, weil ich so ein herzensguter Mensch wäre, sinnierte er grimmig. Jeder, der ›vor der Ausbreitung der Ketzerei flieht‹, muss von Wyrshym den Winter über verpflegt und untergebracht werden. Und in nur wenigen Fünftagen werden wir ihm das deutlich erschweren. Trotz des Wetters, das sich täglich verschlechterte, war es derzeit um Clareyks Nachschublinien recht gut bestellt. Die ersten Herbst-Fünftage waren noch ungewöhnlich mild gewesen, doch die Wetterpropheten vor Ort rechneten mit einem harten Winter – und Owl stimmte ihnen zu. Zumindest in den nördlicheren Regionen von East Haven würden spätestens Mitte November sämtliche Flüsse und Kanäle zufrieren. Clareyks logistische Lage würde das allerdings in mancherlei Hinsicht vereinfachen. Schließlich waren Kaiser Caylebs über Semaphoren geführte Verhandlungen mit den Lords von Raven’s Land bemerkenswert erfolgreich verlaufen. Viele Exportgüter hatten die Lords von Raven’s Land nicht zu bieten, aber an zweierlei fehlte es ihnen wahrlich nicht: an Eisechsen und Karibus. Raven’s Lands Eisechsen waren kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland – vor allem kleiner als die Arten, die im Norden von Harchong und auf den gewaltigen Farmen der Tempel-Lande nahe der Hsing-wu-Passage gezüchtet wurden. Die Karibus waren deutlich größer als ihre Vorfahren von Terra: Wie bei so vielen anderen Spezies auch, die für den ›Export‹ nach Safehold vorgesehen waren, hatten Shan-weis Terraformierer auch an den Karibus genetische Modifikationen vorgenommen. Das durchschnittliche Karibu von Raven’s Land wog mehr als siebenhundert Pfund – bei Bullen war auch ein Lebendgewicht von acht- oder sogar neunhundert Pfund keine Seltenheit. Ein geradezu legendäres Exemplar, der...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.