Whitaker | Was auf das Ende folgt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Whitaker Was auf das Ende folgt

Roman | Dramatische Spannung vom SPIEGEL-Bestseller-Autor von »Von hier bis zum Anfang«

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

ISBN: 978-3-492-60238-9
Verlag: Piper ebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Kind verschwindet, eine Mutter verzweifelt - und eine ganze Stadt stürzt in die Krise Tall Oaks ist eine perfekte kalifornische Kleinstadt. Jeder kennt jeden und das Böse ist hier unbekannt. Die idyllische Fassade bekommt gefährliche Risse, als der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Bettchen entführt wird. Trotz des riesigen Medienrummels und der verbissenen Polizeiarbeit bleibt sein spurloses Verschwinden ein Rätsel. Harrys verzweifelte Mutter stürzt sich in eine Suche, die mit jedem Tag aussichtsloser erscheint, während sie ihre Trauer mit Alkohol und Männern zu betäuben versucht. In Tall Oaks ist nichts mehr, wie es war. Hinter ihrem Mitgefühl verbergen die Bewohner eigene Geheimnisse. Als plötzlich jeder zum Verdächtigen wird, kommen ungeheuerliche Dinge ans Licht, die die Stadt für immer verändern werden ... So begeistert war die Presse von Chris Whitakers »Von hier bis zum Anfang«: »Wie grandios erzählt und doch so abgrundtief traurig.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Einer der ergreifendsten und dramatischsten Romane dieses Jahres. Er ist tragisch, traurig, herzzerreißend und doch auch wieder voller Hoffnung.« WDR4 »Ein Verbrechen ist leicht beschrieben, schwieriger ist es, sich die Wunden anzusehen, die dadurch entstehen und nicht verheilen können. Whitaker ist darin ein Meister.« SPIEGEL Das sagt die Presse über »Was auf das Ende folgt«: »Ein absolutes Vergnügen. Sehr originell.« GUARDIAN »Es ist selten, dass ein Roman sowohl grandios komisch als auch tragisch sein kann und beides so mühelos unter einen Hut bringt.« SUN »Ein fesselndes Debüt.« MAIL ON SUNDAY »Eine durch und durch faszinierende Lektüre.« HEAT »Dieses eigenwillige Debüt ist unterhaltsam und fesselnd.« SUNDAY TIMES

Chris Whitaker arbeitete zehn Jahre als Finanztrader, bevor er sein Leben änderte und sich dem Schreiben zuwandte. Seine Romane gewannen zahlreiche Preise, schon jetzt gilt Whitaker in England als Sensation. »Von hier bis zum Anfang« wurde vom Guardian zum Buch des Jahres gekürt. Whitaker lebt zusammen mit seiner Ehefrau und drei Kindern.
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1
Und jetzt der Clown
Jim ließ die Jalousien herunter, stöpselte das Telefon aus und legte das Band ein. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, atmete durch und drückte auf Start. Das Rauschen war ein vertrautes, aber deshalb nicht weniger beunruhigendes Geräusch. Er wusste, was ihn erwartete. Er übersprang die einleitenden Bemerkungen und hörte weiter, als Jess’ Stimme ertönte. »Das Babyfon ist so ein neues Modell mit Monitor. Unten in Harrys Zimmer ist eine kleine Kamera installiert, die Basisstation steht neben meinem Bett. Ich war nervös, weil Harry unten in seinem Zimmer schlief, vor allem weil es zwei Stockwerke tiefer liegt, im Tiefparterre. Ziemlich weit bis da runter. Das Haus ist eigentlich nicht geeignet für eine Familie. Aber Michael mochte es trotzdem.« Jim drehte etwas lauter und schloss die Augen. Er hörte, wie sie einen Schluck Wasser trank, und zuckte leicht zusammen, als das Glas ihre Zähne berührte. »Das Wort ›Tiefparterre‹ ist mir lieber, so hat es auch der Makler genannt. ›Keller‹ gefällt mir nicht, das klingt so gruselig, so dunkel und kalt. Trotzdem, Harrys Zimmer ist schön. An den Wänden kleben Tiersticker, die Decke haben wir blau gestrichen, himmelblau.« Sie hustete leicht und rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Es hat ein paar Wochen gedauert, bis ich mal länger als eine Stunde schlafen konnte. Ohne einen Blick auf den Monitor zu werfen, um nachzusehen, in welcher Lage er schlief oder ob er die Decke vom Bett gestrampelt hatte. Durch die Nachtsichteinstellung glühte das Zimmer irgendwie gespenstisch grün, dann sah seine Haut so blass aus, dass ich glaubte, es ist ihm eiskalt da unten.« Sie lachte. Es war ein kurzes, nervöses Lachen. »Ich wusste eigentlich nicht, warum ich mich damals in der Nacht aufgesetzt habe, warum ich schwitzte, warum ich so starkes Herzklopfen hatte. Ich weiß noch, dass ich den Wecker nahm und sah, dass es 3:19 Uhr war. Komisch … an was man sich so erinnert.« Wieder eine Pause, wieder ein Hüsteln. »Ich sah auf den Monitor und sträubte mich dagegen, nach ihm zu schauen. Dieser Kontrollwahn hat mich verrückt gemacht … Schließlich war er schon drei, kein Baby mehr. Ich griff nach dem Wasserglas … Mein Hals war trocken und kratzig … Bin mir nicht sicher … Vielleicht wurde ich krank … eine Erkältung oder so was.« Sie räusperte sich. »Bin ich zu geschwätzig?« Er hörte seine eigene Stimme. Gelassen, beruhigend, routiniert. »Nein, du machst das gut.« »Ich habe mich wieder hingelegt und auf den leeren Bildschirm geschaut. Alles in Ordnung. Harry ging es gut. So war das jede Nacht, seit Michael weg war. Ich war ein Wrack … Ich bin ein Wrack, völlig am Arsch. Die Frau, die ich mal war … weg, verschwunden … Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mich überhaupt noch an sie erinnere. Ich frage mich, ob ich sie jemals wiedersehe … ich meine, diese Person. Hört sich das verrückt an?« Er hatte sanft gelächelt und den Kopf geschüttelt. »Meine Mutter hat gesagt, das braucht einfach seine Zeit, bis ich wieder in die Spur komme. Aber wie viel Zeit? Wie lange geht das so weiter, bis es wieder besser wird? Sie weiß es auch nicht, sie kann es mir nicht sagen. Ich warte auf den Tag, an dem ich nicht mehr an Michael denken muss, an dem der Schalter umgelegt ist, von Dunkel auf Hell. Gleichzeitig habe ich eine Heidenangst davor, neu anzufangen, dafür liebe ich ihn zu sehr. Verstehst du das, Jim?« Er hatte ihr in die Augen geschaut und leicht genickt. »Ich frage mich, wann ich wieder imstande bin, mich an den Esstisch zu setzen und nicht darüber nachzudenken, mit wem er isst oder, noch schlimmer, mit wem er schläft. Es ist wie eine Krankheit, die einen auffrisst. Ich atme ihn ein, aber nie aus. Bedeutet das, dass ich völlig am Arsch bin, Jim? Es ist einfach nicht gerecht. Er ist einfach zur Tür rausgegangen. Für ihn ist es ein Leichtes, jemand anderes zu finden. Ich bin jetzt eine alleinerziehende Mutter, die mit dem Ballast, die, wenn nicht ein kleines Wunder geschieht, nie mehr einen anständigen Kerl erwischt … einen, der Vater für das Kind eines anderen Mannes sein will. Wer will das schon? Ich meine, ehrlich jetzt? Ich versuche, diesen Gedanken zu verdrängen. Aber als ich nachts im Bett lag … damals in der Nacht …« Sie versank in tiefes Schweigen. Sie machten eine Pause. Diesmal, weil sie auf die Toilette musste. Er dachte daran, das Band anzuhalten – das tat er immer an dieser Stelle. Er fuhr mit dem Finger über die Taste und zog ihn zurück, als ihre Stimme wieder ertönte. »Es dauerte eine ewig lange Stunde, bis ich mich langsam entspannte. Ich konnte kaum noch die Augen aufhalten, meine Gedanken schweiften ab. Und dann hörte ich es. Ein Flüstern. ›Jessica.‹ Ich riss die Augen auf, mir stockte der Atem. Ich schaute auf den Monitor. Er war noch dunkel, das grüne Licht brannte noch. Ich musste mir das eingebildet haben. Reiß dich zusammen, Jess. Das habe ich gedacht, Jim. Meine Gedanken spielten mir wieder einen Streich, so wie damals, als Michael mich zum ersten Mal verlassen hatte. Damals war es nicht so schlimm gewesen, weil Harry in meinem Bett geschlafen hatte – ich wollte das so, seinetwegen. Aber auch für mich. Dabei wollte er eigentlich gar nicht. Stell dir das vor. Ein dreijähriger Junge, der alleine schlafen wollte. So erwachsen.« Sie räusperte sich. »Ich setzte mich auf. Meine Hand zitterte, als ich nach dem Wasserglas griff.« Er erinnerte sich, dass ihre Wangen glühten und ihre Augen unruhig umherblickten. »Dann habe ich es wieder gehört. ›Jessica.‹ Immer noch flüsternd, aber ein bisschen lauter diesmal.« Ihre Worte überschlugen sich. »Ich ließ das Glas fallen. Ich hob den Monitor hoch und drückte auf den Knopf. Ich beruhigte mich wieder, als ich sah, dass Harry mit den Händen über dem Kopf auf dem Rücken lag und fest schlief. Seit er ein Baby war, schlief Harry so. Ich musste mir das eingebildet haben. Nur eine Stimme in meinem Kopf. Das habe ich mir immer wieder eingeredet. Das macht man eben … Man rationalisiert. Ich beobachtete ihn, bis der Bildschirm wieder dunkel wurde. Ich stellte ihn wieder auf den Nachttisch und zwang mich dazu, mich wieder hinzulegen. Ich dachte, ich drehe durch, Jim. Ich nahm mir vor, am Morgen meine Mutter anzurufen und es ihr zu erzählen. Vielleicht kämen dann die Männer in den weißen Kitteln und würden mich irgendwohin bringen. Ich konnte nicht wieder einschlafen. Immer wieder ging mir der Gedanke durch den Kopf, was, wenn ich mir das nicht eingebildet hatte? Was, wenn jemand in Harrys Zimmer war? Die Kamerasteuerung. Ich hatte die Kamerasteuerung vergessen. Ich nahm wieder den Monitor vom Nachttisch. An der Seite befanden sich vier Pfeile, mit denen man die Kamera bewegen konnte. Ich drückte auf den rechten Pfeil. Das Kameraauge fuhr an seinem Bett entlang, vorbei an seiner Spielzeugkiste, an dem Schaukelpferd und dem Bobby-Car. Ich hoffte, die Kamera würde kein Geräusch machen. Er schlief erst seit Kurzem durch, eine große Sache für einen Jungen, der vorher immer alle paar Stunden aufgewacht war.« Jim konnte das Kratzen hören, als sich ihre Fingernägel vor Panik in den Tisch verkrallten. »Die Kamera erfasste jetzt die gegenüberliegende Wand. Ich schwenkte wieder zurück. Und dann, kurz bevor das Bett wieder ins Bild kam, sah ich etwas. Ich bewegte die Kamera zurück auf Harrys Gesicht. Er sah so ruhig aus, Jim, so friedlich.« Sie sprach jetzt leise, fast im Flüsterton. »Ich drückte unregelmäßig auf den Pfeil. Ruckartig bewegte sich das Bild langsam nach ...


Whitaker, Chris

Chris Whitaker arbeitete zehn Jahre als Finanztrader, bevor er sein Leben änderte und sich dem Schreiben zuwandte. Seine Romane gewannen zahlreiche Preise, schon jetzt gilt Whitaker in England als Sensation. »Von hier bis zum Anfang« wurde vom Guardian zum Buch des Jahres gekürt. Whitaker lebt zusammen mit seiner Ehefrau und drei Kindern.


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