Willems | Geschichte der deutschen Literatur. Band 2 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 314 Seiten

Willems Geschichte der deutschen Literatur. Band 2

Aufklärung

E-Book, Deutsch, 314 Seiten

ISBN: 978-3-8463-3654-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Leitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur

Der zweite Band der deutschen Literaturgeschichte gibt den Studierenden Gelegenheit, sich in die Welt der Aufklärung einzulesen. Sie wird als eine kulturelle Bewegung vorgestellt, die der Literatur entscheidende Schritte in die Moderne ermöglicht hat. Die kultur- und ideengeschichtlichen Rahmenbedingungen der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts werden systematisch von ihren englischen und französischen Voraussetzungen aus entwickelt, wie sie bei Pope, Boswell, Voltaire und Rousseau greifbar werden und sich in Werken wie denen von Lessing und Wieland bezeugen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem geschichtlichen Wandel des literarischen Lebens, des Literaturbegriffs und des Systems der literarischen Gattungen.

Die Reihe der fünf Einführungen bildet einen kompetenten und zuverlässigen Leitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Jeder Band stellt eine Großepoche vor und ist für sich allein verständlich.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Einleitung 7
1.1 Das Studium des 18. Jahrhunderts als Zugang zur Moderne 7
1.2 Modernisierung im 18. Jahrhundert: Aufklärung 12
1.3 Literatur im 18. Jahrhundert 25
2 Eine Reise zu Voltaire und Rousseau
Kulturgeschichtliche Voraussetzungen der literarischen Entwicklung 29
2.1 James Boswell und seine „Grand Tour“ 29
2.1.1 Reisebeschreibung, Tagebuch, Brief und Konversation
als Quellen der Kulturgeschichte 30
2.1.2 James Boswell als Autor der Aufklärung 33
2.1.3 Literatur und Individualisierung 49
2.1.4 Aufklärung im Alltag 56
2.2 Voltaire, Rousseau und die Entwicklung
der Literatur im 18. Jahrhundert 67
2.2.1 Voltaire und der Weg zur Autonomie der Literatur 68
2.2.2 Rousseau und der neue Subjektivismus der Literatur 80
2.2.3 Literatur im Alltag 99
2.3 Boswell bei Rousseau und Voltaire 104
2.3.1 Boswell bei Rousseau 104
2.3.2 Boswell bei Voltaire 108
2.3.3 Boswells Gespräche mit Rousseau und Voltaire 110
3 Zentrale Impulse der Aufklärung
Ideengeschichtliche Voraussetzungen der literarischen Entwicklung 121
3.1 Popes „Essay on Man“ und Voltaires „Philosophische Briefe“ 121
3.1.1 Ein Profil der frühen Aufklärung: Alexander Pope 122
3.1.2 Themen und Formen des 126
3.1.3 Die Literatur zwischen Philosophie und Dichtung 130
3.1.4 Selbstbescheidung der Vernunft 135
3.1.5 Die Auseinandersetzung
mit Humanismusund Konfessionalismus 143
3.1.6 Skeptischer Pragmatismus 149
3.2 Der „Philosoph auf dem Thron“: Friedrich II. von Preußen 157
3.3 Natur und Gesellschaft 162
3.3.1 „Naturzustand“ und „bürgerliche Gesellschaft“ bei Rousseau 162
3.3.2 „Naturzustand“ und „Goldenes Alter“ 180
3.3.3 Das „Goldene Alter“ bei Voltaire und bei Goethe 184
4 Aufklärung in der deutschen Literatur
Lessings „Nathan“ und Wielands „Musarion“ 191
4.1 Lessing und Wieland als Aufklärer 191
4.2 Lessings „Nathan der Weise“ 195
4.2.1 Die Ring-Parabel 195
4.2.2 Sympathie, Religion, Vernunft und Dichtung 198
4.2.3 Die Literatur der Aufklärung – eine Tugendpredigt? 207
4.3 Wielands „Musarion“ 216
4.3.1 Die Eingangsszene 216
4.3.2 Zur Form der „Musarion“ 221
4.3.3 Die Antike in der Literatur der Aufklärung 226
4.3.4 Humanistisches Bildungsgut bei Wieland 230
4.3.5 Zur Handlung der „Musarion“ 235
4.3.6 Skeptischer Pragmatismus 238
4.3.7 Ironie und Psychologie 248
4.3.8 Menschlichkeit 254
5 Zur Entwicklung der Literatur im 18. Jahrhundert 265
5.1 Wandlungen im System der literarischen Gattungen 265
5.2 Annäherung von Tragödie und Komödie im „bürgerlichen Trauerspiel“
und im „rührenden Lustspiel“ 276
5.3 Jenseits der Gattungsgrenzen: die Libretti da Pontes für Mozart 287
5.4 Das Beispiel „Così fan tutte“ 292
Anhang 307
Siglen 307
Literaturhinweise 308
Personenregister 310


1     Einleitung
1.1     Das Studium des 18. Jahrhunderts als Zugang zur Moderne
Das 18. Jahrhundert als „Sattelzeit“ Das 18. Jahrhundert gilt als Zeit eines tiefgreifenden Wandels, als eine „Sattelzeit“, wie eine oft zitierte Wendung des Historikers Reinhart Koselleck lautet. Denn hier kam vieles von dem an sein Ende, was seit dem Mittelalter das Leben in Europa bestimmte, und zugleich nahmen die Verhältnisse Kontur an, unter denen wir heute leben. Hier wurden entscheidende Schritte in Richtung Moderne getan, hat sich das meiste von dem herangebildet, was wir mit dem Prädikat modern versehen und damit als charakteristisch für die heutige Welt kennzeichnen: die moderne Gesellschaft, der moderne Staat, die moderne Ökonomie, das moderne Leben, das moderne Denken, die moderne Öffentlichkeit, die moderne Wissenschaft und, last not least, das moderne literarisch-ästhetische Leben mit den entsprechenden Formen von Kunst und Literatur, Ästhetik, Literaturtheorie und Literaturkritik. All dies zeigt sich im 18. Jahrhundert zum ersten Mal in den uns vertrauten Formen. So können wir hier die Moderne unter ihren Entstehungsbedingungen studieren, können wir uns hier vieles von dem, was unser heutiges Leben prägt, daraufhin ansehen, wie es ursprünglich gemeint war und wie es auf den Weg gebracht worden ist, nicht zuletzt um uns klarzumachen, was seither daraus geworden ist. In diesem Sinne kann man kaum irgendwo mehr über die moderne Welt erfahren als im Studium des 18. Jahrhunderts. Jedenfalls kann man hier mehr darüber lernen, als wenn man sich ausschließlich mit der Gegenwart beschäftigt. Denn die Gegenwart ist uns viel zu nahe, wir sind viel zu sehr in sie verstrickt, als daß wir sie auch nur annähernd überblicken und durchschauen könnten. Es fehlt uns die Distanz, die uns die Verhältnisse kenntlich werden läßt. Wir müssen eine solche Distanz erst herstellen, und dies [<< 7] Seitenzahl der gedruckten Ausgabe können wir nur, indem wir das Gegenwärtige mit dem Vergangenen konfrontieren. Insofern können diejenigen, die sich ausschließlich mit der Literatur der Gegenwart beschäftigen, vielfach am wenigsten über sie Auskunft geben. Wer um die Geschichte einen Bogen macht, bleibt immer ein Idiot der Aktualität. Das macht zumal in der Wissen­schaft wenig Sinn, denn für den Idiotismus der Aktualität hat die moderne Gesellschaft schon die Medien, den Journalismus und die Kritik; dafür braucht sie keine Wissenschaft. Die Literatur des 18. Jahrhunderts im kulturellen Gedächtnis Das 18. Jahrhundert als „Sattelzeit“, als die Zeit, in der sich die modernen Verhältnisse heranbilden, in der die moderne Welt Kontur annimmt. Was diese These besagt, kann man schon allein daran erkennen, daß einem heutigen Leser das Ende des 18. Jahrhunderts unendlich viel näher ist als sein Anfang. Im Prinzip gilt das natürlich für jede Epoche, aber es gilt beim 18. Jahrhundert doch in besonderem Maße. Die Literatur aus den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts hat sich sehr viel besser im kulturellen Gedächtnis erhalten als die aus seinen ersten Jahrzehnten. Die namhaften deutschen Autoren aus der ersten Jahrhunderthälfte, die zwischen 1680 und 1710 geborenen, sind fast alle vergessen, werden heute kaum mehr freiwillig, um des puren Lesevergnügens willen gelesen; die bedeutenden Autoren aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hingegen, die um 1730 geborenen, und zumal die aus der Zeit um die Wende zum 19. Jahrhundert, die nach 1750 geborenen, sind allgemein bekannt, sind im kulturellen Gedächtnis präsent. Welcher Zeitgenosse hat wohl schon einmal etwas von Barthold ­Hinrich Brockes (1680 –1747), Johann Jakob Bodmer (1698 –1783), Johann Christoph Gottsched (1700 –1766) und dessen Frau Luise ­Adelgunde Victorie Gottsched (1713 –1762), der „Gottschedin“, von Friedrich von Hagedorn (1708 –1754) und Albrecht von Haller (1708 –1777) gehört? Da befinden wir uns noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und mit den Erfolgsautoren der Jahrhundertmitte, mit Christian Fürchtegott Gellert (1715 –1769), Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 –1803) und Salomon Geßner (1730 –1788) wird die Sache noch kaum besser. Gotthold Ephraim Lessing (1729 –1781) hingegen, Christoph Martin Wieland (1733 –1813) und Georg Christoph Lichtenberg (1742 –1799) kennen die meisten, kennen sie zumindest vom Hörensagen, und noch mehr haben schon einmal etwas von Goethe (1749 –1832) und [<< 8] Schiller (1759 –1805), Hölderlin (1770 –1843), Novalis (1772 –1801) und Kleist (1777 –1811) gehört. Und den letzteren nähert man sich im allgemeinen schon in der Erwartung, daß man von dem, was sie schreiben, unmittelbar erreicht werden könnte, daß es uns Heutigen schon recht nahe wäre. Literatur- und Kulturgeschichte, Kontextwissen und Literaturverständnis So muß es in dieser Einführung in die Literatur des 18. Jahrhunderts zunächst darum gehen zu sichten, was es hier überhaupt an Literatur gibt und wie sie beschaffen ist, wer da alles geschrieben hat, für wen und warum, aus welchen Antrieben heraus, mit welchen Absichten und Zielen. Das kann freilich kaum gelingen, ohne zugleich nach dem literarischen Leben der Zeit zu fragen, als dem Raum, in dem sich der Austausch von Autoren und Lesern vollzogen hat, ohne sich Rechenschaft davon zu geben, was die Basis des literarischen Lebens in der Gesellschaft war, welche Schichten und Gruppen es getragen haben, wie es in der Kultur der Zeit verankert war und in welchen Formen es sich unter diesen Voraussetzungen entfaltet hat. Daß hierbei die Autoren und Werke von besonderem Interesse sind, die die Menschen seinerzeit besonders intensiv beschäftigt haben und die von daher in den Kanon der literarischen Überlieferung, in das kulturelle Gedächtnis eingegangen sind, versteht sich von selbst. Dem allem ist natürlich mit dem bloßen Sichten und Zusammentragen von Fakten noch nicht gedient. Worauf es bei einer Einführung wie dieser vor allem ankommt, das ist, dafür zu sorgen, daß die literarischen Texte des 18. Jahrhunderts dann auch wirklich zu einem heutigen Leser sprechen können; daß er die Texte verstehen kann, daß er sich erschließen kann, was sie uns Menschen von heute womöglich noch immer zu sagen haben. Denn alles Sammeln von Informationen über die Literatur des 18. Jahrhunderts macht ja nur insofern Sinn, als man mit ihr am Ende wirklich ins Gespräch kommt. Das erfordert aber einiges an Vorarbeit. Denn natürlich ist uns diese Literatur nach den zwei-, dreihundert Jahren, die seither vergangen sind, in vielem fern gerückt, fern vielfach schon von der Sprache her, die sie spricht, und erst recht durch das, was sie an Vorstellungen kultiviert; durch das Wissen, mit dem sie arbeitet, durch die Sachen, die sie zur Sprache bringt, und durch die Begriffe und Wertvorstellungen, mit denen sie an diese Sachen herangeht. Es gilt also, sich auch in der Kultur dieser so fern gerückten Epoche umzusehen, zu fragen, wie die [<< 9] Menschen damals gelebt haben, was sie gewußt und gedacht haben, wie sie ihre Welt und sich selbst gesehen haben. Nur in dem Maße, in dem sich ein solches Wissen heranbildet, als kulturgeschichtliches Kontextwissen, das ihre Texte erschließt, nur in dem Maße, in dem es gelingt, die geschichtlichen Barrieren auszuräumen, die ihrem Verständnis im Wege stehen, wird ihre Literatur wirklich zu uns sprechen, und darauf muß es hier vor allem ankommen. Das aber heißt, daß es im folgenden – anders als man es vielleicht von einer Einführung erwarten mag – nicht darum gehen wird, möglichst viele der Namen und Werke zu benennen, die in den Literaturgeschichten unter der Rubrik 18. Jahrhundert aufgeführt werden. Darüber kann man sich unschwer in den probaten Nachschlagewerken informieren, in Literaturgeschichten, Handbüchern, Fachlexika und Forschungsberichten. Vielmehr soll vor allem versucht werden, einen Zugang zu dem zu eröffnen, was die Literatur des 18. Jahrhunderts „im Innersten bewegt“, was in ihr an Fragen aufgegriffen und an Problemen ausgetragen wird. Was hier auf den Leser zukommt, ist mithin so etwas wie eine kulturgeschichtlich fundierte Geschichte der Literatur des 18. Jahrhunderts. Es könnte aber genausogut eine literaturgeschichtlich fundierte Geschichte der Kultur des 18. Jahrhunderts heißen. Denn wie die Beschäftigung mit der Kultur des 18. Jahrhunderts die Literatur der Zeit aufschließen soll, so die Beschäftigung mit dieser Literatur die zeitgenössische Kultur. Beides, Textkenntnis und Kontextwissen, sind die zwei Seiten einer Medaille, beides kann nur zugleich in Angriff genommen werden. Indem wir uns in der Kultur des 18. Jahrhunderts umsehen, erschließt sich seine Literatur unserem Verständnis. Und indem wir uns mit dieser Literatur auseinandersetzen, wird sie für uns zu einem Fenster in die Welt des 18. Jahrhunderts. Literatur als Zugang zu Identität und...


Willems, Gottfried
Prof. Dr. Gottfried Willems lehrte Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Universität Jena. (Stand 12.05.2014)

Prof. Dr. Gottfried Willems lehrte Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Universität Jena. (Stand 12.05.2014)


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