Willenborg / Simon | Kind, du machst mich wahnsinnig! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Willenborg / Simon Kind, du machst mich wahnsinnig!

Wie uns in der Erziehung unsere eigenen Muster in die Quere kommen - Trigger-Situationen erkennen, verstehen und auflösen

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-641-27953-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Viele Eltern kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie mit der Erziehung der Kinder überfordert sind, sich geradezu ohnmächtig fühlen. Dauernd kommt es zu Streit, oftmals aus nichtigen Anlässen. An guten Ratschlägen, etwa gelassener zu werden oder mal Fünfe gerade sein zu lassen, fehlt es dann nicht. Hilfreich ist das jedoch keineswegs, schon gar nicht angesichts der eigenen Schuldgefühle. Bastian Willenborg, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie und selber Vater von zwei Kindern, weiß: Vielen gestressten Eltern fehlt die Reife und Sicherheit, die für den Umgang mit Kindern so wichtig ist. Denn Erwachsene scheitern oftmals an ihren eigenen unerfüllten kindlichen Grundbedürfnissen. Diese werden ihnen erst gewahr, wenn sie selber Kinder haben und es zu Erziehungsproblemen kommt. Hier setzt Willenborg an: Ausgehend von seiner langjährigen Erfahrung mit Eltern in der Krise, zeigt er in konkreten Schritten, wie Mütter und Väter ihre emotionalen Bedürfnisse besser kennenlernen können. Wie sie durch eine gezielte Auseinandersetzung mit ihnen zu einem erwachseneren Ich finden. Und zu größerer Erziehungskompetenz. Damit sie als Eltern rausfinden, aus der Wut- und Ohnmachtsfalle, damit sie ihren Kinder ein zufriedenes, glückliches Aufwachsen ermöglichen. Und sie mit Gefühlen der Zuneigung begleiten können.
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Einleitung Dieses Buch ist kein Buch für Kinder, sondern eines für Mütter und Väter. Oder besser gesagt: für die Kinder, die alle Mütter und Väter früher einmal gewesen sind. Von Schwierigkeiten bei der Erziehung kann wohl jeder Elternteil berichten. Die Probleme entstehen meistens in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite bringen Mütter wie Väter einen gut gemeinten, energiegeladenen Aktionismus mit. Der zielt darauf, die Kinder auf die zahllosen Eventualitäten des Lebens gut vorzubereiten, ihnen dabei zu helfen, die Klippen des Größerwerdens unfallfrei zu umschiffen. Auf der anderen Seite erleben sie häufig Frustrationen, sind persönlich überfordert und haben das Gefühl, ihrer Erziehungsaufgabe letztlich nicht gewachsen zu sein. In meiner Arbeit als Psychiater und vor allem als Psychotherapeut spielen Erziehungsthemen immer wieder eine wichtige Rolle. Ich habe die Probleme vieler Eltern an Extrembeispielen kennengelernt: durch die Geschichten meiner Patienten. Ihre Erfahrungen zeigen mir wie unter einem Brennglas, was in vielen Familien schiefläuft, warum es immer wieder zu typischen Trigger-Situationen kommt. Die Erkenntnisse, die ich aus zahlreichen Psychotherapien gewonnen habe, sind für mich der Grund gewesen, diesen Ratgeber zu schreiben. Natürlich steckt nicht hinter allen Erziehungsproblemen eine psychische Erkrankung. Aber aus den exemplarischen Fällen meiner Patienten lässt sich viel Hilfreiches auch für das »normal-problematische« Alltagsleben mit Kindern ableiten. Nicht wenigen meiner Patienten wird erst im Zuge einer Therapie klar, was in ihrer eigenen Erziehung nicht gut gelaufen ist. Dass dies womöglich sogar einer der Gründe für ihre psychische Erkrankung ist. Dann reift in vielen die Erkenntnis, dass sie Gefahr laufen, eben das, was ihnen in der Kindheit widerfahren ist, heute an ihre eigenen Kinder weiterzugeben. Beispielsweise erzählen mir sowohl Mütter als auch Väter, die sehr streng von ihren Eltern erzogen worden sind, dass sie wiederum streng zu ihren eigenen Kindern sind. Sie geben ihre Erfahrungen oftmals an die nächste Generation weiter, da ihnen alternative Strategien nicht zur Verfügung stehen. Sicherlich, wir alle profitieren von den Erfahrungen anderer Menschen, vor allem von denen unserer Eltern. Insofern ist ein erlerntes Verhalten in vielen Fällen absolut sinnvoll, beispielsweise um im Straßenverkehr Gefahren zu vermeiden. Im Bereich Erziehung ist es jedoch wichtig, genau zu schauen, ob das Bekannte tatsächlich hilfreich oder eher hinderlich ist. Diese Abwägung unterscheidet eine bewusste Erziehung von einer Erziehung, die gewissermaßen auf Autopilot läuft. Und manchmal dann in die falsche Richtung. Meiner Überzeugung nach ist nicht das Traditionelle, das »So-war-es-immer-schon-und-so-wird-es-weiterhin-sein« eine stabile Grundlage dafür, Kinder beim Aufwachsen zu begleiten, sie dabei zu unterstützen, ein selbstbewusster, zufriedener und toleranter Erwachsener zu werden. Entscheidend ist vielmehr die bewusste und dauerhafte Auseinandersetzung mit unseren eigenen erfüllten und unerfüllten Bedürfnissen. Welche sind womöglich in unserer eigenen Erziehung zu kurz gekommen? Welche unserer unerfüllten Bedürfnisse bewirken, dass das Verhalten unserer Kinder uns aus der Haut fahren lässt? Warum erscheint unsere eigene Erziehung, die uns vielleicht gelungen erschien, in ganz anderem Licht, seitdem wir selbst Kinder erziehen? Mit Hilfe dieses Buches können Sie diese Fragen ergründen und einer Antwort nahekommen. Denn zu wissen, was unsere Bedürfnisse sind und wie wir sie uns erfüllen können, hat grundlegend positive Auswirkungen auf unser gesamtes Leben. Und damit auch auf die Erziehung der eigenen Kinder. Die bewusste Entscheidung für Kinder verpflichtet uns Eltern, ihre emotionalen Grundbedürfnisse zu erfüllen, denn das ist essenziell notwendig für ein gesundes Aufwachsen. Dies gelingt nur, wenn wir die Erziehung jedes unserer Kinder individuell und an dessen Bedürfnissen orientiert gestalten. Insofern ist es für uns als Eltern unabdingbar, die Bedürfnisse unserer Kinder zu erkennen, und diese auch, so weit wie möglich, zu berücksichtigen. Wenn wir die gesamte Klaviatur aus Bedürfnisbefriedigung, aber auch Bedürfnisfrustration und Bedürfnisaufschub kennen und nutzen, können wir dauerhaft zufriedene Eltern von zufriedenen Kindern sein. Denn ebenso wichtig, wie Bedürfnissen nachzukommen ist es, dass Eltern ihre eigenen Bedürfnisse und die der Kinder abwägen. Das heißt im Zweifel, ein Bedürfnis auch aufschieben zu können und es auszuhalten, es nicht immer und sofort erfüllt zu bekommen – denn ohne diese Fähigkeit gelingt Zusammenleben nicht. Allein schon, weil im Alltag mit Kindern ständig unterschiedlichste Bedürfnisse aufeinandertreffen. Auch an mir als Vater von zwei Söhnen geht die therapeutische Begleitung meiner Patienten nicht spurlos vorüber. So gleiche ich mein Verhalten immer wieder ab an jenen Erfahrungen, die meine Patienten gemacht haben. Ich erkenne dann eigene Muster, hilfreiche und weniger hilfreiche. Frage mich mitunter, ob ich meinen Kindern gegenüber die richtigen Strategien anwende. Und was ich besser machen könnte. Die Erkenntnisse sind nicht immer erfreulich, aber sie helfen mir, bringen mich weiter. In den folgenden Kapiteln werden Sie meine Einsichten begleiten – besonders in den verschiedenen Fallbeispielen von Patienten (wobei die Namen der Patienten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verändert sind). Ich werde auch Nuancen meiner eigenen Unsicherheiten, Zweifel und Hilflosigkeit nicht verschweigen. Und gleichzeitig von der Freude, der Ausgelassenheit und vor allem dem Quatsch berichten, den ich mit meinen Kindern erlebe. Einer der entscheidenden Anlässe für dieses Buch gab mir ein Treffen mit einem guten Freund und seinem damals sechs Monate alten Sohn. Markus war damals in Elternzeit und ich hatte ihm versprochen, ihn nach Dienstschluss am frühen Abend zu besuchen. Schon unten an der Tür konnte ich hören, dass sein Sohn lauthals schrie. Als mein Freund die Tür öffnete, blickte ich in sein sichtlich erschöpftes und höchst angespanntes Gesicht. Er bat mich, seinen Sohn kurz auf den Arm zu nehmen, er selbst könne einfach nicht mehr. Er fragte mich, ob es in Ordnung sei, wenn er ein paar Minuten vor die Tür gehen würde. Selbstverständlich bejahte ich seinen Wunsch. Wir sind schließlich gemeinsam spazieren gegangen, mit seinem Sohn im Kinderwagen. Der schlief nach kurzer Zeit ein. Mein Freund erzählte mir während des Spaziergangs von seinem Tag. Sein Sohn habe über eine Stunde ohne Unterbrechung geschrien. Er selbst habe nicht mehr gewusst, was er hätte tun können. Füttern, wickeln, nichts hatte geholfen. Markus war regelrecht verzweifelt, er wirkte hoffnungslos. Ich fragte ihn, ob es neben der Schreiattacke noch mehr gebe, was ihn bedrückt. Markus berichtete, dass er die gesamte Erziehungssituation unterschätzt habe. Er habe den Eindruck, dass er dem Ganzen nicht gewachsen sei. Dass seine Frau viel besser mit ihrem gemeinsamen Sohn umgehen könne als er, weil solche Schreitiraden nur vorkämen, wenn er seinen Sohn betreute. Markus Frau hatte, unter anderem weil ihr Job besser bezahlt war, nach fünf Monaten wieder zu arbeiten begonnen. Nun sorgte er sich, ihr von seinen Problemen zu erzählen, weil er nicht wollte, dass sie sich schlecht fühlt. Er wusste, dass sie einerseits zwar gerne wieder zur Arbeit gegangen ist, es ihr andererseits aber auch schwerfiel, vom Alltag des Sohnes nur wenig mitzubekommen. Da ich Markus und seine Lebensgeschichte schon sehr lange kannte, fiel mir eines sofort auf: Sein Verhalten hatte offensichtlich mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun. Markus’ Vater war gestorben, als er noch zur Schule ging. Seine Mutter hatte seitdem allein gelebt. Markus hatte sich sehr um sie gekümmert, hatte versucht, Schwierigkeiten weitestgehend von ihr fernzuhalten. Vor allem auch seine eigenen Sorgen.   Ich gab Markus vorsichtig zu verstehen, dass seine Frau ja nicht seine Mutter sei. Und dass er sich sicher sein könne, dass seine Frau die Schwierigkeiten, die er mit dem gemeinsamen Sohn hat, bestimmt gut versteht. Dass es zudem für alle Beteiligten hilfreich wäre, seine Sorgen mit ihr zu teilen. Markus musste zunächst schlucken, als ich seine Frau mit seiner Mutter verglich. Dann aber konnte er darüber lachen und verstand, was ich sagen wollte. Kurz darauf hat Markus sich ein Herz gefasst und seine Bedenken und Sorgen seiner Frau gegenüber angesprochen. Sie erzählte daraufhin, dass sie selbst ganz ähnliche Gefühle gehabt habe. Anfangs sei sie unsicher im Umgang mit dem Sohn gewesen, habe sich oft gefragt, ob sie alles richtig mache. Der Austausch mit anderen Müttern habe ihr dann sehr geholfen. Die Gespräche haben dazu geführt, dass Markus seine Einstellung ändern konnte. Er begriff, dass er nicht perfekt sein muss und dass seine Frau das auch nicht erwartete. In der Folgezeit war er deutlich weniger angespannt. Das hat sich auch auf seinen Sohn übertragen, zu derart heftigen Schreiattacken ist es nicht mehr gekommen. Was ich mit diesem Beispiel sagen möchte: Die eigenen Verhaltensmuster erkennen, zu verstehen, wie sie entstanden sind, daraus zu lernen und sein Verhalten gegebenenfalls zu ändern oder anzupassen – das ist essenziell wichtig für die Erziehung der eigenen Kinder. Die verschiedenen Übungen für den Alltag, die ich Ihnen im Buch vorstelle und nahebringen möchte, können Sie auf dem Weg unterstützen. In jeder Familie gibt es ungeschriebene Verhaltensmuster und Regeln,...


Willenborg, Bastian
Dr. Bastian Willenborg ist ärztlicher Direktor der psychiatrisch-psychosomatischen Oberberg Fachklinik Berlin/Brandenburg und der Oberberg Tagesklinik Kurfürstendamm. Der Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie und Experte für Schematherapie wird regelmäßig von regionalen und überregionalen Medien wie »FAZ«, »DER SPIEGEL«, »DIE WELT«, »Zeit Online« und »Der Tagesspiegel« zu Rate gezogen. Willenborg ist Vater zweier Kinder und lebt in Berlin.


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