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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Ein Peter-de-Haan-Thriller

Windmeijer Die Petrus-Verschwörung

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Ein Peter-de-Haan-Thriller

ISBN: 978-3-7499-5101-7
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein unglaublicher antiker Fund, ein altes Mysterium und ein Archäologe, der zwischen die Fronten gerät

Bei Ausgrabungen in der Nähe von Leiden wird eine römische Kriegsmaske gefunden. Schon bald verbreitet sich das Gerücht, nicht nur die Maske sei ans Licht gekommen, sondern noch weitaus mehr. Etwas, das unbedingt geheim gehalten werden muss, denn es bedroht nicht nur die Geschichtsschreibung, wie wir sie kennen, sondern auch die gesamte Katholische Kirche. Durch Zufall wird auch der Archäologe Peter de Haan hinzugezogen - er soll ein Dokument aus dem Fund begutachten. Doch viele sind auf der Suche danach, und Peter erkennt: Einige Geheimnisse bleiben besser vergraben …

Der erste Fall für Peter de Haan, einige Jahre vor "Das Paulus-Labyrinth".
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1
Leiden, 1996 Dies war für ihn der schönste Moment des Tages. Peter de Haan saß auf dem Sofa in seinem Büro, legte die Füße auf den Couchtisch und zündete sich einen Zigarillo an. Er blickte auf das Wasser des Witte Singels, hinter dem sich die Universitätsbibliothek befand. Es war halb sechs und die archäologische Fakultät so gut wie verlassen. Obwohl es nicht verboten war, im Büro zu rauchen, hatte er das Fenster gekippt, damit der Rauch abziehen konnte. Nicht jeder wusste den Duft eines Zigarillos zu schätzen, den er persönlich schon immer als beruhigend empfunden hatte. Um diese Uhrzeit konnte man das Fenster noch öffnen; ab sechs Uhr schaltete sich automatisch der Alarm ein. Viele seiner Studenten und wahrscheinlich auch einige seiner Kollegen saßen gerade beim Essen an den langen Tischen der Mensa, die im LAK-Gebäude neben der Fakultät untergebracht war. Doch Peter schätzte Momente wie diese, in denen er den Tag ungestört Revue passieren lassen konnte, während er dem Rauch nachblickte, der sich zur Decke kräuselte und manchmal plötzlich von einem Luftzug auseinandergeweht wurde. Es war ein ruhiger Tag gewesen. Zwei Vorlesungen, am Vormittag Einführung in die Archäologie für Studenten des ersten Studienjahres und am späten Nachmittag die Arbeitsgruppe für Geschichtsstudenten über die Geschichte von Leiden. Als Historiker war er so etwas wie ein Exot in der Fakultät, aber als Autor mehrerer Bücher über die Geschichte Leidens, der »Schlüsselstadt«, hatte er sich zunehmend mit den archäologischen Ausgrabungen beschäftigt, die in der Umgebung durchgeführt wurden. Als man ihm als Quereinsteiger die Stelle für Landesarchäologie angeboten hatte, hatte es innerhalb der Abteilung Neider gegeben, und mancher hatte seinen Widerstand immer noch nicht aufgegeben. Peter pendelte seitdem zwischen diesem Gebäude und dem Institut für Geschichte hin und her, zu dem er allerdings auch nicht ganz gehörte. Seit jeher konfliktscheu, fiel es ihm schwer, sich innerhalb der Universität mit all den verschiedenen Gruppen, Interessenskonflikten und Kollegen, die anderen ihren Erfolg neideten, zurechtzufinden. Peter sah sich in seinem Zimmer um. Eine Wand war komplett mit Bücherregalen vollgestellt. Davor lagen Stapel ungelesener Fachliteratur und zahlreiche Arbeiten, die er noch korrigieren musste. An die Wand neben seinem Schreibtisch hatte er große Blätter gepinnt, auf denen er seine Ideen, Vorstellungen und Assoziationen festhielt. Viel Gekritzel, große Pfeile in verschiedenen Farben, Diagramme und Übersichten liefen kreuz und quer durcheinander. So brachte er Ordnung ins Chaos. Über dem Sofa hingen drei gerahmte Poster. Auf der linken Seite befand sich eine gemalte Reproduktion von Gustaaf Wappers berühmtem Gemälde von Pieter van der Werff, dem Bürgermeister von Leiden, der während der spanischen Belagerung der Stadt wenige Wochen vor ihrer Befreiung seinen Körper der hungernden Bevölkerung zum Verzehr angeboten haben sollte. Peter hatte die Reproduktion von der Stadt Leiden als Dank für seine Dienste erhalten. Darunter standen die Worte, die alle echten Leidener kannten: »Essen habe ich nicht, aber ich weiß, dass ich dereinst sterben muss. Wenn euch also mein Tod hilft, dann legt Hand an diesen Körper, schneidet ihn in Stücke und verteilet ihn so weit wie möglich. Das wird mir ein Trost sein.« In der Mitte hing Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci, mit der dramatischen Szene, in der Jesus und Judas, Letzterer mit dem Geldbeutel in den Händen, gemeinsam das Brot halten. Peter hatte das Bild 1978 in Mailand gekauft, als er im Sommer nach seinem Abitur zum ersten Mal ohne seine Eltern verreist war, kurz bevor die Restaurierung des Freskos begann. Rechts befand sich ein großes Schwarz-Weiß-Foto von Papst Johannes Paul II. bei seiner ersten Fahrt im Papamobil mit dem kugelsicheren Glas. Im Korridor ertönten Schritte; dem Klappern nach zu urteilen waren es die Absätze von Damenschuhen. Sie hielten alle paar Sekunden inne, wahrscheinlich, weil die Frau vor jeder Tür stehen blieb, um das Namensschild zu lesen. Sie kannte sich hier offenbar nicht aus. Die Schritte kamen näher, und durch die milchige Glasscheibe der Tür konnte er sie sehen. Sie schien einen Moment zu zögern und klopfte dann an, leise, als rechne sie im Grunde nicht damit, um diese Uhrzeit noch jemanden anzutreffen. »Herein!«, rief er. Die Tür wurde geöffnet, und eine junge Frau trat ein. Sie hatte halblanges, dunkelblondes, gelocktes Haar, und ihre Wangen waren gerötet. Sie trug eine adrette Schluppenbluse, enge Jeans und Pumps mit – ja, tatsächlich – ziemlich hohen Absätzen und hielt eine große Umhängetasche in der Hand, die eher praktisch als elegant aussah. Peter kannte sie: Sie war in seiner Arbeitsgruppe über die Geschichte von Leiden. Während der Treffen machte sie sich immer fleißig Notizen, sagte aber nicht viel. Das galt im Übrigen für die meisten Studierenden: Sie waren zu schüchtern, um etwas zu sagen, oder zu schlecht vorbereitet, um etwas Sinnvolles beizutragen. Wie war noch mal ihr Name? Ach ja, Judith. Judith Cherev. »Guten Abend, Judith«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?« Er setzte sich aufrecht hin und fuchtelte ein wenig mit der Hand, um den Qualm zu vertreiben, wie ein Schuljunge, der im Fahrradschuppen beim Rauchen erwischt worden war. »Entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte Sie nach der Veranstaltung ansprechen, aber Sie waren so schnell weg. Ich habe Ihnen letzte Woche eine E-Mail geschickt. Erinnern Sie sich? Aber bestimmt bekommen Sie viele Mails. Es ging um meine Abschlussarbeit; ich hatte einen ersten Entwurf angehängt.« Sie war in der Tür stehen geblieben, bescheiden, aber gleichzeitig mit einer gewissen Entschlossenheit. Seit Kurzem gab es an der Universität die Möglichkeit, Nachrichten über das Internet zu versenden und zu erhalten. E-Mail nannte man das. Peter fand diese moderne Methode überflüssig, aber die Zeit würde erweisen, ob sich das durchsetzte. »Ja, ich habe Ihre Nachricht gesehen«, log er. »Worum ging es noch einmal?« Er forderte sie auf, sich zu setzen. »Ich studiere Geschichte im letzten Jahr und möchte meine Abschlussarbeit über die Geschichte des Judentums in Leiden schreiben. Dabei wollte ich mich besonders auf einen bestimmten jüdischen Kaufmann konzentrieren, der in den Bann von Rabbi Tsvi geriet.« »Aha, Shabtai Tsvi, der Messias.« »Nein, das war er nicht!«, erwiderte sie, offensichtlich heftiger, als sie beabsichtigt hatte, denn sie entschuldigte sich sofort. »Obwohl viele ihn dafür hielten. Ich möchte ein Bild des frühen Judentums in den Niederlanden zeichnen, in dem ich mich auf Leiden und diesen Kaufmann konzentriere.« »Sind Sie selbst jüdischen Glaubens?« »Ja, das bin ich. Schon der Name Judith verrät es ja fast.« Sie lächelte kurz. »Ein biblischer Name. Hat Judith nicht jemanden enthauptet? Gefährliche Frau. Wie hieß er gleich noch …« Das Klingeln des Telefons unterbrach seine Überlegungen. Peter signalisierte Judith, ruhig sitzen zu bleiben. Als er auf dem Weg zum Telefon an ihr vorbeiging, nahm er einen Hauch ihres Parfüms wahr, und für einen Moment stockte ihm der Atem. Der Duft war ihm vertraut, aber er konnte ihn nicht gleich zuordnen. »Hi, Peter, du musst unbedingt herkommen, beeil dich!«, ertönte die aufgeregte Stimme von Thomas Konijnenberg. »Wir haben etwas Unglaubliches gefunden!« Thomas leitete die Ausgrabungen des römischen Kastells Matilo, an der Grenze von Leiden und Zoeterwoude. Vor dem Bau des neuen Stadtteils Roomburg hatten die Leidener Stadtarchäologen Zeit, das Gebiet zu untersuchen. Da es an der Nordgrenze des Römischen Reiches lag, des Nordgermanischen Limes, hatte man in der Gegend schon häufig Überreste aus dieser Zeit gefunden. Die Überreste eines römischen castellum in Leiden, die mit den Ausgrabungen eines frührömischen Heerlagers in Nimwegen korrespondierten, waren jedoch einzigartig. Aber Peter hatte Thomas noch nie zuvor so aufgeregt erlebt. »Ich bin schon unterwegs«, scherzte er. »Aber kannst du mir nicht wenigstens schon mal einen kleinen Hinweis auf euren Fund geben?« »Eine Maske! Bronze, eine Visiermaske, und in sehr gutem Zustand, wahrscheinlich die schönste, die je in diesem Teil des Römischen Reiches, in Germania Inferior, gefunden wurde. Es ist verblüffend, als ob ein römischer Soldat aus dieser Zeit einen direkt anschaut. Von Angesicht zu Angesicht mit der Geschichte. Du solltest sie dir unbedingt ansehen. Da es ein Er ist, haben wir ihn Gordon getauft.« Er lachte. »Gordon? Wie der Amsterdamer Schnulzensänger?« Peter begann, theatralisch zu singen: »Könnt’ ich nur einen Moment bei diiiir sein …« »Genau, der. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Ich sag auch Hoogers Bescheid, der wird sich freuen, so kurz vor der Rente. Aber komm jetzt, dann kannst du dich selbst davon überzeugen! Außer mir sind alle schon nach Hause gegangen. Morgen haben die Mitarbeiter frei, du weißt schon, dritter Oktober, verkaufsoffenes Wochenende, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Wenn du dich beeilst, warte ich noch. Und es gibt noch mehr, Peter! Deswegen rufe ich dich an. Ich habe es gefunden, und du bist der Erste, der es erfährt!« »Was soll das heißen? Was hast du sonst noch gefunden? Doch nicht etwa …« Aber Thomas hatte schon wieder aufgelegt. Sekunden später hörte er...


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