Wolf | Ich weiß, was ich kann - Band I | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 437 Seiten

Wolf Ich weiß, was ich kann - Band I

Leben und Wirken der Madame d'Épinay

E-Book, Deutsch, 437 Seiten

ISBN: 978-3-7565-4610-7
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Louise verdankte ihre ganze Bildung den Gesprächen mit ihren berühmten Freunden Rousseau, Diderot, Grimm, Duclos und Voltaire. Sie hatte an keiner Universität studiert und war doch mit allen Bereichen vertraut, in denen die Männer in ihrer Umgebung als Meister auftraten. Trotzdem blieb sie fast ihr ganzes Leben immer nur ein Anhängsel eines Mannes. Dass ihr Name bis heute immerhin eine gewisse Bekanntheit hat, verdankt sich dem Umstand, dass sie eine Förderin und später eine Gegnerin Rousseaus war. Aber Louise war weit mehr als nur Förderin und Freundin bekannter Aufklärer. Sie war ein Frau, die sich unter den schwierigsten Bedingungen aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien vermochte. Sie war eine Frau, die schon früh eigene Gedanken zur Erziehung von Kindern entwickelte und ein Frauenbild verfocht, das ihrer Zeit weit voraus war.
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Hochzeit und erste dunkle Wolken
Am 23. Dezember 1745 heiratet Louise Florence Pe´tronelle Tardieu d’Esclavelles ihren Cousin zweiten Grades, den Hauptzollpächter Denis-Joseph Lalive, Marquis d’E´pinay, den zweiten Sohn von Louis Denis Lalive de Bellegarde und Marie The`rese Jose`phe Prouveur.   Louise schreibt einen Brief an Frau von Maupeou
„Liebe Cousine, es macht mich wütend, wenn ich daran denke, dass Ihre Mutter sie nicht mit dem Mann verheiratet hat, der Sie geliebt hat. Was für ein Glück ist es doch, die geliebte Frau eines Mannes zu sein, den man liebt. Ich kann noch gar nicht an mein Glück glauben. Vor einiger Zeit noch haben Sie mich bedauert und gedacht, dass ich mich im Hause meines Schwiegervaters zu Tode langweile. Liebe Cousine, Sie haben sich geirrt. Unangenehm waren seit meiner Heirat lediglich die Momente, die ich für die Besucher aufwenden musste. Wie glücklich, ich doch bin! Wird mein Herz jemals so viel Glück ertragen können? Es gibt Momente, da könnte mein Herz zerspringen vor Aufregung. Gibt es einen respektvolleren Sohn, einen zärtlicheren Ehemann als Herrn von E´pinay? Ach, liebe Cousine, ich finde keine Worte, es gibt tausend Dinge, die ich fühle, aber nicht auszudrücken vermag. Ich will lhnen darlegen, was Herr von E´pinay vorgeschlagen hat, wie wir unser Leben verbringen werden. Er will zuerst einmal in den sechs Jahren, in denen er von Amts wegen auf Reisen sein wird, etwas auf die hohe Kante legen. Und wenn wir dann in der Lage sind unser eigenes Zuhause zu schaffen, wollen wir uns darin niederlassen. Wir werden zweimal pro Woche mit unseren Eltern speisen. Wir werden zweimal in der Woche zu Abend essen und einmal zu Mittag essen. Mein Mann beabsichtigt unabhängig von den beiden Abendmahlzeiten auch zu Mittag zu essen, denn ich liebe diese Mahlzeiten. Wie aufmerksam und rücksichtsvoll er doch ist. Aber sollte ich nicht das Leben führen, das ihm am besten passt? Ich sagte es ihm, doch er bestand auf dieser Einteilung. Ja und dann werden wir ein Konzert haben, zu dem alle unsere Bekannten kommen können. An anderen Tagen werden es nur noch wenige Musiker sein, die uns hinter verschlossenen Türen amüsieren werden. Ach, habe ich ganz vergessen, worüber ich Ihnen noch schreiben wollte. Ich möchte, dass Sie morgen, wenn Sie zuhause sein sollten, mit mir und meinem Mann zu Abend essen. Antworten Sie mir bitte mit ein paar Zeilen. Nun Adieu, ich muss zum Ende kommen, ich hätte Ihnen noch tausend Dinge zu erzählen, aber wir gehen zum Abendessen und ich bin noch nicht fertig angezogen.“   Louise schreibt einen weiteren Brief an ihre Cousine
„Ah, liebe Cousine, gestern verbrachte ich einen herrlichen Tag. Wir wollten Frau von Ternan besuchen. Meine Mutter fühlte sich unwohl und hatte Halsweh. Das beunruhigte mich, ich wäre gern gegangen, aber das Gefühl, mich um meine Mutter kümmern zu müssen, hielt mich zurück. Ich wollte meinem Mann vorschlagen ebenfalls zu bleiben und die Verabredung mit Frau von Ternan abzusagen, aber ich wollte doch, dass der Vorschlag von ihm kommt. Ich war schon nahe daran, ihn zu bitten mit mir bei meiner Mutter zu bleiben. Wir redeten etwa zehn Minuten über dieses und jenes, dann bot er mir von sich aus an, bei mir zu bleiben. Vielleicht hätte ich sein Angebot nicht sofort annehmen sollen, aber ich tat es und dankte ihm von Herzen für seine Freundlichkeit. Wir blieben bis etwa drei Uhr bei meiner Mutter. Sie wusste diese Aufmerksamkeit allerdings nicht so zu schätzen, wie sie es meiner Meinung nach hätte tun sollen. Ich weiß natürlich, dass er nur seine Pflicht getan hat, aber es sind doch immer nur wenige, die tun, was sie tun sollten. Seine Handlung hätte jedenfalls von Seiten meiner Mutter mehr Wertschätzung verdient. Der große Fehler der Männer, denke ich, besteht darin, dass sie sich niemals an die Stelle derjenigen setzen können, über die sie urteilen. Dies ist bestimmet auch im Fall meiner Mutter so. Sie ist vielleicht niemals ungerecht behandelt worden, das hat sie vielleicht auch so streng auch gegen meinen Mann werden lassen. Sie können sich vorstellen, liebe Cousine, wie schmerzhaft es für mich ist, dann für meinen Mann und gegen meine Mutter stehen zu müssen. Ich wünschte, ich könnte meinen Mann dazu bringen, auch ihr gegenüber etwas mehr Vertrauen aufzubringen. Er könnte sie beispielsweise fragen, ob er sich mehr um ihre Angelegenheiten, die ja momentan nicht in bester Ordnung sind, kümmern solle. Nach dem Abendessen gingen wir wieder auf unsere Zimmer und mein Mann schlug vor, mit dem Hinweis auf meine kranke Mutter, keine Besucher mehr zu empfangen. Unter den gegebenen Umständen wolle er an diesem Tag auch nicht ausgehen. Ich hätte nichts Besseres erwarten können, ich war begeistert, aber ich wusste, dass ich diesen Vorschlag selbst hätte niemals machen können. Da wir nun vor Unterbrechungen sicher waren, widmeten wir uns zunächst der Musik, dann sprach er mit mir über das Theater, das er häufig besuchte. Dabei sprach er an, dass er es gerne sähe, wenn auch ich mich für das Theater begeistern könne. Wir überlegten, wie wir es schaffen könnten, ins Theater zu gehen ohne meine Mutter damit zu schockieren. Seine Idee war, dass ich einfach meinen Wünschen folgen sollte, ohne große Rücksichten auf das Missfallen meiner Mutter zu nehmen, das er für unvernünftig hielt. Liebe Cousine, ich glaube, dass du mir einmal gesagt hast, dass er keine Prinzipien habe. Natürlich würde ich gern mit ihm ins Theater gehen, doch ich will mich auch nicht gegen meine Mutter entscheiden. Ich bin hin- und hergerissen. Ich will meinen Mann nicht aus den Augen verlieren. Ich versprach daher mit meiner Mutter zu sprechen. Ich will versuchen, ihre Zustimmung zu erhalten. Ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll und eigentlich sollte ich mit ihr über Dinge sprechen, die mir im Augenblick mehr Sorgen bereiten. Da ist diese Verbitterung in ihrer Stimme, wenn sie mit meinem Mann spricht und dann hat sie immer diese Vorurteile gegen ihn und immer muss sie ihm widersprechen. Aber ich traue mich nicht, mit ihr darüber zu sprechen, weil ich glaube, dass sie dann auch gegen mich voreingenommen ist und beleidigt reagiert. Dann hätte ich gar keinen Einfluss mehr auf sie und könnte nichts zu seinen Gunsten tun. Ich muss also behutsam vorgehen, wenn ich mit meinem Onkel oder mit meiner Mutter rede. Mein Onkel, den ich nach allem, was er für mich getan hat, meinen Vater nennen kann, scheint völlig frei von Vorurteilen zu sein. Er ist gerecht, aber er kann keiner Sache irgendeine Bedeutung zumessen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Haltung auf Gleichgültigkeit, Trägheit oder eine Art von Philosophie zurückzuführen ist. Ich habe Mitleid mit ihm. Man verliert zu viel Freuden des Lebens, wenn wir zu weit gehen – wie soll ich es ausdrücken? Diese Schläfrigkeit, diese scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber allem was um uns herum vorgeht. Menschen wie mein Onkel neigen oft dazu, zu sagen, dass sie nichts sehen und nichts hören. Und wenn sie einem ihre Dankbarkeit oder Freundlichkeit zeigen wollen, dann nicken sie mit dem Kopf und zeigen ein schwaches Lächeln. Ich sehe durchaus, dass er Gefühle hat, aber er kann sie nur wie durch einen Schleier zeigen, den er nicht herunterreißen kann, weil ihm die Kraft dazu fehlt. Es ist immer schwer zu erraten, ob er mit dir zufrieden ist oder nicht. Er spricht wenig und scheint kaum an irgendetwas Anteil zu nehmen und doch entgeht ihm nichts. Er findet oft nicht die richtigen Wörter, weil er sehr abwesend ist, aber letztlich bleibt der Eindruck, den die Dinge bei ihm im Kopf hervorrufen, erhalten. Er ist selten wütend, aber wenn er doch einmal gezwungen wird, zu schimpfen, kann man leicht erkennen, dass er hier nicht in seinem Element ist. Ich versuche ständig herauszufinden, wie ich ihm einen Gefallen erweisen kann. Wenn ich dazu ermutigt werden müsste, wäre ich zu bedauern, aber die bloße Vorstellung, damit meinem Mann helfen zu können, reicht völlig aus, um zu verhindern, dass ich meiner Aufgabe jemals müde werde. Wir verbrachten den Abend so angenehm wie den ganzen Tag. Mein Mann meinte, dass die Zeit sehr schnell vergangen sei. Ich habe ihn noch nie so liebenswürdig gesehen. Beim Abendessen ging es recht heiter zu und es gelang uns sogar, meine Mutter und meinen Onkel zum Lachen zu bringen. Mein Schwager, Herr von Jully scherzte auf eine Art mit mir, die einer verheirateten Frau die Schamesröte ins Gesicht treiben konnte. Meine Mutter sah mich von Zeit zu Zeit mit einer strengen Miene an, vor allem dann, als wir über die Freuden des vergangenen Tages sprachen. Ist es denn unanständig, gar ein Verbrechen, seinen Mann zärtlich zu lieben? Ich habe fast Angst in ihrer Gegenwart von ihm zu sprechen. Was für eine komische Zurückhaltung ist das, liebe Cousine. Ich habe Angst, dass ich noch einmal meine Geduld verliere. Sie rufen nach mir, adieu, meine Liebe. Du lieber Himmel. Ich habe Ihnen zwei volle Stunden lang geschrieben.“   Louise schreibt an Herrn Lisieux
„Mein lieber Schutzengel, ich gebe am Donnerstag mit der Zustimmung meiner Eltern einen Kostümball. Sie müssen unbedingt kommen. Es wird sehr lustig werden. Frau von Maputo und ich werden als Hirtinnen auftreten. Wenn Sie nur mein Kleid sehen könnten! Sie müssen also unbedingt kommen. Ich habe jetzt nicht die Zeit, Ihnen mehr darüber zu erzählen. Sie müssen nur kommen, ohne Sie wird es nicht gehen. Übrigens, heute Morgen sagte ich zu meiner Mutter „ich will“. Stellen Sie sich das vor! Ich war aber nicht sehr erfolgreich darin. Ich glaube, es lag daran, dass sie sehen konnte, dass ich am ganzen Körper vor Aufregung zitterte, als ich es sagte. Ich werden Ihnen alles erzählen, wenn ich Sie sehe.“   Ein weiterer...


Pensionierter Schulleiter, Diplompädagoge,
Arbeiten zur Veränderung von Verhaltensstandards im Bereich der Erziehung im Kontext der Zivilisationstheorie von Norbert Elias, die Zeit der Aufklärung, Friedrich Melchior Grimm und seine Freunde, Kriminalromane um einen ehemaligen Geheimagenten der DDR,


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