Wolf | Ich weiß, was ich kann - Band II | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 509 Seiten

Wolf Ich weiß, was ich kann - Band II

Leben und Wirken der Madame d'Épinay

E-Book, Deutsch, 509 Seiten

ISBN: 978-3-7565-4611-4
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Louise verdankte ihre ganze Bildung den Gesprächen mit ihren berühmten Freunden Rousseau, Diderot, Grimm, Duclos und Voltaire. Sie hatte an keiner Universität studiert und war doch mit allen Bereichen vertraut, in denen die Männer in ihrer Umgebung als Meister auftraten. Trotzdem blieb sie fast ihr ganzes Leben immer nur ein Anhängsel eines Mannes. Dass ihr Name bis heute immerhin eine gewisse Bekanntheit hat, verdankt sich dem Umstand, dass sie eine Förderin und später eine Gegnerin Rousseaus war. Aber Louise war weit mehr als nur Förderin und Freundin bekannter Aufklärer. Sie war ein Frau, die sich unter den schwierigsten Bedingungen aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien vermochte. Sie war eine Frau, die schon früh eigene Gedanken zur Erziehung von Kindern entwickelte und ein Frauenbild verfocht, das ihrer Zeit weit voraus war.
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Genf
Wa¨hrend du dich auf der Reise nach Genf befindest, geht hinter deinem Ru¨cken der Meinungsstreit zwischen Rousseau auf der einen und Grimm und Diderot auf der anderen Seite heftig weiter. Briefe gehen hin und her. Es hagelt in ihnen an Unterstellungen und Vorwu¨rfen. Grimm kann nicht verstehen, wie du einem Mann wie Rousseau dein Vertrauen geschenkt hast. Er macht sich auch wirklich Sorgen um dich, denn er weiß nicht, wie gut du in deinem Zustand die Reise u¨berstanden hast. Beginnen wir also das Genfer Kapitel mit dem Brief, den Grimm dir hinterher geschickt hat.     Grimms erster Brief an dich nach deiner Abreise:
  „Sie ko¨nnen, meine liebe Freundin, gar nicht glauben, wie beru¨hrt ich von den wenigen Zeilen war, die Sie mir geschrieben haben, bevor Sie Paris verließen. Sie haben mir sehr gut getan, da sie mir die Kraft des Tra¨nenvergießens zuru¨ckgegeben haben. Lassen Sie mich, nachdem ich die Opfer erbracht habe, die die Erhaltung Ihrer Gesundheit erfordert, ein wenig u¨ber mich selbst nachdenken. Die Einsamkeit, in der ich den Winter verbringen werde, betru¨bt mich sehr. Meine einzige Ressource sind Ihre Briefe und die Nachrichten, die Sie mir in Bezug auf Ihre Gesundheit senden. Wir mu¨ssen einfach hinnehmen, was wir haben, ohne uns groß Gedanken daru¨ber zu machen, was uns die Zukunft bringen wird. Wenn wir ha¨tten vorhersehen ko¨nnen, dass wir uns nach dem Feldzug ha¨tten trennen mu¨ssen, ha¨tten wir dieses Unglu¨ck nicht ertragen ko¨nnen. Jetzt, wo es soweit ist, mu¨ssen wir uns ihm unterwerfen. Ich bin sehr traurig und u¨berwa¨ltigt von Trauer. Sie mu¨ssen mir diese Schwa¨che des ersten Augenblicks vergeben. Verwenden Sie bitte die Worte „meine melancholische Verfassung“ nicht noch einmal. Dieser Ausdruck hat eine schreckliche und finstere Bedeutung fu¨r mich. Sie selbst sollten niemals melancholisch sein, da Sie za¨rtlich geliebt werden und Freunde besitzen. Die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit Ihres Charakters werden immer verhindern, dass Ihr Los melancholisch wird. Wenn Sie diese Segnungen fu¨r sich bewahren, werden Sie unter allen Umsta¨nden Ihres Lebens immer Frieden und Trost haben. Wenn Ihre Gesundheit wieder hergestellt ist, wenn Ihre Angelegenheiten in Ordnung sind, wenn das Bo¨se Sie verlassen hat, was fehlt Ihnen dann noch, um glu¨cklich zu sein? Sie sind auf einem guten Weg und Ihre Reise, liebste Freundin, sollte Sie sicher in den Hafen bringen. Ich beschwo¨re Sie, alles Ihrer Gesundheit zu opfern, sich jeden Tag diesem Gegenstand zu widmen und nicht den leisesten Hauch der Gedankenlosigkeit, die Teil Ihres Charakters ist, auf sich zu ziehen. Wenn Sie Erfolg haben, werde ich nichts weiter zu wu¨nschen haben, der Rest wird dann meine Sache sein. Meine Zuneigung und das Vertrauen, das zwischen uns besteht, ersparen Ihnen alle Vorbehalte, denen Sie aufgrund Ihrer u¨berma¨ßigen Freundlichkeit und Ihres Gefu¨hls der Sicherheit ausgesetzt sind. Ihre ersten Vorsa¨tze sind bewundernswert, aber Sie fu¨hren sie nicht immer aus, um Ihre Gesundheit wieder herzustellen. Es ist notwendig, a¨ußerste Strenge und Besta¨ndigkeit in Ihre Lebensweise einzufu¨hren. Sie sehen, liebe Freundin, ich versuche, meine Trauer zu verbergen, indem ich mir eine glu¨ckliche und friedliche Zukunft vorstelle. Sie glauben nicht, wie unangenehm Paris jetzt fu¨r mich ist und wie sehr ich mich nach den Tagen sehne, die wir zusammen auf dem Land verbringen ko¨nnen. [...] Ich habe den Tag Ihrer Abreise abwechselnd mit Ihrer Mutter und Ihrem Kind verbracht. Ach, was ha¨tte ich sonst tun ko¨nnen. Sie ko¨nnen mir vertrauen. Die Sorge, die ich fu¨r sie aufbringen werde, wird meine liebste und entzu¨ckendste Bescha¨ftigung wa¨hrend Ihrer Abwesenheit sein. Machen Sie sich keine zu großen Sorgen um den Zustand Ihrer Mutter. Ihre Gesundheit ist besser als je zuvor und ich hoffe, dass ich auch in Zukunft keine schlechten Nachrichten fu¨r Sie haben werde. Ich erwarte noch heute Abend, von Ihnen zu ho¨ren. Dann werde ich meinen Brief, den ich an Herrn Tronchin adressiert habe, abschicken, damit Sie ihn bei Ihrer Ankunft vorfinden. Auf Wiedersehen, meine liebe Freundin. Ach ja, auf Wiedersehen, Sie sind ja weit weg. Als ich Ihnen vor einem Monat schrieb, hatte ich nicht damit gerechnet, bald wieder mit Ihnen zu korrespondieren.“   Am na¨chsten Tag: „Ich habe gestern einen Brief von Herrn d’E´pinay erhalten. Es war ein großer Trost und ich hoffe auf eine Fortsetzung der guten Nachrichten. Heute werde ich noch nichts von Ihnen ho¨ren, aber morgen erwarte ich neue Nachrichten. Ich verbringe den Abend mit Ihrer Mutter. Ihr geht es gut und ich versichere Ihnen, dass sie es besser ausha¨lt, als ich es zu hoffen gewagt habe. Ich wu¨nschte, ich wa¨re genauso mutig. Ich habe solche Angst vor meiner Einsamkeit, dass ich nicht den Mut habe, irgendetwas zu tun. Ich verbringe drei oder vier Stunden in meinem Sessel und tra¨ume von Ihnen. Denken kann ich diese Art von Ta¨tigkeit leider nicht nennen. Diese Stimmung wird nicht von Dauer sein, aber ich glaube, dass ich erst eine gute Nachricht von der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit brauche, bevor ich sie wieder loswerden kann. Bis zum gegenwa¨rtigen Moment aber ziehe ich es vor, weiter lethargisch zu sein [...]. Ihre Mutter sagte gestern Abend zu mir: „Ach, meine arme Tochter stirbt vielleicht vor Schreck. Sie steigt vielleicht unno¨tigerweise aus dem Wagen, ermu¨det sich und setzt sich ohne Grund der Ka¨lte aus.“ Solche U¨berlegungen wu¨rden uns to¨ten, wenn wir uns ihnen hingeben. Ich habe mich bis jetzt noch nicht von dem Erstaunen erholt, in das mich Ihre Abreise gestu¨rzt hat. Ich konnte nicht mehr mit Ihnen reden und mir war sogar das Glu¨ck versagt, Tra¨nen zu vergießen. Ah, meine liebe und geliebte Freundin, wenn wir uns jemals wiedersehen, wer ha¨tte dann den Mut, uns zu trennen?“     Dein Brief an deine Mutter
Tournus20. „Meine liebe Mutter, ich mo¨chte Ihnen mitteilen, dass ich die Reise weit besser durchstehe, als ich gehofft habe. Mir geht es wunderbar und das einzige Leiden, das ich habe, ist Mu¨digkeit. Ich hatte gestern einen sehr abwechslungsreichen Tag. Herr d’E´pinay tut nichts anderes, als bei jedem Halt ein- und auszusteigen, was die Reise erheblich verzo¨gert. Ich will so schnell als mo¨glich wieder in der Lage sein, zu Ihnen zuru¨ckkehren zu ko¨nnen. Ihnen, meine liebe Mama, meinen liebsten Respekt. Ich umarme meine kleine Tochter.“     Dein Brief an Grimm.
  Mont-Luel21 „Entspannen Sie sich, mein lieber Freund. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals so gut gefu¨hlt habe. Ich habe mehr Kraft und Mut als ich zu hoffen gewagt habe. Es gibt nichts als die Notwendigkeit, das verdoppelt die Fa¨higkeiten, die wir zu besitzen glauben. Tausend herzliche Gru¨ße an unsere Freunde und an Sie all die Komplimente [...].“     Grimms Antwort auf deine Nachricht.
  „Ich habe Ihren Brief aus Montluel erhalten, er hat mich ein wenig beruhigt. Schreiben Sie mir um Himmels willen, sobald Sie angekommen sind, denn ich werde mich erst ein wenig beruhigen, wenn ich Ihre von Genf aus adressierte Handschrift sehe. Ich a¨rgere mich furchtbar u¨ber Herrn d’E´pinay, wie kann er nur immer wieder anhalten lassen und Sie damit zusa¨tzlich ermu¨den? Bedenken Sie, meine liebe Freundin, dass es u¨berall Unstimmigkeiten gibt und dass es an Ihnen liegt, sie zu vermeiden. Man sagt, dass Herr Tronchin oft nicht daran denke, seine Patienten vor den Genfer Gefahren zu warnen. Ich habe schon von einem Nordwind geho¨rt, der mir Sorgen bereitet. Sie mu¨ssen entsprechende Vorkehrungen dagegen treffen. Ich ko¨nnte Ihnen vier Seiten daru¨ber schreiben, aber ich hoffe, dass ich den Mut habe, der Versuchung zu widerstehen und um ihr nicht nachzugeben, werde ich versuchen, mit Ihnen u¨ber etwas anderes zu reden. Sie mu¨ssen wissen, dass ich wenige Tage vor Ihrer Abreise einen Brief von Rousseau erhalten habe, in dem er seine Abneigung, Sie zu begleiten, verteidigt. Der Brief ist voller Torheit und Bosheit, ich wollte Sie ihn zum Zeitpunkt unserer Trennung deshalb nicht lesen lassen. Ich antwortete ihm, wie er es verdient hat und wie auch Sie ihm ha¨tten antworten sollen. Er schickte mir meinen Brief zuru¨ck, so dass es nun einen offenen und ausgepra¨gten Bruch zwischen uns gibt. Ich nutzte die Gelegenheit, auch Diderot davon in Kenntnis zu setzen. Ich habe ihm auch den Brief geschickt, den er Ihnen am Tage Ihrer Abreise geschrieben hat. Diese Dokumente haben zumindest den Zweck, Sie teilweise zu rechtfertigen und Rousseau selbst hat, ohne es zu beabsichtigen, damit den Rest erledigt. Es scheint, dass er vorhat, die Eremitage zu verlassen und es ist sehr wahrscheinlich, dass er hierzu ein feines Manifest vorbereitet, um sich zu rechtfertigen. Ich rate Ihnen, lassen Sie ihn in Ruhe und geben Sie ihm keine Antwort. Aber die Umsta¨nde werden fu¨r Sie ein besserer Leitfaden sein als fu¨r mich. Ich wu¨nsche nur, dass er meine Freunde nicht la¨nger qua¨lt, dann kann er machen, was er will. Sie sind u¨brigens nicht die einzige, die Grund hat, sich u¨ber ihn zu beschweren. Der Mann ist nicht nur bo¨se, er hat auch seinen Verstand verloren. Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern ko¨nnen, dass Ihnen in diesem Herbst mitgeteilt wurde, dass Diderot ihm geraten hatte, an Saint-Lambert zu schreiben. Rousseau hatte Diderot gebeten, zu ihm in die Eremitage zu kommen. Letzterer ging zu ihm und fand ihn in einem bedauernswerten Zustand. Tatsa¨chlich gestand er, dass er fu¨r die Comtesse d’Houdetot die heftigste Leidenschaft verspu¨rte. Er sagte, dass er sich jedoch sicher genug war, ihr...


Pensionierter Schulleiter, Diplompädagoge,
Arbeiten zur Veränderung von Verhaltensstandards im Bereich der Erziehung im Kontext der Zivilisationstheorie von Norbert Elias, die Zeit der Aufklärung, Friedrich Melchior Grimm und seine Freunde, Kriminalromane um einen ehemaligen Geheimagenten der DDR,


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