Wozniak | Kleine Geschichte Mallorcas | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 115 mm x 190 mm

Reihe: Kulturgeschichte

Wozniak Kleine Geschichte Mallorcas

E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 115 mm x 190 mm

Reihe: Kulturgeschichte

ISBN: 978-3-7917-6194-7
Verlag: Friedrich Pustet
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Mallorca war römische Provinz, im Einflussbereich byzantinischer Kaiser, arabischer Kalifen und spanischer Herrscher, aber auch lange ein Piratennest. Die siebtgrößte Insel des Mittelmeeres hat eine gewaltige Entwicklung hinter sich: vom Geheimtipp der Künstler, Exilanten und ruhesuchenden Hollywoodschauspieler hin zu einem Zentrum des internationalen Pauschal-, Bade- und Massentourismus, aber auch Exklusivurlaubs. Mallorca polarisiert und fasziniert gleichermaßen; für die einen bietet es Sonne, Sand und Badestrand, für andere Berglandschaft, Gartenfantasie und Wanderparadies.
Dieser informative, anschaulich bebilderte Band folgt den Spuren der Persönlichkeiten und Entwicklungen durch die bekannten, aber auch weniger bekannten Kapitel der bewegten Geschichte Mallorcas.
Wozniak Kleine Geschichte Mallorcas jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Die Anfänge der Landnahme
Der Schlüssel für Mallorcas Geschichte ist die geografische Lage. Die Insel liegt am Schnittpunkt zwischen südfranzösischen, norditalienischen, spanisch-katalanischen und nordafrikanisch-algerischen Kulturregionen. Mit jeder von ihnen war Mallorca im Laufe seiner langen Geschichte mehrfach verfeindet und in anderen Epochen intensiv verbunden. Die typisch mallorquinische Kultur zeichnet sich dadurch aus, verschiedenste Elemente aus all diesen Regionen angenommen zu haben und eine starke Mischung unterschiedlicher Menschen zu repräsentieren. Genau diese Durchmischung und die immer wieder erfolgte Anpassung macht die große Stärke der Insel aus. Vor- und frühgeschichtliche Entwicklung
Den Beginn menschlicher Besiedlung in einer Landschaft festzustellen, zumal auf einer Insel, ist immer schwierig. Aber da die Balearischen Küsten bei günstigen Bedingungen vom Festland aus zu sehen sind, kann sie nicht allzu spät erfolgt sein – dachten zumindest frühere Forscher. Traditionelle Methoden hatten die erste menschliche Besiedlung der Balearen auf 5000 v. Chr., ja sogar 8000 v. Chr. datiert. Eine der am frühesten genutzten Höhlen ist Canet nahe Esporles. Nach neuesten Untersuchungen der dortigen Funde gehen Forscher aus Cambridge allerdings davon aus, dass die Ankunft der Menschen auf Mallorca erst um 3000 v. Chr. erfolgte. Diese Datierung stimmt gut mit dem Aussterben mehrerer ehemals dort vorkommender Tierarten überein. Die ersten Siedler nutzten die fruchtbaren Ebenen entsprechend der jungsteinzeitlichen Gepflogenheiten, wohnten teilweise in den Höhlen, die auf den Inseln reichlich vorhanden sind. In diesen wurden zahlreiche Tierknochen der ehemals auf der Insel lebenden Höhlenziege gefunden, die mit Schnitzereien und Einkerbungen verziert sind. Von einigen Höhlenziegen, denen die Hörner abgeschnitten wurden, sind die gut verheilten Knochen erhalten. Vermutlich sollten sie domestiziert werden, was aber misslang. HINTERGRUND
MALLORCAS HÖHLENZIEGEN Vor Ankunft der Menschen auf den Balearen lebten dort die Höhlenziegen (myotragus balearicus). Archäologische Funde dieser Ziegen wurden 1908 in den Höhlen Cova de Muleta nahe Sóller und 1962 in Son Gallard bei Deià gemacht; weitere Fundorte sind die Cova Estrata bei Pollença sowie die Cova des Moro bei Manacor. Aber auch in der mit einer Gesamtlänge von 13,5 km längsten bekannten Unterwasserhöhle Europas, der Cova de Sa Gleda, fanden sich Reste. Für die ersten menschlichen Siedler war die Ziege eine leichte Jagdbeute, denn aufgrund ihrer kurzen Beine war sie langsam. Dies war vor Ankunft der Menschen kein Problem, da es auf den Inseln kaum Raubtiere gab. Die Befunde legen nahe, dass die Höhlenziegen nach dem Eintreffen der Menschen seltener wurden. Da die jüngsten Skelette aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammen, dürften sie in dieser Zeit ausgerottet worden sein. Die 50 bis 70 kg wiegenden Tiere waren mit etwa 50 cm Schulterhöhe relativ klein. Genetische Vergleiche ergaben als nächste Verwandte die Takine, eine heute in Asien südöstlich des Himalayas verbreitete Ziegenart. Bei der Abspaltung der Balearen vor 5,3 Mio. Jahren dürften Vorformen dieser Ziegen auf den Inseln geblieben sein. Versuche der ersten Siedler, einzelne Tiere zu züchten, hatten keinen Erfolg. So führten letztlich die Jagd, das Scheitern der Domestizierung und die Einführung anderer Haustiere zum Aussterben der Höhlenziegen auf Mallorca. Neben dem Zeitpunkt der Erstbesiedlung ist auch immer die Frage nach der Herkunft der Siedler interessant. In der Höhle Cova des Moro wurden menschliche Knochen gefunden, die in die Zeit zwischen 2470 und 2130 v. Chr. datiert werden. Damit gelten sie als älteste Menschenfunde auf den Balearen. Eine aktuelle gentechnische Studie alter DNA stellt Ähnlichkeiten dieses Genpools mit dem des alten Kataloniens fest. Die analysierte DNA weist auf Steppennomaden Osteuropas hin, die vor 4.000 Jahren auf die Iberische Halbinsel vordrangen. Diese Hirtennomaden der Kurgankultur lösten eine Welle genetischer und sozialer Veränderungen aus. Eine früher wiederholt vermutete Verwandtschaft mit der jungsteinzeitlichen Bevölkerung Sardiniens konnte anhand der DNA ausgeschlossen werden. Die »Schlangenstraße« führt über zwölf spektakuläre Haarnadelkurven 800 Meter hinunter in die Bucht von Sa Calobra. Für die erste Besiedlungsphase wird oft von einer Sammler-, Jäger- und Hirtengesellschaft ausgegangen. Diese Personen haben teilweise natürliche und künstliche Höhlen als Lager- und Wohnstätten benutzt. Ein Beispiel dafür ist die Felsenhütte Coval Simó auf dem Gipfel eines der Berge der nördlichen Gebirgskette der Serra de Tramuntana, die einen außergewöhnlichen, ungestörten Kontext bot und zeigt, dass hier Menschen während der Glockenbecherkultur (zwischen 2300 und 1900 v. Chr.) siedelten. An Bauwerken aus dieser Zeit, in der die Menschen sonst Höhlen nutzten, sind bisher die sog. Navetas bekannt, 15 m lange schiffförmige Steinbauten, deren Bestimmung nicht wirklich klar ist. Zwei Navetas wurden in Es Coll de Cala Morell ausgegraben und zeigen einen Wohnraum mit zentralem Herd, der zwischen 1600 und 1200 v. Chr. benutzt wurde. In Sa Ferradura in Ost-Mallorca wurden auf einem kleinen Küstenkap sieben Feuerstellen ausgegraben, die in die Zeit von 1200 bis 900 v. Chr. datieren. Kalkbestattungen sind ein charakteristisches Phänomen der frühgeschichtlichen Begräbnistradition auf den Balearen. In der Cova de Na Dent deuten die Radiokarbon-Daten darauf hin, dass diese Begräbnisart zwischen 500 und 100 v. Chr. benutzt wurde. Talayotikum
In der Zeit um 1300 v. Chr. kam es im Mittelmeerraum zu Veränderungen, bei denen auf Kreta und Mykene radikale Kulturwechsel vollzogen wurden. Ähnliches ist auch auf Mallorca beobachtet worden, denn ab dieser Zeit breiten sich Bauten zyklopischen Ausmaßes aus sehr großen Steinen auf der Insel aus. In den nächsten 1.000 Jahren bis etwa 300 v. Chr. entstanden viele kreisförmige Tempel, die seit dem 19. Jh. mit dem Begriff Talayot bezeichnet werden. In der ersten Phase, dem sog. »Talayotikum I« von 1300 bis 1000 v. Chr., parallel zur späten Bronzezeit des kontinentalen Europas, wurden vor allem große einzelnstehende Steintürme errichtet. In der Phase II wurden diese in den nächsten 200 Jahren mit Mauerringen umgeben. Während um 800 v. Chr. auf dem Kontinent die Eisenzeit begann, wurde in der Phase III das Innere der Türme neu ausgestaltet und die Zahl der Feuerbestattungen nahm zu. Ab etwa 500 v. Chr., in der vierten Phase, die auch »Posttalayotikum« genannt wird, kam es zu einer Öffnung der Insel für andere Kulturen. Auf Mallorca sind derzeit 1.000, auf Menorca über 100 Großsteinbauten nachweisbar. Die meisten Siedlungen waren von elliptischen Mauern umgeben, die bis zu 200 Personen Schutz geben konnten. 50 solcher Dörfer dürften existiert haben. Als die wichtigsten Siedlungen der Zeit des Talayotikums gelten: Son Mas, Capocorb Vell, Son Fornés und Ses Païsses. Die Stätte von Son Mas ist bisher das einzige megalithische Heiligtum auf den Balearen, das detailliert mit Radiokarbon datiert wurde. Sie war vom Prätalayotikum bis in die römische Zeit besiedelt. Eine der am besten ausgegrabenen talayotischen Siedlungen auf den Balearen ist Capocorb Vell, die zu den größten und wichtigsten megalithischen Anlagen des westlichen Mittelmeers zählt. Es wird vermutet, dass es sich um eine Wehrsiedlung für 500 Bewohner aus der Frühzeit der Talayotkultur handelt. Die wesentlichen Elemente sind ein labyrinthartiger Bau mit einer Ansammlung von 28 Räumen, drei Rundbauten und zwei quadratischen Türmen. Auch der Fundplatz Ses Païsses in der Nähe von Artà besteht aus einem zentralen Turm, dem ältesten Teil der Siedlung, der um 1000 v. Chr. gebaut wurde. Ob dieser als Ort religiöser Zeremonien oder zur Vorratshaltung genutzt wurde, ist unklar. In der nachfolgenden Zeit wurden verschiedene Wohngebäude angebaut. Die äußere, elliptische, 103 auf 133 m große Ringmauer wurde zwischen 650 und 540 v. Chr. errichtet und könnte auf gewaltsame Konflikte zwischen Familienclans hinweisen. Bis zur römischen Invasion 123 v. Chr. wurde die Siedlung ständig bewohnt, danach jedoch teilweise zerstört und verlassen. Der Haupteingang im Südosten der talayotischen Siedlung Ses Païsses Neben den genannten ist Son Fornés eine der bedeutendsten und besterhaltenen talayotischen Siedlungen Mallorcas. Die aus Großsteinblöcken gebaute Anlage war zwischen 1300 und 500 v. Chr. bewohnt. Noch unter den Karthagern diente sie als...


Thomas Wozniak, PD Dr. phil., geb. 1973, lehrt Geschichte an den Universitäten Tübingen und München. Zahlreiche Veröffentlichungen; bei Pustet erschien „Quedlinburg. Kleine Stadtgeschichte“ (2014).

Thomas Wozniak, PD Dr. phil., geb. 1973, lehrt Geschichte an den Universitäten Tübingen und München. Zahlreiche Veröffentlichungen; bei Pustet erschien "Quedlinburg. Kleine Stadtgeschichte" (2014).


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.