Zuhl / Fischer / Hinck | Geschichten aus dem Keks | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 148 Seiten

Zuhl / Fischer / Hinck Geschichten aus dem Keks

Eine Geschichten-Anthologie rund um den berühmt-berüchtigten Glückskeks

E-Book, Deutsch, 148 Seiten

ISBN: 978-3-7460-5389-9
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Glückskekse - wer kennt sie nicht? Ob zum Nachtisch im Chinarestaurant oder an Silvester, sie sind längst auch Teil der westlichen Kultur geworden und beglücken den, der sie öffnet, mit manchmal sinnvollen und manchmal doch recht konfusen Weisheiten oder Vorhersagen. So unterschiedlich wie die Autorinnen und Autoren dieser Anthologie sind auch ihre Geschichten. Mal spannend, mal romantisch, mal zum Schmunzeln, und auch mal kritisch ... Aber eines haben sie gemeinsam: Sie alle drehen sich um Glückskekse und ihre Prophezeihungen, die nicht immer in Erfüllung gehen - manchmal aber schon. Und meist nicht so, wie man im ersten Moment denkt ... Du wirst ein Abenteuer finden - oder das Abenteuer findet dich.
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Der Schokoladenkuchen
Sarah Fischer Freitag, 15. Juni 1984 Liebes Tagebuch, dies war der verrückteste Tag meines Lebens—aber auch irgendwie der Beste! Was für eine Erleichterung: Logan ist endlich aus meinem Leben verschwunden—für immer! Ich weiß schon, was du jetzt denkst. Aber ich habe ihn nicht umgebracht. Natürlich hatte ich es vor. Du weißt ja noch, wie wir alles bis ins kleinste Detail durchgeplant haben. Zu Anfang lief auch alles wie gedacht. Mit einem Brief bestellte ich ihn um 6 Uhr zu Grandmas altem Haus, mitten im Wald und seit vielen Jahren leerstehend. Der perfekte Ort für das perfekte Verbrechen… Das Gift bekam ich von einem guten Freund, der in einem kleinen Laden in der Stadt arbeitet. Endlich hatte er meine Klagen über meine Ameisenprobleme erhört und mir angeboten, mir etwas Wirkungsvolles zu beschaffen, um sie loszuwerden. Es war ja nicht einmal wirklich eine Lüge. Jeder weiß doch, dass Ungeziefer ein großes Problem auf dem Land ist. Und es gab ja auch eine ganz besonders bösartige Plage, die ich loswerden musste. Auch wenn sie nur zwei Beine hatte. Ich zwackte eine kleine Menge des Giftes für Logan ab. Über die relevante chemische Zusammensetzung hatte ich mich ausführlich in der Bücherei informiert. Die Menge war gerade genug. Bis sie ihn obduzierten, falls überhaupt, würde schon längst nichts mehr nachweisbar sein. Sie würden nie herausfinden, was ihn tatsächlich umgebracht hatte. Zuerst musste ich backen. Es gab einen Schokoladenkuchen, mit Schokochips und Schokoglasur. Logans Lieblingskuchen. Er hatte meine Kuchen immer sehr gemocht. Wahrscheinlich mehr als mich. Aber dieses Mal gab es da eine Zutat, die ihm nicht so gut bekommen würde! Alles, was mit dem Teig in Berührung kam, hatte ich weit weg neu gekauft und bar bezahlt. Sorgfältig arbeitete ich die Backutensilien danach in zwei Müllbeutel ein. Natürlich achtete ich darauf, dass nirgendwo Fingerabdrücke von mir waren und nichts auf mich hindeutete. Falls sie die Sachen überhaupt jemals finden. Ich bin ja nicht blöd! Dann entsorgte ich den Müll an der nächsten Müllkippe. Nun machte sich auch die wochenlange Planung mehr als bezahlt. Ich wusste ganz genau, was ich wie und wann zu tun hatte und war völlig ruhig und konzentriert. Logan hätte mich wohl nicht ausgerechnet zum Chinesen einladen sollen, um mir seine kleine Erpresserbotschaft zu überbringen. Der Glückskeks, den ich zum Nachtisch bekam, enthielt die Botschaft: „Sie lassen sich weder beeindrucken noch verunsichern. Das verschafft Ihnen Respekt.“ Mit seinen Drohungen hatte er mich schon ziemlich eingeschüchtert. Aber irgendwie machten mir diese Worte Mut. Warum sollte er mich erpressen und ungeschoren damit davonkommen dürfen? Den Rest des Giftes verteilte ich sorgfältig überall im Haus, bevor ich mich auf den Weg machte. Es war 5:20 Uhr, als ich den Kuchen auf den Beifahrersitz stellte. Jede Menge Zeit, zu Grandmas Haus zu fahren und alles vorzubereiten. Soweit unser Plan. Aber natürlich nutzt die beste Planung nichts, wenn sie gegen Murphys Gesetz konkurrieren muss: Was immer schief gehen kann, geht auch schief. Unzählige Male habe ich dieses Sprichwort schon gehört. Erst heute ist mir wirklich bewusst geworden, wie viel Wahrheit in diesen wenigen Worten steckt. Ich erreichte Grandmas Haus um 5:45 Uhr. Fünfundvierzig Jahre hatte sie hier gewohnt, mitten im Wald im Nirgendwo. Bis Grandpa vor ein paar Jahren verstarb. Seit sie nach Florida gezogen war hatte ich sie nun schon nicht mehr gesehen. Wenn alles vorbei ist, fahre ich sie vielleicht einmal besuchen. Ich parkte das Auto und brachte den Kuchen vorsichtig ins Haus. Dann kochte ich Kaffee und stellte das Geschirr, das ich mitgebracht hatte, auf den Tisch. Es durfte nichts verdächtig wirken. Aber vermutlich würde er mir so etwas ohnehin niemals zutrauen. Der Bastard hatte mich nie richtig gekannt, sich auch nie die Mühe gemacht, mich wirklich kennen zu lernen. Und er hat mich nicht eine Sekunde in seinem erbärmlichen Leben wirklich ernst genommen. Gerade war ich mit dem Tischdecken fertig, als es auch schon an der Tür klopfte. Es kostete mich große Mühe, das zufriedene Lächeln von meinen Lippen zu verbannen, das sich dort schon den ganzen Tag gehalten hatte. Erst dann ging ich die Tür öffnen. Logan war so selbstgefällig und akkurat wie eh und je. Er hatte dieses selbstverliebte Grinsen im Gesicht, das er immer trug. Warum war mir das bloß nicht schon damals aufgefallen? „Na, na, kleine Lady. Du kannst mir einfach nicht widerstehen, was? Muss an meiner anziehenden Persönlichkeit liegen.“ Er zwinkerte mir verschwörerisch zu. Wenn ich irgendwelche Zweifel an dem gehabt haben sollte, was ich vorhatte, so lösten sie sich in diesem Moment in Luft auf. Mein erster Impuls war es, ihm eine zu kleben, um dieses selbstgerechte Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen. Aber ich beherrschte mich und setzte das hilfloseste und mitleiderregendste Gesicht auf, das ich mir abringen konnte und sagte: „Wir müssen reden. Wieso kommst du nicht rein?“ Wir setzten uns an den Esstisch und ich bot ihm ein Stück Kuchen und einen Kaffee an. Er murmelte sowas wie, dass er mich nicht vom Haken lassen würde, nur weil ich mich nett anzöge und ihn mit Kuchen bestechen wolle. Aber ich hörte gar nicht richtig hin. Ich war schon zwei Schritte weiter und dachte darüber nach, wie ich die Leiche in meinen Wagen bekommen könnte. Er sah schwerer aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich schnitt ein Stück Kuchen ab und legte es auf seinen Teller. „Soll ich vielleicht mit den Fingern essen?“ fragte er spöttisch. Ich erschrak, als mir klar wurde, dass ich gar keine Gabeln eingepackt hatte. Sofort sprang ich auf und murmelte „Ich hole dir eine“, während ich in die Küche eilte. Innerlisch schimpfte ich über meine Nachlässigkeit. Gerade hatte ich triumphierend und erleichtert eine Gabel aus der Besteckschublade gezogen, dankbar an Grandma, dass sie nicht alles Besteck mitgenommen hatte. Da hörte ich plötzlich Stimmen aus dem Esszimmer. „Was willst du denn hier?“ hörte ich Logan sagen. Dann ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Jemand schrie. Ich rannte zurück, um zu sehen, was vor sich ging. Eine dunkelhaarige Frau in einem blauen Kleid beugte sich gerade über Logans leblosen Körper. Leblos baumelte er vom Stuhl, auf dem er gerade noch gesessen hatte, völlig bizarr zusammengesackt wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Erstarrt vor Schreck glitt mir die Gabel aus der Hand und landete mit einem lauten Klirren auf dem Boden. Die Frau wirbelte herum, als sie das Geräusch hörte. Zwar hatte ich sie bisher nur ein- oder zweimal gesehen, trotzdem erkannte ich Logans Schwester Sheila sofort. Sie war genauso überrascht, mich zu sehen. Vor Schreck erschoss sie mich beinahe auch noch. Doch als sie erkannte, wer ich war, zögerte sie kurz. Ich nutzte die Chance, ihr klar zu machen, dass ich ganz sicher nicht die Polizei rufen und sie ausliefern würde. Das wäre doch dumm, da ich selbst gerade versucht hatte, Logan zu töten. Zuerst war sie skeptisch, aber als ich ihr erzählte, wie Logan mich verlassen und dann noch versucht hatte, mich zu erpressen, hatte ich ihr volles Mitgefühl. Sie sah den Kuchen an und lachte. „Ihn mit Schokoladenkuchen vergiften. Das ist genial. Auf die Idee hätte ich selbst kommen sollen. Aber ich war noch nie der Typ für Raffinesse.“ Ich musterte sie und dachte bei mir, dass das wohl offensichtlich war, aber ich sagte stattdessen: „Ist doch jetzt auch egal. Wir müssen ihn schnell wegschaffen. Sonst blutet er noch Grandmas Teppich voll.“ Schnell holte ich einen Lappen und drückte ihn auf die Wunde, um die Blutung zu minimieren. Es war ein sauberer Schuss in den Kopf. Kleines Kaliber, keine Austrittswunde. Umso besser. Keine Einschusslöcher, die versteckt werden mussten, und wir mussten nicht herumkrauchen und nach der Kugel suchen. Mühsam trugen wir den leblosen Körper nach draußen und luden ihn in den Kofferraum meines Wagens. Jetzt war ich wirklich froh über die Hilfe. Alleine hätte ich ihn sicher nicht dort raus bekommen. Wie hatte ich nur denken können, dass ich das alleine schaffen würde? So eine Leiche ist wahnsinnig schwer. Ich murmelte etwas darüber, dass er ganz schön zugelegt habe, und Sheila scherzte, das läge sicherlich an meinen Kuchen. Da ich von vornherein geplant hatte, die Leiche wegzubringen, hatte ich den Kofferraum bereits mit alten Decken ausgelegt. In diesem Moment wünschte ich mir, ich hätte stattdessen Plastik verwendet. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Blut im Spiel sein würde. Da wir zu zweit waren, sparten wir viel Zeit. Sheila nahm seinen Wagen, ich meinen. Wir fuhren ein paar Meilen und luden Logan im Wald neben der Straße ab. Die Waffe säuberten wir von Fingerabdrücken und legten sie daneben. Es war ohnehin seine. Wir nahmen seine Brieftasche und seine goldene Uhr mit. Seinen Wagen ließen wir...


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