Berz | Spieltheoretische Verhandlungs- und Auktionsstrategien | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 252 Seiten, E-Book

Berz Spieltheoretische Verhandlungs- und Auktionsstrategien

Mit Praxisbeispielen von Internetauktionen bis Investmentbanking

E-Book, Deutsch, 252 Seiten, E-Book

ISBN: 978-3-7910-5557-2
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ob man als Einkäufer für ein Unternehmen tätig ist oder Auktionen durchführt - Kenntnisse über spieltheoretische Strategien helfen, Chancen und Risiken treffsicher einzuschätzen. Leicht verständlich stellt der Autor die unterschiedlichen Verhandlungs- und Auktionsformen vor. Wann welche Strategie besonders Erfolg versprechend ist, wird anhand vieler eingängiger Beispiele deutlich. In der zweiten Auflage mit zahlreichen neuen Fallbeispielen, z.B. das Aufbrechen von Absprachen in der Automobilindustrie. Eine griffige Einführung in eine der wichtigsten Teildisziplinen der Ökonomie.  

In der 3. Auflage aktualisiert und erweitert um die Themen: Wettbewerbsmatrix, Price Pattern, Entwicklung eines Schemas für die Marktanalyse kollusiver Tendenzen, Anwendung der kooperativen Spieltheorie in Vertrauenspartnerschaften.
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1 Bilaterale Verhandlungen
1.1 Der Kuchen und das Wettbewerbsargument
Haben Sie heute schon etwas gekauft? Wenn ja: Haben Sie dabei ein gutes Geschäft gemacht? Sind Sie sich sicher? Nehmen wir an, Sie wollen heute ein gebrauchtes Auto kaufen. Sie hegen schon seit Wochen diesen Plan und haben sich gut vorbereitet: Sie kennen die einschlägigen Wertlisten der für Sie infrage kommenden Modelle in Abhängigkeit von Alter und Kilometerstand. Sie kennen sich gut genug mit Autos aus, um Verschleiß und Schäden per Augenschein einschätzen zu können und Sie wissen, wie viel Sie maximal ausgeben können. Im Internet finden Sie die Anzeige eines privaten Verkäufers, der ein Fahrzeug Ihrer Vorstellung aus zweiter Hand anbietet. Seine Preisvorstellung ist 20.000 Euro. Sie besichtigen das Auto, machen eine Probefahrt und kommen zu dem Schluss, dass Sie maximal 18.000 Euro zu zahlen bereit sind. Was Sie nicht wissen: Der Verkäufer hat vor zwei Jahren 20.000 Euro für das Auto bezahlt und ist in den zwei Jahren damit nur 15.000 km gefahren. Jetzt will er einfach einmal versuchen, den gleichen Preis wieder zu erzielen. Tatsächlich benötigt er aber gerade dringend Geld, und versucht schon seit einigen Wochen, sein Auto zu verkaufen. Deshalb würde er einem Verkauf im Extremfall auch noch für 16.000 Euro zustimmen. Weiter würde er sich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht drücken lassen. Soweit die Situation. Die nun folgende Verhandlung hat den Sinn, einen von beiden Seiten akzeptierten Preis zu bestimmen. Offensichtlich ist jeder Preis zwischen 16.000 Euro und 18.000 Euro möglich. Würden Sie Ihre Einschätzung, den Wagen für maximal 18.000 Euro kaufen zu wollen, äußern? Nun, das würde sofort zu einem Deal bei 18.000 Euro führen. Dann hätten Sie ein Geschäft abgeschlossen, das aus Ihrer Sicht als neutral zu bewerten ist. Sie haben zwar das Auto, das Sie sich gewünscht haben, doch Sie müssten den Preis dafür bezahlen, den Sie maximal zu zahlen bereit waren. Mit einem zusätzlichen Verhandlungserfolg hätten Sie sich über den Kauf mehr gefreut. Ganz anders der Verkäufer. Er hat zwar nicht seine 20.000 Euro durchsetzen können, doch – verglichen mit seiner Minimalvorstellung von 16.000 Euro – hat er zusätzliche 2.000 Euro gewonnen. Das ist kein schlechter Verhandlungserfolg. Was ist hier passiert? Offensichtlich ist 18.000 Euro der Preis, der für Sie die Grenze war zwischen einem »guten Deal« und einem »schlechten Deal«. Genau bei diesem Preis, Ihrem Indifferenzpreis, waren Sie unentschlossen,1 ob Sie das Auto kaufen sollen, oder nicht. Der Indifferenzpreis des Verkäufers war 16.000 Euro, was Sie leider nicht wussten. Wir werden noch viel darüber sprechen, wie schwierig es oft ist, diesen Indifferenzpreis (den eigenen und den des Verhandlungspartners) mit hinreichender Sicherheit zu bestimmen. Deshalb wollen wir für den Anfang vereinfachend annehmen, dass sich Käufer und Verkäufer zumindest ihrer eigenen Indifferenzpreise jeweils sicher sind. Dann ist es egal, ob Sie ein Stück Butter, ein gebrauchtes Auto oder als Investor einen Unternehmensanteil kaufen. All diesen Geschäften ist eines gemeinsam: Der Eigentumsübergang vom Verkäufer zum Käufer kommt nur zustande, wenn der Indifferenzpreis des Verkäufers niedriger liegt als der des Käufers (oder höchstens genauso hoch). Nur wenn der Käufer eine mindestens genauso hohe oder höhere Wertschätzung für das gekaufte Objekt hat als der Verkäufer, kommt es zum Geschäft. Im anderen Fall können Sie verhandeln, solange Sie wollen. Sie werden keine Einigung erzielen.Verhandeln heißt, sich einen Kuchen zu teilen Die Spanne zwischen dem Indifferenzpreis des Verkäufers und dem Indifferenzpreis des Käufers nennt man den Kuchen der Verhandlung (siehe Abbildung 1). Abb. 1: Der »Kuchen« bei einer bilateralen Preisverhandlung und seine mögliche Verteilung Die Aufteilung dieses Kuchens ist der eigentliche Inhalt der Verhandlung. Jeder Preis zwischen den beiden Indifferenzpreisen ist ein mögliches Verhandlungsergebnis. Kommt ein Verhandlungsergebnis zustande, dann ist die Spanne zwischen dem erzielten Preis und dem Indifferenzpreis des Käufers derjenige Teil des Kuchens, den der Käufer als seinen Verhandlungserfolg verbuchen kann. Er freut sich über den Kauf und zusätzlich über diesen für ihn übrig gebliebenen Betrag. Die Spanne zwischen dem Indifferenzpreis des Verkäufers und dem erzielten Preis ist der Teil des Kuchens, den der Verkäufer als Verhandlungserfolg verbuchen kann. Er freut sich über den Verkauf und über diesen zusätzlich erzielten Betrag. Vor diesem Hintergrund ist klar, warum Sie Ihre Kaufbereitschaft für 18.000 Euro nicht offen äußern durften. Das wäre gleichbedeutend damit gewesen, den gesamten Kuchen dem Verkäufer zu schenken. Warum sollten Sie auf Ihren Anteil am Kuchen verzichten? Besser ist es, die Grenze bei 18.000 Euro vorerst nicht offenzulegen und mit einem tief gegriffenen Gebot als Versuchsballon in die Verhandlung einzusteigen. Damit stellen Sie eine symmetrische Situation zu den 20.000 Euro des Verkäufers her und können sich dann immer noch annähern. Das klassische »Verhandlungsgeschick« besteht darin, sich abwechselnd Gebote zu nennen und dabei jeweils möglichst weit vom eigenen Indifferenzpreis weg zu bleiben. Natürlich werden diese Gebote mit den unterschiedlichsten Argumenten flankiert. So haben Sie sicherlich jeden einzelnen Kratzer, die Beule am Kotflügel und vor allem den Flugrost am Kofferraumdeckel als Wert mindernd angeführt. Diese Argumentation bringt denjenigen in einen klaren Vorteil, der sich mit der Bewertung von Automobilen auskennt und diese vor allem gut darstellen kann. Den Laien kann dies ziemlich beeindrucken und ins Hintertreffen geraten lassen. Es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Ihr Indifferenzpreis tatsächlich bei 18.000 Euro liegt (die Kratzer, die Beule und den Flugrost hatten Sie für sich schon eingerechnet). Diese und andere Arten von psychologischer Argumentationsführung sind sicherlich in vielen Verhandlungen entscheidend für den Erfolg. Es handelt sich jedoch nicht um die rein ökonomischen Aspekte der Verhandlungstheorie, die wir in diesem Buch betrachten wollen. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, sichert erst eine Kombination geschickter Verhandlungsführung und einer profunden Kenntnis der ökonomischen Aspekte der Verhandlungstheorie nachhaltig wiederholbare Verhandlungserfolge. Das stärkste Verhandlungsargument ist das Wettbewerbsargument Ganz dem Trend der Zeit entsprechend, hat ein deutscher Konzern der Automobilzulieferindustrie vor ein paar Jahren darüber nachgedacht, einen Teil seiner Produktion nach Asien auszulagern. Um dieses Wagnis nicht ganz auf sich allein gestellt eingehen zu müssen, führte er Gespräche mit einem amerikanischen Wettbewerber über ein gemeinsames Werk in China. Die Verhandlungen über dieses Joint Venture waren natürlich denkbar komplex. Doch wenn man die zu vereinbarenden Konditionen auf das Wesentliche reduziert, dann war der Verhandlungsgegenstand auch hier die Aufteilung eines Kuchens. Der Kuchen war der durch das gemeinsame Geschäft im Wesentlichen durch Kosteneinsparungen generierte Mehrwert. Dieser lag in einer geplanten Größenordnung von 500 Millionen Euro pro Jahr. Die beiden Partner passten perfekt zueinander. Mit keinem anderen Partner hätte das deutsche Unternehmen einen annähernd genauso großen Mehrwert erzeugen können. Dasselbe galt für das amerikanische Unternehmen. Das deutsche Unternehmen war während der gesamten Vorbereitungsphase des Joint Venture davon ausgegangen, dass sich die beiden Partner den Kuchen jeweils zur Hälfte teilen würden. In schon weit fortgeschrittenem Verhandlungsstadium präsentierte das amerikanische Unternehmen plötzlich folgende Argumentation: Man habe parallel zu den Gesprächen mit dem deutschen Unternehmen auch mit einem weiteren Partner ein alternatives Joint Venture vorbereitet. Dieses würde zwar nur umgerechnet 300 Millionen Euro im Jahr abwerfen, doch die Hälfte davon sei dem amerikanischen Unternehmen sicher. Der zu verhandelnde Kuchen sei also nicht 500 Millionen Euro, sondern tatsächlich nur 350 Millionen Euro groß. Es sei also aus Sicht des amerikanischen Unternehmens nur fair, wenn sich das deutsche Unternehmen mit lediglich 175 Millionen Euro zufriedengäbe. Das wichtigste ökonomische Verhandlungsargument ist dieses Wettbewerbsargument. Darunter verstehen wir die Option der einen Partei, sich unter mehreren Verhandlungspartnern genau einen auszusuchen, mit dem sie sich »den« Kuchen teilt. Alle anderen Wettbewerber gehen leer aus. Den einzelnen...


Berz, Gregor
Dr. Gregor Berz bietet mit dem Institut Fourty Niners (IFAMD), Saarbrücken, Beratung und Schulung zur Vorbereitung von und auf Auktionen und anderen Verhandlungen sowie Strategieberatung mit spieltheoretischen Methoden an.

Gregor Berz

Dr. Gregor Berz bietet mit dem Institut Fourty Niners (IFAMD), Saarbrücken, Beratung und Schulung zur Vorbereitung von und auf Auktionen und anderen Verhandlungen sowie Strategieberatung mit spieltheoretischen Methoden an.


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