Böllert / Karsunky | Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 211 Seiten, eBook

Böllert / Karsunky Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit

E-Book, Deutsch, 211 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-90916-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Genderkompetenz ist auch in der Sozialen Arbeit ein zentrales Professionalitätsmerkmal, was vor allem im Kontext der Institutionalisierung der Gender Mainstreaming-Strategie offensichtlich geworden ist. Genderkompetenz sensibilisiert für Geschlechterverhältnisse und ihre Wirkungen im Alltag. Gerade in der Sozialen Arbeit wird dadurch erkennbar, wie geschlechterstrukturelle Bedingungen Lebenschancen und -entwürfe bestimmen. Der Erwerb von Genderkompetenz findet auf der wissenschaftlichen, der individuellen und biographischen Ebene sowie auf der Handlungsebene statt. Ziel der Vermittlung von Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit ist dabei die Qualifizierung für den professionellen geschlechtsbewussten Umgang mit Adressaten, Adressatinnen und Institutionen. In dem Band werden einerseits die Grundlagen der Thematik vermittelt und andererseits praxisbezogene Detailaspekte analysiert.


Dr. Karin Böllert ist Professorin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster.
Dipl.-Päd. Silke Karsunky ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster.
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Zielgruppe


Professional/practitioner

Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Einleitung Genderkompetenz;7
3;Teil 1: Grundlagen von Genderkompetenz;17
3.1;„Heute schon gegendert?“ Gender Mainstreaming als Herausforderung für die Soziale Arbeit;19
3.1.1;1. Das Konzept Gender Mainstreaming;19
3.1.2;2. Verhältnis zu anderen geschlechterpolitischen Strategien;20
3.1.3;3. Umsetzung;21
3.1.4;4. Gender Mainstreaming in der kritischen Diskussion;22
3.1.5;5. Ausblick für die Frauen und Geschlechterforschung;25
3.2;Frauenarbeit unter Männerregie oder Männerarbeit im Frauenland?;29
3.2.1;1. Vorläufer Sozialer Arbeit: Armenfürsorge;29
3.2.2;2. Wie und vor allem warum alles begann:;30
3.2.3;3. Die Entstehung Sozialer Arbeit als Erwerbsarbeitsfeld für Frauen;32
3.2.4;4. Der Ausbau der Frauenbeteiligung in der Sozialen Arbeit im 1. Weltkrieg;34
3.2.5;5. Weimarer Republik und das Interesse von Männern an der Sozialen Arbeit;35
3.2.6;6. Soziale Arbeit im Nationalsozialismus als weibliche Berufs- und Karrieremöglichkeit;37
3.2.7;7. Frauen in der Sozialen Arbeit der BRD: die klassische Rollenverteilung geht weiter …;39
3.3;Den Mädchen und den Jungen gerecht werden - Genderkompetenz in der Geschlechterpädagogik;47
3.3.1;1. Genderkompetenz im pädagogischen Alltag - eine Szene;47
3.3.2;2. Begriffsklärung;48
3.3.3;3. Geschichte der geschlechtsbezogenen Pädagogik - Theorien und Konzepte;52
3.3.4;4. Beispiele aus der Praxis;56
3.3.5;6. Paradoxien - aktuelle Herausforderungen und Konsequenzen;58
3.3.6;Literatur;59
3.4;Gut zu wissen!;63
3.4.1;1. Die Übung;63
3.4.2;2. Begriff und Begründung;64
3.4.3;3. Der Bezugsrahmen: biografische Selbstreflexion als Teil von Handlungskompetenz im Feld der Sozialen Arbeit;65
3.4.4;4. Prominente Zitate zum Thema;66
3.4.5;5. Das Praxisbeispiel: Kannst du gut Handball spielen?;67
3.4.6;6. Methoden und Praxis;70
3.4.7;7. Fazit oder: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner);75
3.4.8;Literatur;75
3.5;Ungleichheit, Differenz und ‚Diversity’ - Zur Konstruktion des professionellen Anderen;77
3.5.1;1. Fragen und Verunsicherungen…;77
3.5.2;2. …sowie Erfordernisse;78
3.5.3;3. Anknüpfungen, Annäherungen und Auslotungen;80
3.5.4;4. Eventualitäten;83
3.6;Normalität, Ethnie und Geschlecht - ein Blick auf den US- amerikanischen Diskurs;89
3.6.1;1. Einleitung;89
3.6.2;2. Zur Kritik an einer getrennten Betrachtung von Geschlecht und Ethnie;90
3.6.3;3. Zur Entwicklung der Sozialkonstruktionsansätze von Geschlecht und Ethnie;91
3.6.4;4. Zum Geschlecht und Ethnie integrierenden Sozialkonstruktionsansatz von Evelyn Nakano Glenn;94
3.6.5;5. Ausblick;96
4;Teil 2: Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit;100
4.1;Genderkompetenz in der Kinder- und Jugendhilfe: Lebenslage Geschlecht?;101
4.1.1;1. Beobachtung;101
4.1.2;2. Beobachtung;102
4.1.3;3. Beobachtung;106
4.1.4;4. Beobachtung;110
4.1.5;5. Beobachtung;112
4.1.6;6. Beobachtung;114
4.1.7;7. Beobachtung;116
4.2;Evaluationsergebnisse des Modellprojekts „Gender Mainstreaming bei Trägern der Jugendhilfe in NRW“;121
4.2.1;1. Ziel und Aufbau des Projekts;121
4.2.2;2. Vorgehensweise und methodische Überlegungen zur Evaluation des Projektes;125
4.2.3;3. Ausgewählte Ergebnisse des Projektes;129
4.2.4;4. Bilanzierung des Modellprojektes;138
4.3;Genderkompetenz in der Jugendberufshilfe/Benachteiligtenförderung;147
4.3.1;1. Einführung und Überblick;147
4.3.2;2. Jugendberufshilfe/Benachteiligtenförderung - ein heterogenes Tätigkeitsfeld Sozialer Arbeit;148
4.3.3;3. Verständnis von Genderkompetenz und ihre zentrale Bedeutung in der Jugendberufshilfe/Benachteiligtenförderung;149
4.3.4;4. Förderung von Genderkompetenz in der Praxis der Jugendberufshilfe/ Benachteiligtenförderung;155
4.3.5;5. Abschlussbetrachtung;160
4.4;Genderkompetenz im Kontext von Familie;163
4.4.1;Einleitung;163
4.4.2;1. Das eigene Leben als „gegendert“ verstehen - die Geschlechterfrage neu stellen;164
4.4.3;2. Die Alarmglocken in Deutschland - ein falsches Frauen- und Familienbild?;168
4.4.4;3. Die strukturellen Seiten der Modernisierung des Lebenslaufs - eine Falle für tradierte Geschlechterrollen;169
4.4.5;4. Gendergrenzen im Kompetenzprofil überschreiten - Konzeptionelles für eine zukünftige Genderpolitik;178
4.4.6;5. Zusammenfassend: De-Stereotypisierung im Blick;183
4.5;Gender Mainstreaming in Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik ;187
4.5.1;1. „Gesundheit hat ein Geschlecht“;188
4.5.2;2. Erklärungsansätze;198
4.5.3;3. Praktische Konsequenzen einer geschlechterdifferenzierten Perspektive: Das Beispiel Herzinfarkt;201
4.5.4;4. Gender Mainstreaming im Gesundheitswesen;203
4.5.5;5. Geschlechterdifferenzierung: Zur Entwicklung des Themas im Gesundheitswesen;204
4.5.6;6. Gender Mainstreaming in der Gesundheitspolitik NRW;206
4.5.7;7. Erfahrungen und Erfolgsbedingungen;210
5;Autorinnenverzeichnis;217

Grundlagen von Genderkompetenz.- „Heute schon gegendert?“ Gender Mainstreaming als Herausforderung für die Soziale Arbeit.- Frauenarbeit unter Männerregie oder Männerarbeit im Frauenland?.- Den Mädchen und den Jungen gerecht werden-Genderkompetenz in der Geschlechterpädagogik.- Gut zu wissen!.- Ungleichheit, Differenz und ‚Diversity ‘— Zur Konstruktion des professionellen Anderen.- Normalität, Ethnie und Geschlecht — ein Blick auf den US-amerikanischen Diskurs.- Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit.- Genderkompetenz in der Kinder- und Jugendhilfe: Lebenslage Geschlecht?.- Evaluationsergebnisse des Modellprojekts „Gender Mainstreaming bei Trägern der Jugendhilfe in NRW“.- Genderkompetenz in der Jugendberufshilfe/Benachteiligtenförderung.- Genderkompetenz im Kontext von Familie.- Gender Mainstreaming in Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik —.


„Heute schon gegendert?" Gender Mainstreaming als Herausforderung für die Soziale Arbeit (S. 19)

Barbara Stiegler

1. Das Konzept Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming ist eine geschlechterpolitische Strategie, die aus den Erfahrungen der Frauen mit der internationalen Entwicklungspolitik entstand und die Frauen von der Position der Bittstellerinnen, die an ihre Regierungen Forderungen stellen, befreit. Bereits in den 80er Jahren haben Frauen gefordert, dass die großen entwicklungspolitischen Akteure, wie die Weltbank und die Vereinten Nationen, geschlechtersensible Konzepte in ihren Entwicklungsprogrammen einsetzen.

Zum einen setzten sie mit dem Gender Budgeting der neoliberalen Strukturpolitik und insbesondere den Strukturanpassungsmaßnahmen ein vielfältiges analytisches Methodenset entgegen (vgl. Budlender u.a. 1998). Zum anderen konnten sie durch die Verankerung von Gender Mainstreaming in dem Abschlussdokument der Weltfrauenkonferenz 1995 erstmals die Regierungen verpflichten, die frauenpolitische Agenda auch in einer bestimmten Weise umzusetzen.

Auf europäischer Ebene wurde das Gender Mainstreaming Prinzip in den Amsterdamer Vertrag 1997 aufgenommen. Damit verpflichten sich alle Staaten der Europäischen Union, dieses Prinzip bei ihrer Politik anzuwenden. Der Europarat (1998) gibt dazu folgende Definition: „Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluation von Entscheidungsprozessen mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung beteiligten Akteure und Akteurinnen den Blickwinkel der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen einnehmen."

„Gender" bezeichnet den sozial und politisch gestalteten und gestaltbaren Aspekt von Geschlecht. Durch den Gebrauch der Kategorie „Gender" wird anerkannt, dass alle politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Strukturen die Handlungsmöglichkeiten von Männern und Frauen beeinflussen. Gender Mainstreaming ist ein Prinzip zur Veränderung von Entscheidungsprozessen, ein konzeptionelles Instrument.

Es ist eine systematisierende Verfahrensweise, die innerhalb der Entscheidungsprozesse von Organisationen von oben nach unten (Top down) implementiert, aber von unten nach oben (Bottom up) vollzogen wird. Die Anwendung von Gender Mainstreaming ist als Organisationsentwicklungsprozess zu gestalten. Sie zielt auch auf die Veränderung der Organisationskultur sowie auf Neuzuschnitte von Problembearbeitungen (vgl. Höying/ Lange 2004).

Die Anwendung dieses Prinzips dient allgemein der Herstellung der Chancengleichheit, verlangt aber eine genaue Zieldefinition für das jeweilige Arbeitsfeld. Die Operationalisierung von geschlechterpolitischen Zielsetzungen ist dabei eine der schwierigsten Implikationen von Gender Mainstreaming. Gender Mainstreaming ist nicht die Definition des Zieles selbst, sondern ein Verfahren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Damit ist das Konzept offen für verschiedene geschlechterpolitische Optionen.

Die Strategie ist für Organisationen geeignet, die im weitesten Sinne politisch handeln, seien es Ministerien, Behörden, kommunale Verwaltungseinheiten, Verbände, Vereine oder Gewerkschaften, aber auch Bildungsinstitutionen wie Schulen, Hochschulen oder Volkshochschulen. Gender Mainstreaming ist eine Strategie für Organisationen, die demokratisch legitimiert sind und die Lebensbedingungen allgemein und damit direkt oder indirekt auch die Geschlechterverhältnisse regeln und gestalten.

In Gender Mainstreaming Prozessen werden verschiedenste Methoden genutzt. Es wird unterschieden zwischen analytischen (z.B. 3-R-Methode, Gender Impact Assesment - GIA, Budgetanalysen, Checklisten), pädagogischen (Gendertraining, Genderworkshop) und partizipatorischen Techniken (Think-tanks, Zukunftswerkstätten, Hearings) (vgl. Meuser/Neusüß 2004).

2. Verhältnis zu anderen geschlechterpolitischen Strategien

Gender Mainstreaming ist eine neue geschlechterpolitische Strategie, die an den vorhandenen ansetzt und sie ergänzt.


Dr. Karin Böllert ist Professorin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster.

Dipl.-Päd. Silke Karsunky ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster.


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