Dawson | Liebeszauber für Anfänger | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 413 Seiten

Reihe: Brooklyn Love Story

Dawson Liebeszauber für Anfänger

E-Book, Deutsch, Band 1, 413 Seiten

Reihe: Brooklyn Love Story

ISBN: 978-3-96797-034-0
Verlag: MORE by Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Auch im größten Chaos findet sich ein Funken Magie. Marnie MacGraw wünscht sich ein normales Leben - einen Ehemann, Kinder und ein kleines Häuschen mit Vorgarten. Und jetzt, da sie Noah, den Mann ihrer Träume heiratet, ist sie ganz kurz davor, ihre Träume endlich zu verwirklichen. Auf einer Familienfeier lernt sie Noahs schwerkranke Großtante Blix kennen. Mit der eigenwilligen, skurrilen alten Dame versteht sich Marnie sofort, teilen sie doch eine geheime Leidenschaft: sie verkuppeln von Herzen gerne ihre Mitmenschen. Als ihre Ehe nach zwei unglücklichen Wochen endet, steht Marnie schneller als gedacht vor den Scherben ihrer Träume. Dann jedoch erhält sie eine Nachricht: Blix hat ihr ihr Haus in Brooklyn vererbt. Aber bevor Marnie es verkaufen darf, muss sie drei Monate dort leben. Kurzerhand packt Marnie ihre Koffer und startet in das größte Abenteuer ihres Lebens. Doch in Brooklyn warten allerlei Überraschungen auf sie. Denn zusammen mit dem Haus hat Marnie auch die dort wohnenden Mieter geerbt. Eine bunte Mischung an 'unvollendeten Projekten' von Blix: eigenwillige, kauzige Freunde und Nachbarn, die vor dem Glück, dem Leben und der Liebe davonlaufen ...
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Eins
Blix Ich hätte nicht herkommen sollen. So viel steht fest. Es ist noch nicht mal fünf Uhr nachmittags, und ich würde schon jetzt am liebsten schnell und schmerzlos ins Koma fallen. Irgendetwas Dramatisches, mit einem schönen Zusammenbruch, verdrehten Augäpfeln und zitternden Gliedmaßen. Ich bin auf der alljährlichen Nach-Weihnachts-Party meiner Nichte. Alle Jahre wieder werden die Gäste, die nach wochenlangem Geschenke-Shopping, Weihnachtsfeiern und verkaterten Feiertagen kaum noch in der Lage sind, geradeaus zu laufen, von Wendy Spinnaker gezwungen, sich noch einmal in ihre roten Pullis und karierten Hosen zu schmeißen und stundenlang in ihrem Wohnzimmer herumzustehen, damit sie ihre überteuerte Weihnachtsdeko und ihre aufgemotzte Villa bewundern können, während sie einen absurd roten Cocktail schlürfen, der ihnen von einer Highschool-Schülerin in Kellnerinnenuniform serviert wird. Ich glaube ja, der einzige Sinn und Zweck dieser Veranstaltung ist der, dass meine Nichte all die netten Menschen in Fairlane, Virginia, daran erinnern kann, dass sie eine prominente Persönlichkeit ist und außerdem stinkreich – eine ernst zu nehmende Größe. Edle Spenderin für wohltätige Zwecke. Vorsitzende von einem Haufen Dinge. Ehrlich gesagt habe ich darüber längst den Überblick verloren. Ich bin versucht, aufzustehen und um Handzeichen zu bitten. Wessen Seele ist auch innerhalb der letzten paar Stunden komplett verdorrt? Wer schließt sich meiner Polonaise an, die schnurstracks aus der Haustür hinausführt? Ich bin mir sicher, es gäbe so einige Interessenten. Und meine Nichte würde mich im Schlaf ermorden lassen. Ich wohne weit weg und bin steinalt, also wäre ich eigentlich gar nicht zu dieser Veranstaltung gekommen – meistens bin ich schlau genug, es zu vermeiden –, aber Houndy meinte, ich müsste. Er meinte, ich würde es bereuen, die Familie nicht ein letztes Mal gesehen zu haben, wenn ich nicht käme. Um solche Dinge macht Houndy sich Gedanken – über Sachen, die wir auf dem Sterbebett bereuen und so. Ich glaube, er stellt sich das Ende des Lebens so vor wie das Ende eines guten Romans: etwas, das man mit einer hübschen Schleife versehen sollte, alle Sünden vergeben. Als würde das jemals passieren. »Ich fahre hin«, habe ich schließlich zu ihm gesagt. »Aber ich erzähle ihnen nicht, dass ich krank bin.« »Das werden sie dir ansehen«, sagte er. Natürlich haben sie das nicht. Noch schlimmer: Ausgerechnet dieses Jahr musste sich mein Großneffe Noah verloben. Deshalb dauert diese Party hier schon eine gefühlte Ewigkeit, weil wir alle auf ihn und seine Verlobte warten, die aus Kalifornien anreisen, damit man seiner Holden die High Society zeigen kann, in die sie einheiraten wird. »Sie ist irgend so eine Traumtänzerin, die er auf einem Kongress kennengelernt hat. Und irgendwie hat sie es geschafft, sich ihn unter den Nagel zu reißen«, erzählte mir Wendy am Telefon. »Wahrscheinlich hat sie keine einzige funktionierende Gehirnzelle. Eine Aushilfe im Kindergarten, du machst dir kein Bild. Ihre Familie ist nicht der Rede wert. Ihr Vater arbeitet im Versicherungswesen, und ihre Mutter macht überhaupt nichts, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie kommen aus Flah-rida. So sagt sie das. Flah-rida.« Ich war noch dabei, das Wort Traumtänzerin zu verarbeiten und mich zu fragen, welche Bedeutung es wohl in Wendys Welt hatte. Mich würde sie zweifellos mit etwas ähnlich Abwertendem beschreiben. Ich bin für sie schließlich immer noch das schwarze Schaf in der Familie, diejenige, die man im Auge behalten muss. Blix, das Ärgernis. Sie kommt nicht damit klar, dass ich mein Erbe genommen habe und nach Brooklyn gezogen bin, was, wie jeder weiß, absolut untragbar ist, weil es entsprechend dicht besiedelt mit Nordstaatlern ist. Ich sehe mich in diesem Zimmer des Hauses um, das einst unser Familiensitz war und über Generationen hinweg von Lieblingstochter an Lieblingstochter weitergegeben wurde (ich wurde natürlich übersprungen), und ich muss wirklich alle Kraft aufbringen, die ich habe, um all die negative Energie abzuwehren, die die Fußbodenleisten entlangwabert. Der drei Meter hohe künstliche Weihnachtsbaum mit dem Glasschmuck von Christopher Radko und den funkelnden Lichterketten soll weismachen, dass hier alles vom Feinsten und einfach nur perfekt ist, vielen Dank, aber ich weiß es besser. Diese Familie ist durch und durch verdorben, ganz gleich, was die Deko suggeriert. Ich sehe die Dinge, wie sie wirklich sind, hinter all dem schönen Schein und der auf Hochglanz gebrachten Fassade. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als dieses Haus noch auf authentische Weise eindrucksvoll war, bevor Wendy Spinnaker sich entschieden hat, die Fassade für Tausende von Dollar scheinrenovieren zu lassen. Aber genau das fasst die Lebensphilosophie dieser Familie perfekt zusammen: Gipse einfach alles zu, was echt ist, und verpasse dem Ganzen dann einen schönen Anstrich. Und schon wird niemand irgendetwas merken. Außer mir. Ein, leicht angetrunkener, älterer Herr mit Mundgeruch kommt herüber und fängt an, mir von irgendwelchen Bankenfusionen zu erzählen, die er fusioniert hat, und von irgendwelchen Akquirierungen, die er akquiriert hat. Und davon, dass meine Nichte wohl die einzige Person auf der Welt ist, die es schafft, dass Welsh Rarebit schmeckt wie ein Haufen alter Socken. Ich will ihm gerade zustimmen, als mir mit Schrecken klar wird, dass er Letzteres gar nicht wirklich gesagt hat. Es ist einfach zu laut und zu stickig hier drinnen, also lasse ich ihn in meiner Vorstellung verdampfen, und er trollt sich tatsächlich. Ich habe eben auch so meine Talente. Dann, oh, Wunder, oh, Wunder, als wir alle schon dabei sind, der Resignation und den harten Drinks zu erliegen, fliegt die Haustür auf, und die Party bekommt einen Energieschub, als hätte jemand den Stecker wieder reingesteckt und uns alle wieder zum Leben erweckt. Das junge Paar ist da! Wendy eilt zum Eingang hinüber, klatscht in die Hände und ruft: »Leute! Leute! Ihr kennt natürlich alle meinen reizenden, brillanten Noah – und das hier ist seine entzückende Verlobte Marnie MacGraw, unsere zukünftige hinreißende Schwiegertochter! Herzlich willkommen, meine Liebe!« Das kleine Quartett in der Ecke des Wohnzimmers stimmt den Hochzeitsmarsch an, und alle Gäste scharen sich um die Verlobten, um sie zu begrüßen und ihnen die Hände zu schütteln, und nehmen mir so die Sicht. Ich höre Noah, der – ganz der polternde, prahlende Erbe seiner Familie – über den Flug und den Verkehr schwadroniert, während seine Verlobte von einem zum anderen weitergereicht und umarmt wird, als wäre sie eine Ware, die ab sofort jedem gehört. Ich recke den Hals und schiele hinüber. Sie ist wirklich bezaubernd – groß und schlank, mit roten Wangen und goldenem Haar. Sie trägt ihre blaue Baskenmütze schief aufgesetzt und mit einer Unbeschwertheit, die man auf Wendys Partys normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Und dann fällt mir noch etwas an ihr auf, an der Art und Weise, wie sie unter ihrem blonden Pony hervorlugt. Und dann – peng! – treffen sich unsere Blicke quer durch den Raum hinweg, und ich könnte schwören, dass gerade im Bruchteil einer Sekunde etwas von ihr auf mich überging. Ich war gerade im Begriff gewesen, von der Chaiselongue aufzustehen, aber jetzt lasse ich mich wieder zurücksinken, schließe die Augen und presse die Finger zusammen. Ich kenne sie. Oh mein Gott. Es kommt mir wirklich so vor, als würde ich sie kennen. Ich brauche eine Minute, um mich wieder zu fangen. Vielleicht täusche ich mich. Woher sollte ich sie kennen? Aber nein. Es stimmt. Marnie MacGraw erinnert mich an mich selbst in ruhmreicheren Tagen. Wie sie da steht und dem Ansturm vornehmer Südstaatenfreundlichkeit ins Auge sieht. Ich sehe ihr junges und altes Selbst und spüre mein eigenes Herz hämmern wie früher. Komm hier rüber, Süße, denke ich. Deshalb bin ich also hier. Nicht, um einen jahrelangen Familienzwist zu begraben. Nicht, um diese absurden Cocktails zu trinken. Noch nicht mal, um noch einmal zu meinen Wurzeln zurückzukehren. Ich sollte Marnie MacGraw treffen. Ich lege mir die Hand auf den Bauch. Auf den Tumor, der dort seit dem letzten Winter wächst, die harte, feste Masse, von der ich weiß, dass sie mich vollständig umbringen wird, bevor der Sommer kommt. Komm hier rüber, Marnie MacGraw. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen muss. Noch nicht. Noch nicht. Sie kommt noch nicht. Ach ja. Natürlich. Man muss gewisse Pflichten erfüllen, wenn man der feinen Südstaatengesellschaft vorgeführt wird, jedenfalls als vorgesehene Thronfolgerin. Angesichts dieser Kraftanstrengung wird Marnie MacGraw flatterig und nervös – und dann begeht sie einen furchtbaren Fauxpas, einen, der so beglückend entsetzlich ist, dass allein er ausgereicht hätte, dass sie für den Rest ihres Lebens meinen Platz einnimmt: Sie lehnt ab, als man ihr eine Portion von Wendys Welsh Rarebit anbietet. Zuerst schüttelt sie nur höflich den Kopf, als ihr der Teller entgegengeschoben wird. Sie sagt, sie habe keinen Hunger, aber das ist eindeutig gelogen, wie Wendy mit ihrem Laserblick sofort feststellt. Schließlich sind Marnie und Noah seit Stunden unterwegs, und zufällig weiß Wendy genau, dass sie weder gefrühstückt noch zu Mittag gegessen haben und sich nur mit ein paar Erdnüssen im Flugzeug über Wasser...


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