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E-Book, Deutsch, Band 20, 176 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Kirche im Aufbruch (KiA)

Fendler Kirchgang erkunden

Zur Logik des Gottesdienstbesuchs

E-Book, Deutsch, Band 20, 176 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Kirche im Aufbruch (KiA)

ISBN: 978-3-374-04670-6
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Warum feiern Menschen Gottesdienst? Dieser doppeldeutigen Frage geht dieses Buch nach. Denn sie kann sowohl normativ als auch empirisch beantwortet werden. Was ist der Auftrag der Kirche, der sich in der Feier des Gottesdienstes realisiert? Oder: Was suchen Menschen im Gottesdienst? Der Schwerpunkt der Beiträge liegt auf der empirischen Seite. Um die Ergebnisse einer Hildesheimer Studie zum Kundenverhalten im Gottesdienst gruppieren sich Reflexionen über das Verhältnis von Auftrags- und Bedürfnisorientierung im Gottesdienst, die Auswirkungen betriebswirtschaftlicher Begriffe auf die gottesdienstliche Feier, sowie der Gastbeitrag eines renommierten Kulturwissenschaftlers.

Mit Beiträgen von Folkert Fendler, Hilmar Gattwinkel, Armin Klein, Dorothea Haspelmath-Finatti, Hansjochen Steinbrecher, Claudia Schulz, Jürgen Kampmann und Cla Reto Famos.
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Folkert Fendler Kirchgang gestern und heute
Von Zahlen und vom Zählen
Es ist ein Gemeinplatz festzustellen, dass die Zahl der Sonntagskirchgänger seit Jahren kontinuierlich zurückgeht. Dieser Gemeinplatz wird mittlerweile so oft wiederholt, dass man schon wieder misstrauisch wird. Stimmt das eigentlich? Worauf beruht diese Einschätzung? Wie viele Menschen werden tatsächlich in den evangelischen Gottesdiensten in Deutschland erreicht? Welche Quellen lassen sich für die Frage nach einer realistischen Einschätzung der Kirchgangshäufigkeit nutzen? 1. Subjektive Einschätzung
Die wissenschaftlich betrachtet sicherlich unsolideste Quelle, die eigene subjektive Einschätzung der Lage, die sich freilich in den Äußerungen vieler Menschen widerspiegelt, lässt sich so beschreiben: „Immer weniger Menschen gehen in die Kirche. Und die, die kommen, werden immer älter, meist sind es ältere Frauen, Konfirmandinnen und Konfirmanden.“ Verstärkt wird diese Einschätzung durch Berichte darüber, dass immer wieder Kirchengebäude aufgegeben und entwidmet und ehemals selbstständige Gemeinden zusammengelegt werden. 2. ALLBUS
Die allgemeine Bevölkerungsumfrage ALLBUS findet seit 1980 alle zwei Jahre statt. Hierbei handelt es sich um eine repräsentative sozialwissenschaftliche Umfrage, die Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der deutschen Bevölkerung erhebt. Im Stammteil der Fragen befindet sich auch eine Frage nach der Häufigkeit des Kirchgangs1. Alle zehn Jahre, immer gleichzeitig mit den KMU (1982, 1992 etc., s. u.), legt diese Umfrage einen Schwerpunkt auf das Thema „Religion“. Dann werden die konstant wiederkehrenden Fragen um zahlreiche zusätzliche Fragen aus dem kirchlichen Bereich erweitert. Für unseren Zusammenhang interessiert allerdings lediglich die konstante Frage nach der Häufigkeit des Kirchgangs. Abbildung 1: Kirchgangshäufigkeit 1982–2014 (Quelle: ALLBUS-Befragungen) Der dargestellte Sachverhalt lässt sich vereinfacht so beschreiben: Ca. 20 Prozent der evangelischen Christen sagen, sie gingen nie in die Kirche. 40 Prozent gehen seltener als mehrmals im Jahr, also vielleicht nur Weihnachten. Mehrmals im Jahr besucht etwa ein Viertel der Befragten Gottesdienste. Die häufigeren Kirchgänger machen mit leichten Schwankungen um die 15 Prozent aus. Der Überblick über knapp 35 Jahre Gottesdienstgeschichte zeichnet ein Bild von hoher Stabilität. Zwar gibt es leichte Schwankungen, insgesamt jedoch lässt sich weder eine Tendenz zu stetig sich verringerndem noch zu steigendem Kirchgang erkennen. 3. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen
Seit 1972 werden die sogenannten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen regelmäßig im Zehn-Jahres-Abstand durchgeführt, so dass bis dato auf fünf solcher Befragungen in einem Zeitraum von gut vierzig Jahren zurückgeblickt werden kann. Zum Standardrepertoire dieser repräsentativen EKD-weiten Mitgliederbefragung gehört ebenfalls eine Frage nach der Selbsteinschätzung zur Kirchgangshäufigkeit2. Leider ist der Vergleich der Kirchgangshäufigkeit über diese vier Jahrzehnte dadurch beeinträchtigt (ja eigentlich unmöglich gemacht), dass sich fast jedes Mal die Antwortkategorien geändert haben3. Mindestens einmal pro Woche Zusammengefasste Mitteloptionen Nie KMU I – 1972 8 53 39 KMU II – 1982 11 54 35 KMU III – 1992 10,1 82 7,9 KMU IV – 2002 11,6 74,7 14 KMU V – 2012 22,6 55,4 22,2 Tabelle 1: Entwicklung der Kirchgangshäufigkeit (Quelle: KMU; Angaben in Prozent) Im Gesamtüberblick, in der die Mitteloptionen zu einer Kategorie zusammengefasst werden, zeigt sich ab 1992 eine Tendenz, die die Extrempositionen wachsen lässt (vgl. Tabelle 1). Das heißt: Sowohl die Gruppe der häufigen Kirchgänger als auch diejenige, die nie Gottesdienste besucht, werden größer, ein Phänomen, das in der ersten Auswertung der KMU V ähnlich bei der Verbundenheitsfrage beobachtet und als Ausdruck einer zunehmenden Polarität zwischen „Engagement und Indifferenz“9 gewertet wurde. Abbildung 2: Kirchgangshäufigkeit im Vergleich von ALLBUS 2012 und KMU 2012 Dieser Vergleich zeigt, dass die Menschen sich bei der KMU-Befragung als deutlich fleißigere Kirchgänger einschätzen als bei ALLBUS. Dies kann und wird zu Recht oft mit dem Phänomen der sozialen Erwünschtheit erklärt: Wenn kirchliche Vertreter fragen, möchte man vielleicht eher sagen, was sie hören wollen. Bei kirchlich ungebundenen sozialwissenschaftlichen Fragestellern mag man bei diesem Punkt dichter an der Wahrheit bleiben. Es kann aber auch sein, dass die Befragten der KMU, sensibilisiert durch viele andere vorlaufende Fragen zur Taufe und anderen Kasualien, bei der Kirchgangshäufigkeit stärker auch an Kasualien denken als die Befragten bei ALLBUS, wo die Frage mitten aus einer Menge anderer soziodemographischer Fragen unvermittelt auftaucht. Andererseits liegen auch die Zahlen von ALLBUS mit einem 5,6 Prozent-Anteil mindestens wöchentlichen Kirchgangs immer noch deutlich über den Zahlen, die die EKD-Gottesdienststatistik bietet. 4. EKD-Gottesdienststatistik
Die Zahlen der EKD-Gottesdienststatistik verstehen sich als Teilnehmerzahlen an Sonn- und Feiertagsgottesdiensten. Es handelt sich hierbei streng genommen um Hochrechnungen. Jedes Jahr wird der durchschnittliche Jahresbesuch mit der Formel erhoben: „Invokavit mal 2 plus 1. Advent geteilt durch 3“10. Das bedeutet, dass die Besucherzahl eines beliebigen „normalen“ Sonntags, in diesem Fall des Sonntags „Invokavit“, verdoppelt wird, die Besucher eines in der Regel gut besuchten „besonderen“ Gottesdienstes, in diesem Fall des 1. Advents, hinzugezählt werden und das Ergebnis anschließend durch drei geteilt wird. Aufgrund der jeweiligen Berechnungsformel ergeben sich seit 1975 die folgenden Zahlen: Abbildung 3: EKD-Gottesdienststatistik 1975–2013 Danach stieg in den siebziger bis Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts der durchschnittliche Besuch von 4,2 auf bis zu 4,7 Prozent, um danach kontinuierlich abzufallen auf jetzt etwa 3,5 bis 3,6 Prozent. 5. Die Oldenburger Gottesdienstzählung
Der Kirchenkreis Oldenburg umfasst ca. 80.000 Gemeindeglieder und gehört zur Ev.-luth. Kirche in Oldenburg. Er hat 24 Gottesdienststätten (Kirchen und Gemeindehäuser, in denen regelmäßig Gottesdienst gefeiert wird). Darüber hinaus finden Gottesdienste in (diakonischen) Einrichtungen und an anderen besonderen Orten (z. B. im Freien) statt. Die Zählung hatte den Anspruch, sämtliche Gottesdienste zu erfassen, insbesondere die Anzahl der Teilnehmenden. Auch die Kasualien und Andachten in Gruppen wurden separat gezählt11. Abbildung 4: Prozentualer Gottesdienstbesuch der Oldenburger Kirchengemeinden (Sonn- und Festtage) Die hellgrau dargestellte Linie, die den prozentualen Durchschnittsbesuch der EKD-Zählung abbildet, liegt bei vier Gemeinden über der tatsächlichen Quote, in zwei Fällen liegt sie darunter. Im Durchschnitt bildet der „EKD-Wert“...


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