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E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Europäische-Weinkrimi-Reihe

Grote Rioja für den Matador

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Europäische-Weinkrimi-Reihe

ISBN: 978-3-423-43011-1
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der neue Band der erfolgreichen Weinkrimi-Reihe: Eine Reportage über eine junge Winzergenossenschaft führt den Journalisten Meyenbeeker in die Rioja.Mitten in die Auseinandersetzungen einer spanischen Großkellerei und einer jungen Kooperative (ihre ehemaligen Traubenlieferanten) platzt der deutsche Reporter Henry Meyenbeeker. Als sein Informant, der Önologe der Kooperative, mit seinem Wagen abstürzt, ist er alarmiert, doch ein Motiv für ein mögliches Verbrechen ist nicht zu finden.

Je tiefer Meyenbeeker gräbt, desto mehr Akteure bringt er gegen sich auf. Freunde werden zu Feinden, schlagen hart zu, und Fremde helfen plötzlich weiter. Geht es um Wein oder Bodegas? Geht es um Macht oder um ganz andere Dinge? Der Tag des Stierkampfes rückt näher.
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1. Henry Meyenbeeker
»Es ist nicht mehr weit«, sagte die Frau hinter dem Tresen und blieb im Durchgang zur Küche stehen. »Du fährst nach links«, sie zeigte auf die Straße vor der Bar, »da vorn gabelt sich die Landstraße – auf keinen Fall rechts abbiegen, sonst kommst du nach Labastida –, also geradeaus, vielleicht noch fünf Kilometer durch den Wald, bis zum Steilhang der Sierra, da hast du das gesamte Tal vor dir, na ja, eigentlich eher unter dir. Dort ist ein Aussichtspunkt, ¿verdad? Die Leute fahren extra deshalb hin. Die Sierra fällt fast senkrecht ab, etliche hundert Meter. Wenn du unten am Fuß der Serpentinen bist, sind es höchstens noch zehn Minuten bis nach Laguardia, alles klar?« Henry bedankte sich, eigentlich hatte er es gar nicht so genau wissen wollen, aber die Wirtin hatte anscheinend niemand anderen zum Reden. Er bezahlte den Kaffee und die madalenas. Er liebte die kleinen runden Kuchen und steckte gleich noch zwei ein. An der Tür machte er den Jugendlichen Platz, die johlend in die Bar drängten. Er verstand kein Wort von dem, was sie sprachen, absolut nichts, es war ein Drama mit den Basken. Selbst wenn er konzentriert hinhörte, konnte er nicht einmal raten, worum es ging. In Vitoria-Gasteiz hatte er geschwitzt, um die richtige Straße von der Provinzhauptstadt hierher zu finden, weil er sich für die schönere statt für die schnellere Strecke entschieden hatte. Aber bis er die spanisch-baskische Beschriftung der Schilder gelesen und begriffen hatte, war er längst an der Straße vorbei, wo er hätte abbiegen müssen. Vor anderthalb Stunden bereits hatte er hier sein wollen, in … wie hieß das Nest? Urizaharra? Wer konnte sich so einen Namen merken? Auf Spanisch hieß das Peñacerrada, das war um einiges leichter, außerdem waren ihm die Buchstabenfolgen und Silben vertrauter. Aber Baskisch, euskara, wie sie es nannten? Dagegen war català, das in Katalonien um Barcelona herum gesprochen wurde, geradezu simpel. Anderthalb Stunden Verspätung – die Verabredung mit Jaime Toledo konnte er für heute streichen. Morgen war auch noch ein Tag, mañana eben. Er würde den Önologen, der die Weinbauern der Kooperative LAGAR in Fragen des Weinbaus und der Kellerwirtschaft beriet, dann eben morgen auf der Baustelle ihrer neuen Kellerei aufsuchen. Henry warf den Jugendlichen einen Blick hinterher, vielleicht ein wenig neidisch auf die Frechheit, mit der sie drängelten, sich lautstark unterhielten, sich über alle möglichen Regeln hinwegsetzten, was er sich kaum noch gestattete und was er sich insgeheim verübelte. Nachdenklich öffnete er die Wagentür und schrak zurück. Ein Hitzeschwall kam ihm entgegen, als hätte er die Tür eines Backofens heruntergeklappt. Der Wagen hatte sich in der Sonne aufgeheizt, er würde hier stets nach Schatten suchen müssen. Henry riss die anderen Türen weit auf. Nach einer Weile war es im Inneren des Autos erträglich. Er fuhr mit offenen Fenstern los; von der Klimaanlage bekam er Halsschmerzen. Henry liebte die Hitze. Temperaturen auch über dreißig Grad bekamen ihm bestens, er fühlte sich agil, leistungsfähig, aber heute machte ihm der Klimawechsel zu schaffen. Nach dem verregneten Sommer und der Kälte Anfang September in Wiesbaden musste er sich erst an die hohen Temperaturen gewöhnen. Dabei wehte hier oben auf der 1300 Meter hohen Sierra ein angenehm kühles Lüftchen. Henry befolgte die Anweisungen der Wirtin, um nicht an der falschen Stelle abzubiegen. SchLAGARtig endete der Baumbestand. Henry kam auf einem Schotterstreifen neben der Straße zu stehen: Es war, als würde der Vorhang einer Bühne aufgezogen. Die Rioja bot einen erstaunlichen Anblick. Viele hundert Meter unter ihm breitete sich ein weites, lang gestrecktes Tal aus, eine Kulturlandschaft mit Feldern und Weingärten und dunklen Waldstücken am Horizont – und in der Mitte der Ebro. Die Dörfer auf den Hügelkuppen, verbunden durch Landstraßen und helle, sandige Wege, waren gut auszumachen. Eine Eisenbahnstrecke schlängelte sich am Flussufer entlang, mal sichtbar, mal verborgen hinter Galeriewäldern. Und die andere Seite des Tals begrenzte die Sierra Cebollera mit knapp 2000 Metern. Dort entsprang der Rio Duero, der dem Ribera del Duero, einem berühmten Wein, als Herkunftsbezeichnung diente. Atemberaubend war dieser Anblick, überraschend, faszinierend die Weite des Tals. Henry hatte die Rioja gänzlich anders in Erinnerung. Beim letzten Besuch war er von Süden gekommen, hatte die Autobahn über Zaragoza genommen und war dem Lauf des Ebro flussaufwärts gefolgt. Es war März gewesen, windig, knochentrocken und eisig kalt. Er hatte die falsche Kleidung eingepackt gehabt und entsetzlich gefroren. Trocken war es jetzt auch, aber zumindest die Weinberge und Bäume waren so grün wie die Auen am Ebro. Henry stellte den Motor ab, stieg aus, lehnte sich an den Wagen und betrachtete die Landschaft. Er hörte den Wind in den Bäumen, sah Vögel unter sich kreisen und genoss die roten Strahlen der Abendsonne, die sich rechts auf das Gebirge legten. Er freute sich auf diese Reportage. Der Sachverhalt, um den es ging, war leicht zu durchschauen, die Fronten schienen geklärt. Er machte diese Berichterstattung ein wenig aus Sympathie gegenüber der Kooperative, die vor zwei Jahren gegründet worden war. Ihm gefielen Gemeinschaftsprojekte, und es sollte endlich mal wieder eine Story nach seinem Geschmack werden: kein stromlinienförmiger Bericht über ein aufstrebendes Weingut, das jeder Weinliebhaber kennen sollte, dessen Weine aber nur für wenige erschwinglich waren. Der Gefälligkeitsjournalismus, der immer auf die Anzeigenkunden schielte, hing ihm zum Halse raus. Es würde endlich wieder eine Reportage werden, wie er sie früher geschrieben hatte: direkt, klar, informativ und bissig. Ihm wurde klar, weshalb er sich so entspannt fühlte. Die Redaktion war weit weg. Keine Debatten über Chefredakteure, keine diplomatischen Verrenkungen, keine Mauscheleien, kein plötzliches Schweigen, wenn der Falsche auf den Flur der Redaktion trat und zwei Kollegen im Gespräch entdeckte. Niemand würde hier über die Zukunft des Blattes spekulieren. ›Wein & Terroir‹ ging es finanziell gut, das Anzeigenaufkommen stieg, wie auch die Leserschaft. Niemand sägte an seinen Stuhlbeinen, er musste nicht auf jedes Wort achten, sich nicht ständig kontrollieren oder der Geschäftsleitung beweisen, dass er der geeignete Mann für den Chefsessel war. Niemand wusste besser als er selbst, dass er sich nicht dazu eignete, aber das durfte er niemals offen zugeben! Man war zur Karriere verdammt. Wer sich zufrieden gab, zeigte mangelndes Interesse. Nur die Bissigen wurden gebraucht, und mit wem es nicht aufwärts ging, mit dem ging es abwärts. Henry hörte hinter sich einige Wagen vorbeikommen, er schaute ihnen nach, sah die Bremslichter aufleuchten, unten, wo die Straße sich dem Tal zuneigte. Weiter links, ganz unten, blinkte etwas, er sah den rötlichen Reflex auf einem Felsvorsprung. Zuerst hatte er es für den Widerschein von Rücklichtern gehalten, dann für den rötlichen Schimmer des Abendrots auf einem glatten Felsen, aber dann fiel ihm auf, dass das rötliche Licht in regelmäßigem Abstand über die Felsen strich. Er bekam Hunger und beschloss weiterzufahren. Außerdem wollte er nicht zu spät ins Hotel kommen – hoffentlich wurde die Reservierung lange genug aufrecht gehalten. Er ließ den Motor an, bemerkte im Rückspiegel einen Lkw und gab Gas, um nicht die gesamte Bergstrecke im Dieselqualm hinter ihm herschleichen zu müssen. Die Reifen drehten durch, aber er kam noch vor dem großen Fahrzeug weg. An der schrägen Felswand hielt sich nur spärliche Vegetation. Verkrüppelte Bäume wuchsen aus Felsspalten, trockener Ginster, Steineichen und Kiefern gediehen auf weniger geneigten Flächen. Zypressen wechselten sich mit Agaven ab, deren meterhohe Blütenstände langsam vertrockneten. Dann begannen die Serpentinen. Die Straße war zwar gut, doch die Haarnadelkurven zwangen Henry dazu, bis in den ersten Gang hinunterzuschalten. Als er dort oben gestanden hatte, war ihm nicht aufgefallen, dass nicht ein einziges Fahrzeug heraufgekommen war, doch jetzt bemerkte er, dass jeglicher Gegenverkehr fehlte. Diese Straße war zwar nicht die schnellste, aber zumindest die kürzeste Verbindung zwischen Logroño, der Provinzhauptstadt von La Rioja, und Vitoria-Gasteiz als Hauptstadt der Provinz Álava. Also musste es – da war doch nichts passiert? Das würde ihm gerade noch fehlen, wenn er jetzt hier oben am Berg festsitzen würde, den Lkw im Nacken. Der war so dicht aufgefahren, dass Henry sogar den Schnurrbart des Fahrers erkennen konnte. Wieder blitzte es unten rot auf; jetzt kam auch noch ein blauer Reflex dazu, der verdächtig an ein Blaulicht der Polizei erinnerte. Das Ende des Staus lag hinter einer Art Felsentor, zwei gewaltigen Blöcken, die sich oben aus der Felswand gelöst hatten und hier liegen geblieben waren. Henry fluchte, fuhr so weit nach rechts, wie es die Leitplanke zuließ, neben der es steil abwärts ging, und stellte den Motor ab, wie auch die Fahrer vor ihm. Der Lastwagen hing an seiner Stoßstange und nahm dabei fast die gesamte Breite der ohnehin schmalen Straße ein. Eine Unverschämtheit. Was sich hinter dem Lkw abspielte, konnte Henry wegen des breiten Aufbaus nicht sehen. Zum Wenden war es zu spät, an dem Zehntonner kam er unmöglich vorbei; der Fahrer hatte sich so idiotisch hingestellt, dass auch der Gegenverkehr kaum passieren konnte. Es musste sich um einen schweren Unfall handeln, denn zu den beiden rotierenden Lichtern gesellte sich jetzt ein drittes, und unten am Fuß der...


Grote, Paul
Als Reporter in Südamerika entdeckte Paul Grote sein Interesse für Wein und Weinbau. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und jedes Jahr einen neuen Krimi veröffentlicht.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 18 Weinkrimis veröffentlicht.


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