Herbst / Härry | Von der dunklen Seite der Macht | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Herbst / Härry Von der dunklen Seite der Macht

Was Führung gefährdet und was sie schützt.

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-96122-542-2
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Dieses Buch ist dringend nötig - leider. Und doch macht es auch Hoffnung: Wenn Führungskräfte scheitern, braucht es ein gutes Verarbeiten jenseits von Häme und Verharmlosung. Und es braucht ein kluges Lernen aus den Ereignissen zur Prävention. Dieses Buch bietet beides: fachkundig, persönlich, glaubwürdig. Namhafte Autorinnen und Autoren teilen Erfahrungen, Know-How und geistliche Leidenschaft zu diesem bislang sträflich vernachlässigten Führungsthema."
Reinhardt Schink, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz

Hier teilen sowohl erfahrene als auch junge Führungskräfte Einsichten aus der Praxis. Ihre gemeinsame Vision: Leitenden helfen, in heilsamen Beziehungen zu Familie, Gemeinde und nachfolgenden Leiterinnen und Leitern zu agieren.

Mit Beiträgen von Michael Herbst, Thomas Härry, Sabrina Müller, René Winkler, Corinna Schubert, Johannes Justus, Christian Hennecke, Peter Böhlemann, Sibylle & Steffen Beck, Jörg Ahlbrecht, Daniel Zindel, Anke Wiedekind und Kai S. Scheunemann.
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Was wäre denn „geistliche“
Führung und Leitung? Von Michael Herbst Nach allem: Lieber Moderation als Führung? Man könnte nach aller Kritik an den starken Leitungspersonen jetzt auch zu einem recht radikalen Schluss kommen: Wenn es so schlimm kommen kann, dann lasst uns doch das Problem mit Stumpf und Stiel ausrotten – und ganz auf Führung und Leitung verzichten! Nun ja, nach dem ersten Schock könnte man einlenken und sagen: Klar, es muss natürlich das eine oder andere organisiert werden und manchmal muss jemand vorne stehen und ansagen, wie es weitergeht! Gutes Management soll es geben: Wir wollen auch, dass das, was gemacht wird, kompetent gemanagt wird. Aber vorne stehen könnten auch immer mal andere, und wer vorne steht, sollte eher die Prozesse moderieren, damit alle zu Worte kommen. Wer vorne steht, sollte der Gemeinde helfen, dass aus der Vielfalt der Stimmen so etwas wie ein gemeinsamer Wille erwächst. Nur eines, eines wollen wir nicht: dass jemand vorne steht und Ansagen der anderen Art macht. Wir wollen nicht mehr die, die uns Visionen vorgeben, und alle, alle anderen dürfen folgen und begeistert die Arbeit tun. Das wollen wir nicht mehr: jene fast schon monarchischen, einsam regierenden, von allen verehrten, unantastbaren Stars in der Gemeindemanege. Nie wieder! Dann lieber nur noch ordentliche Manager, moderierende Gesprächsleiterinnen und das Mitspracherecht aller! Klingt das nicht gut? Verständlich ist es nach allen Tiefschlägen, die wir von verehrten Führungskräften in der christlichen Szene hinnehmen mussten! Alternativlos ist es aber nicht. Ein Pendelschlag von „mächtiger Führung“ zu „schwacher Leitung“ überzeugt mich jedenfalls nicht: 1. Auch wenn uns die Bibel keine festen Vorgaben über gute Gemeindeleitung macht, lässt sie keinen Zweifel zu, dass es Leitung in der Gemeinde gibt, die mehr tun soll als die korrekte Abrechnung der Heizkosten im Gemeindehaus zu gewährleisten und für starken Kaffee nach dem Gottesdienst zu sorgen (auch wenn beides nicht zu verachten ist). Nehmen wir nur Petrus (Joh 21,15-19): Er (ausgerechnet er, der Versager) soll die Lämmer weiden (jedenfalls nachdem er in den Abgrund seiner Seele geschaut und Erbarmen bei Jesus gefunden hat). Und in dem Brief, der seinen Namen trägt, werden die Hirten in der Gemeinde ermutigt, Leitung wahrzunehmen (1Petr 5,1-5). Freilich hat er einiges über die Gefährdungen von Leitung zu sagen. Denen will er begegnen; sie sind aber für ihn kein Grund, den Dienst von Führung und Leitung zu eliminieren. 2. Der Verzicht auf geordnete Führung eliminiert nicht Führung. Die Alternative zu geordneter Führung ist nicht etwa keine Führung, sondern unserer Erfahrung nach Führung „unter der Hand“, unsichtbare Führung aus den Hinterzimmern oder auch das Regiment der Stärksten mit den ausgeprägtesten Ellenbogen. Man wird eben auch das Machtproblem nicht los, indem man die Notwendigkeit geordneten Umgangs mit Macht einfach negiert. 3. Gute Führung und Leitung muss nicht so entgleisen, wie es uns die schlimmen Geschichten der letzten Jahre vielleicht denken lassen. Wir täten all denen Unrecht, die integre, demütige, treue und fleißige Arbeit in der Verantwortung für ihre Gemeinden geleistet haben. Es geht auch anders. Nur wie? 4. Und wir kennen Schutzmechanismen gegen entgleitende Führung und Leitung. Gemeinden können nicht alles, aber vieles vermeiden. Führungskräfte können auch, wie einige unserer Autorinnen und Autoren zeigen, selbst einiges dafür tun, dass ihre Mission nicht zur Schattenmission verkehrt wird. Darum soll es nun auf den nächsten Seiten gehen: was gute Führung in christlichen Gemeinden leisten soll und kann – und welche Rahmenbedingungen dazu vonnöten sind. Merkmale geistlicher Führung und Leitung Wir verstehen unter Führung alle Formen menschlicher Interaktion, in denen jemand mit Absicht Einfluss auf andere nimmt – und zwar im Zusammenhang einer bestimmten Arbeitssituation. Führung (eher von Personen) und Leitung (eher von Arbeitsabläufen) geschieht in diesem Sinne mit Absicht („intentional“). Führung ist Einfluss. Einfluss soll genommen werden, damit eine Aufgabe erfolgreich erfüllt werden kann.1 Dabei hat es Führung eher mit dem „Großen und Ganzen“ zu tun. Das Richtige soll getan werden. Management oder Leitung beziehen sich auf kleinere oder größere Prozesse innerhalb dieses Großen und Ganzen. Das Richtige soll auch hier getan werden – und zwar auf die richtige, zielführende Weise! Von Übel ist Mikromanagement: Davon sprechen wir, wenn jemand aus der Führungscrew sich um jedes Detail selbst kümmert (nett formuliert) bzw. alles kontrolliert (weniger nett gesagt), anstatt sich um das Große und Ganze zu kümmern. Als junger Erwachsener war ich einmal ehrenamtlicher Mitarbeiter einer Sommerfreizeit, deren Leiter auch den morgendlichen Einkauf der Brötchen niemand anderem als sich selbst zutraute. Nicht gut! Hüter des „WHY“ Besser ist es, wenn die Führungskraft sich um das „Why“ der Gemeinde kümmert. Um das „Warum“! In seinem großartigen Buch „Start with WHY“ hat Simon Sinek deutlich gemacht, dass Menschen sich nicht für ein „WHAT“ begeistern lassen („Wir als Gemeinde bieten Veranstaltungen an!“) und auch nicht für ein „HOW“ („Unsere Entscheidungsprozesse sind partizipatorisch.“). Sie lassen sich aber begeistern, inspirieren und gewinnen für ein „WHY“. Das „WHY“ einer Gemeinde ist die innerste Überzeugung, warum es sie gibt, welchen konkreten Auftrag sie in ihrer Lebenswelt hat und was sie für diese Lebenswelt (und sich selbst) erhofft, weil es von Gott verheißen ist. Zum Beispiel: „Unsere Gemeinde übt mit Familien aller Art christlichen Glauben als Kraft zum Leben ein und hilft Kindern und Eltern, sich im Glauben und in der Gemeinschaft und im Dienst zu beheimaten.“ Darum, weil es ein solches „WHY“ gibt, haben wir auch ein „WHAT“ und denken über ein gutes „HOW“ nach. Das „WHY“ verflüchtigt sich aber, wenn es nicht erinnert wird. Die Mühen um das „WHAT“ können sich nach vorne drängeln – und dann ackern wir für ein „WHAT“ ohne „WHY“. Konkurrierende Vorstellungen von „WHY“ verdrängen im konkreten Tun das einmal gemeinsam erkannte „WHY“. Es braucht Hüter des „WHY“ – das ist durch Lehre, Seelsorge, konkrete Führung und Leitung die Aufgabe geistlicher Führungspersonen. Es braucht Menschen, die sich verantwortlich wissen für den Kurs der Gemeinde, für die Ausrichtung am „WHY“. Sie sind so etwas wie der Kompass der Gemeinde: Sie weisen den Weg nach „true north“, eben in Richtung auf das „WHY“. Die offene Frage: Was ist das Geistliche
an geistlicher Führung und Leitung? Wenn wir nach Merkmalen geistlicher Führung und Leitung fragen, dann setzen wir stets voraus, dass geistliche Führung und Leitung noch etwas anderes oder mindestens mehr ist als gute Führung und Leitung. Es muss etwas Besonderes geben, das das Geistliche dieser Führung und Leitung ausmacht – und genau das ist nicht so einfach zu bestimmen. Denn Hand aufs Herz: Wo geistlich geführt und geleitet wird, ist es äußerlich kaum von anderem guten Führen und Leiten zu unterscheiden. Es wird auch in Gemeinden (hoffentlich gut) geführt und geleitet. Punkt! Was ist der Mehrwert des Geistlichen? Manche sagen: Den gibt es nicht. Es ist einfach fromme Etikettierung ohne erkennbare Substanz. Das glaube ich allerdings nicht. Darum geht es hier in Kürze um die angekündigten Merkmale. In Kürze, denn zwei Abgrenzungen sind zuvor nötig: Geistliche Führung und Leitung ist mehr als Führung und Leitung durch leitende Geistliche. Nicht nur der Bischof und die Superintendentin leiten geistlich. Geistliche Führung und Leitung ist nicht Führung und Leitung mit ausschließlich „geistlichen“ Instrumenten. Nicht nur im Gebet und in der Verkündigung muss sich Leitung als geistlich erweisen, sondern auch im Personalgespräch und bei der Budgetplanung. Geistliche Führung und Leitung ist demnach kein Sektor von Leitung, sondern eher eine Dimension in jeder Führung und Leitung.2 Wir könnten auch von einer tiefen Signatur unserer Führung und Leitung sprechen. Geistlich wird jegliches Führen und Leiten, das sich dem Geist Gottes öffnet. Das bedeutet konkret: Geistliche Führung und Leitung folgt einer bestimmten Ethik der Leitung: Wer geistlich leitet, wird nicht so tun, als dürfte sein/ihr Leiten völlig unabhängig von der Beurteilung durch Gottes Wort „rein weltlich“ oder „eigengesetzlich“ orientiert sein. Geistliche Führung und Leitung ist erfüllt von einer spirituellen Haltung: Wer geistlich leitet, öffnet sich für Gottes Geist und übt sich in geistlichen Lebensvollzügen. Geistliche Führung und Leitung übt eine dienende Haltung ein: Wer geistlich leitet, herrscht nicht über die Gemeinde, sondern dient ihr. Geistliche Führung und Leitung dient dem Auftrag der Gemeinde: Geistliche Leitung ist durch ihre „mission“ bestimmt. Schauen wir diese vier Merkmale der Reihe nach an: Die Ethik geistlicher Führung und Leitung Dies ist vielleicht ein naheliegendes Merkmal: Wir können auch in geistlicher Führung und Leitung nicht so tun, als...


Härry, Thomas
Thomas Härry, Jahrgang 1965, wohnt mit seiner Frau nahe dem schweizerischen Aarau. Er ist Vater von drei erwachsenen Töchtern und arbeitet als Dozent und Referent für Theologie, Gemeindeaufbau und Führung am TDS Aarau (Höhere Fachschule für Theologie, Diakonie und Soziales) sowie als Autor und Berater von Führungskräften.

Herbst, Michael
Michael Herbst, Jahrgang 1955, Professor für Praktische Theologie, war Pfarrer in Münster und Bethel (Kinderklinik) und Lehrstuhlinhaber für Praktische Theologie in Greifswald (1996-2021). Er ist Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald, und lebt mit seiner Frau in Viereth-Trunstadt bei Bamberg.

Michael Herbst, Jahrgang 1955, Professor für Praktische Theologie, war Pfarrer in Münster und Bethel (Kinderklinik) und Lehrstuhlinhaber für Praktische Theologie in Greifswald (1996-2021). Er ist Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald, und lebt mit seiner Frau in Viereth-Trunstadt bei Bamberg.

Thomas Härry, Jahrgang 1965, wohnt mit seiner Frau nahe dem schweizerischen Aarau. Er ist Vater von drei erwachsenen Töchtern und arbeitet als Dozent und Referent für Theologie, Gemeindeaufbau und Führung am TDS Aarau (Höhere Fachschule für Theologie, Diakonie und Soziales) sowie als Autor und Berater von Führungskräften.


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