Herrmann / Voigt | Globalisierung und Ethik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 210 Seiten, eBook

Herrmann / Voigt Globalisierung und Ethik

Ludwig-Erhard-Ringvorlesung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

E-Book, Deutsch, 210 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-7908-1608-2
Verlag: Physica
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Globales Wirtschaften stellt auch die Wissenschaft vor die Aufgabe, über interkulturelle Zusammenhänge sowie wirtschafts- und rechtsethische Grundfragen Klarheit zu gewinnen. Im Rahmen der Ludwig-Erhard-Ringvorlesung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg wurden die verschiedenen Aspekte ethischen Handelns in einer globalisierten Wirtschaft aus ökonomischer und juristischer Sicht beleuchtet. Die interdisziplinären Beiträge sind in diesem Band zusammengefasst.
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Zielgruppe


Research

Weitere Infos & Material


Markt- und wettbewerbsfunktionale Problemfelder.- Ethik in der Kapitalmarktkommunikation.- Gesellschaftliche Funktionen internationalen Wettbewerbs.- Preisethik im Marketing.- Wertorientierte Unternehmensführung — Eine Herausforderung für internationale Unternehmen.- Das wertphilosophische Leitbild persönlicher Verantwortlichkeit und Toleranz im internationalen Kartellrecht.- Unternehmensethische und interkulturelle Problemfelder.- Unternehmensethik und Globalisierung — Das politische Element in der multinationalen Unternehmung —.- Islamisches Wirtschaften aus rechtlicher Sicht.- Die Soziale Marktwirtschaft aus Sicht des christlichen Menschenbildes.- Republikanismus und Globalismus am Beispiel der Kapitalverkehrsfreiheit.- Transnationale Problemfelder.- Die Welthandelsordnung im Urteil der Sozialen Marktwirtschaft.- Globalisierungskritik, NGOs und politische Legitimität internationaler Organisationen: Das Beispiel der WTO.- Multinationale Unternehmungen zwischen nationaler Verantwortung und globaler Effizienz.


Ethik in der Kapitalmarktkommunikation (S. 3-4)

Wolfgang Gerke

Freiheit der Kommentatoren

Wer die Kommentierung des Börsengeschehens in Femsehsendungen, Börsenbriefen und Wirtschaftsmagazinen verfolgt, erkennt schnell, dass es sich hierbei in der Mehrzahl nicht um ausgewogene wissenschaftliche Analysen, sondern um reißerische Berichterstattungen und Anlageempfehlungen handelt. Gegen diese Form der Kapitalmarktkommunikation ist auf den ersten Blick nichts einzuwenden, denn sie veranschaulicht möglichst vielen Bürgern wirtschaftliche Vorgänge.

Häufig weckt sie erst das Interesse für die verschiedenen Formen der Geldanlage. Aber nicht nur der äußere Stil der Börsenberichterstattung, sondern auch die inhaltliche Qualität der Kommentare bewegt sich gelegentlich auf sehr niedrigem Niveau. Untersucht man zum Beispiel die Trefferquoten der Anlageempfehlungen, so weichen diese in den letzten Jahren sogar negativ von den Ergebnissen reiner Zufallsprognosen ab. Nach der Theorie sollten sie sich wenigstens längerfristig im Bereich der Resultate eines Zufallsindikators bewegen. Aus ethischer Sicht kann man hiergegen wenig einwenden, denn diese empirischen Beobachtungen belegen lediglich die Thesen zur schwachen Kapitalmarkteffizienz und zum trendbeeinflussten Random Walk Prozess in den Möglichkeiten zur Aktienkursprognose. Über einen längeren Zeitraum hinweg haben die Analysten ein Verhältnis von 10 zu 1 zwischen Kaufempfehlungen und Verkaufsempfehlungen produziert. Mögen sich die Analysten, die Vertreiber von heißen Anlagetipps in Börsenbriefen und die Wirtschaftsjournalisten in ihren Prognosen irren, es besteht dennoch kein Anlass, ihnen das Recht sich zu blamieren zu verwehren. Zur Freiheit der Kapitalmarktkommunikation gehört die Freiheit zu Fehlprognosen.

Ähnlich wie die Freiheit der Verfugung über das Eigentum, erfährt aber auch die Freiheit des Wortes eine Begrenzung, wenn damit zum eigenen Nutzen anderen Schaden zugefiigt wird. Spätestens an dieser Stelle gewinnt die Ethik in der Kapitalmarktkommunikation Bedeutung und stellt sich die Frage, ob es zum Schutz der unerfahrenen Privatanleger bzw. zum Schutz der Schwachen ausreichend ist, wenn sich die Wirtschaftskommentatoren zu ethischem Verhalten verpflichten. Eine etwas strengere Variante zur Förderung der Ethik in der Kapital marktkommunikation stellen freiwillige Kodizes der verschiedenen Berufsgruppen von Analysten, Untemehmen und Wirtschaftsjoumalisten dar. Schließlich kann ein zu hartnäckiges Ausnutzen der Medien zur Kapitalmarktmanipulation die Gesellschaft dazu veranlassen, den Missbrauch von Meinungsfreiheiten in der Kapitalmarktkommunikation durch gesetzliche Regelungen zu unterbinden.

Quote verdrängt Qualität

Wir leben in einer Gesellschaft der totalen Kommunikation und Information. In diesem Kommunikationsüberangebot laufen zurückhaltende Kommentatoren mit ausgewogenen Analysen Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden. Leise, unspektakuläre Töne werden überhört. Scharfmacher, Verbieger und Übertreiber beherrschen die Medien. Sie produzieren Einschaltquoten und Abonnenten. Mit ihrem zupackenden, meist opportunistischen Auftreten spielen sie die größten Werbeetats ein. Die Folgen der gezielten Aufbereitung der Informationen für die Kommunikation lassen sich auf vielen Fernsehkanälen verfolgen: Quote verdrängt Qualität!

Viele Bürger kritisieren öffentlich den Qualitätsverfall in der Kommunikation und verlangen fundiertere Berichterstattung, dennoch leisten auch sie ihren Beitrag zur marktschreierischen Mediengestaltung. Zwar nehmen sie die Manipulation in der Kommunikation wahr, ihr Leseverhalten verleitet sie in der Realität dennoch zum Kauf spektakulär aufgemachter Illustrierten und Magazine. Beim abendlichen Zappen zwischen den Fernsehkanälen bleiben sie schließlich im Widerspruch zu ihren geäußerten Qualitätsforderungen beim blutigsten Report über die Weltereignisse und beim grausamsten Kriminalfilm hängen.


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