Jacob / Arntz | Schematherapie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 53, 111 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Jacob / Arntz Schematherapie

E-Book, Deutsch, Band 53, 111 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-3125-4
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Schematherapie ist eine wichtige Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) für Patientinnen und Patienten mit Persönlichkeitsstörungen und anderen chronischen psychischen Problemen. In Studien hat sich insbesondere die Arbeit mit dem Schemamodus-Ansatz als hoch wirksam erwiesen. In der aktualisierten Auflage des Bandes, die insbesondere auch aktuelle Befunde zur Evidenz referiert, wird die Behandlung mit dem Modusmodell praxisnah dargestellt. Zahlreiche Fallbeispiele illustrieren das therapeutische Vorgehen.
Nach einer Einführung in die Kernkonzepte der Schematherapie wird auf die Diagnostik und Fallkonzeptualisierung eingegangen. Im Anschluss wird das therapeutische Vorgehen für jeden Modustyp erläutert. Wichtige Schwerpunkte bilden dabei die therapeutische Beziehung, die als begrenztes Nachbeeltern konzipiert ist, sowie emotionsfokussierende Techniken, wie z.B. Stuhldialoge und imaginative Techniken. In diesen beiden Punkten unterscheidet sich die Schematherapie besonders von der klassischen KVT. Typische Fallstricke und Probleme in einer Schematherapie sowie mögliche Variationen des Vorgehens werden ebenfalls beschrieben. Insgesamt bietet der Band eine kompakte Darstellung der Arbeit mit dem Schemamodus-Ansatz bei Persönlichkeitsstörungen.
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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Fachärzt_innen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


3  Diagnostik und Indikation
Die Schematherapie wurde ursprünglich für Misserfolge („Nonresponder“) in der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt. Dies sind in der Regel Personen mit chronischen und komplexen überdauernden Problemen, die sich nicht auf eine Kernsymptomatik reduzieren lassen, und deren Ursprung in biografischen Erfahrungen des Patienten vermutet werden kann. Damit wurde Schematherapie als transdiagnostisches Verfahren konzipiert, dass sich prinzipiell auf sehr verschiedene Arten dysfunktionaler Muster anwenden lässt. Die wichtigste Indikation stellen Persönlichkeitsstörungen dar. Bisher wird hier keine spezifische Persönlichkeitsstörung ausgeschlossen, auch wenn erst für einen Teil der Persönlichkeitsstörungen empirische Wirkungsnachweise vorliegen (vgl. Kapitel 5). Zudem ist Schematherapie prinzipiell auch indiziert für andere chronische psychische Störungen, die auf KVT unbefriedigend ansprechen, wie Zwangsstörungen oder Substanzabhängigkeit. Allerdings liegen für diese Störungen bisher allenfalls Fallberichte und Pilotstudien zur Wirksamkeit von Schematherapie vor, sodass die Indikation unter dem Vorbehalt gestellt werden muss, dass robuste Wirknachweise noch ausstehen. |12|Kontraindiziert ist Schematherapie bei akuten Krisen oder umschriebenen Lebensproblemen, die sich nicht als Teil eines überdauernden Musters verstehen lassen. Bei psychotischen Störungen ist das emotionsorientierte aufdeckende Vorgehen überfordernd und nicht indiziert. Erkrankungen aufgrund eines hirnorganischen Faktors stellen ebenso eine Kontraindikation dar wie eine schwere akut entgiftungspflichtige Substanzabhängigkeit, da der Substanzgebrauch eine gute Wirkung der emotionsfokussierenden Interventionen verhindert. Bei Patienten mit Substanzabhängigkeit sollte eine mindestens dreimonatige Abstinenzphase vorliegen, bevor eine schematherapeutische Behandlung begonnen wird. Bei Patientinnen mit Anorexia nervosa ist bei einem Body Mass Index (BMI)?Zur Indikationsstellung wird meist die klinische Einschätzung herangezogen, ob es sich um ein überdauerndes Muster im oben genannten Sinne handelt, bei dem eine KVT vermutlich wenig erfolgsversprechend ist. Zudem sollten die in der Therapiesituation beobachteten und vom Patienten berichteten Interaktionsmuster einbezogen werden. Insbesondere bei Patienten mit problematischer oder fehlender Kontaktaufnahme ist Schematherapie indiziert. Zudem sollte klinisch vor der Indikationsstellung ein Eindruck gewonnen werden, ob sich die Entstehung dieser problematischen Muster vermutlich auf schwierige Erfahrungen in Kindheit und Jugend zurückführen lässt. In Wirksamkeitsstudien wird zur Diagnose von Persönlichkeitsstörungen meist das SKID-II-Interview (Fydrich, Renneberg, Schmitz & Wittchen, 1997) bzw. das SCID-5-PD (Beesdo-Baum, Zaudig & Wittchen, 2019) eingesetzt, daher sollte dieses Instrument neben einem strukturierten Interview für andere psychische Störungen (z.?B. SCID-5-CV oder M.I.N.I.; Sheehan et al., 1998) in der Praxis eingesetzt werden. Zur Erfassung von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit wird der Childhood Trauma Questionnaire (CTQ; deutsche Version von Wingenfeld et al., 2010) oder das Interview of Traumatic Events in the Childhood (ITEC; Lobbestael, Arntz, Harkema-Schouten & Bernstein, 2009; deutsche Version auf Anfrage erhältlich bei G. Jacob) empfohlen. Speziell zur Erfassung von Schemata und Schemamodi wurden der Young Schema Questionnaire (YSQ; Überblick in Oei & Baranoff, 2007) und das Schema Mode Inventory (SMI; Lobbestael, van Vreeswijk, Spinhoven, Schouten & Arntz, 2010) entwickelt. Mit dem YSQ werden die 18 Schemata nach Young erhoben. Im SMI werden die wichtigsten 14 Modi des Moduskonzep|13|tes erfasst (vgl. Anhang, S. 103). Beide Fragebögen zeigen insgesamt zufriedenstellende psychometrische Eigenschaften und haben sich in bisherigen Studien als änderungssensitiv erwiesen. Bisher liegen allerdings noch keine Normen für verschiedene Störungen vor. Beispielitems des Young Schema Questionnaires (in der unveröffentlichten Übersetzung von Grutschpalk, Baumann-Frankenberger, Zarbock & Berbalk)1 Schema Emotionale Deprivation: „Es war niemand da, der mir Wärme, Halt und Aufmerksamkeit gegeben hat.“ Schema Unzulänglichkeit/Scham: „Ich bin die Liebe, die Aufmerksamkeit und den Respekt anderer Menschen nicht wert.“ Schema Verlassenheit: „Ich klammere mich an die Menschen, die mir nahe sind, aus Angst, sie zu verlieren.“ Schema Abhängigkeit/Dependenz: „Ich fühle mich nicht fähig, meinen Alltag selbstständig zu bestehen.“ Schema Unterwerfung: „In Beziehungen lasse ich gewöhnlich die Partnerin/den Partner bestimmen.“ Schema Unerbittliche Standards: „Ich versuche, mein Bestes zu geben, ich kann mich nicht mit „gut genug“ zufriedengeben.“ Zusätzlich zur Veränderung von Schemata und Schemamodi sollten jedoch immer Maße für die Schwere der jeweiligen Störung erhoben werden, etwa der Borderline Personality Disorder Severity Index (BPDSI; deutsche Version von Kröger et al., 2013). Im BPDSI gilt ein Cut-off-Score von 15 Punkten für das Vorhandensein einer BPS; in Behandlungsstudien werden oft 20 Punkte (Mindestwert) als Einschlusskriterium festgelegt. 3.2  Fallkonzeptualisierung
Zu Beginn der Behandlung wird ein Fallkonzept erstellt, in dem die wichtigsten Probleme und Symptome der Patientin sowie gegebenenfalls auffällige interpersonelle Muster zusammengefasst werden. Sie werden dafür in ihrem biografischen Zusammenhang verstanden und den sie jeweils am besten beschreibenden Schemamodi zugeordnet. Letzteres erfolgt anhand der affektiven Qualität, die mit dem jeweiligen Verhalten oder Symptom verbunden ist. Wenn intensive Emotionen vorhanden sind, erfolgt die Zuordnung zu Kindmodi; wenn Selbstabwertung im Vordergrund steht, ist die Zuordnung zu dysfunktionalen Elternmodi am angemessensten; wenn ein dysfunktiona|14|les Verhalten durch geringes Erleben von Affekten gekennzeichnet ist, wird es am ehesten dysfunktionalen Bewältigungsmodi zugeordnet. Informationen, die in das Fallkonzept mit dem Modusmodell einfließen Symptome und Psychopathologie Probleme, die den Therapieanlass darstellen Auffällige interpersonelle Muster des Patienten Biografischer Hintergrund der Problematik 3.2.1  Zentrale Probleme und Symptome In jedem Fall müssen diejenigen Symptome oder Probleme, die den Patienten in Psychotherapie geführt haben, im Modusmodell abgebildet werden. Dazu gehören Symptome, Lebensprobleme, Beziehungsprobleme etc. sowie deren Beziehungen untereinander. Intensive negative Gefühle werden dem vulnerablen Kindmodus zugeordnet. Wenn ein Patient beispielsweise berichtet, intensive Ängste mit Alkohol zu betäuben, so werden die Ängste einem angsterfüllten Kindmodus zugeordnet, während der Alkoholmissbrauch einen Teil des dazugehörigen distanzierten Beschützermodus darstellt. Solche Zusammenhänge zwischen negativen Gefühlen und Bewältigungsreaktionen sollten gezielt erfragt werden. Eine Beispielformulierung: Sie sagen, dass Sie es in Ihrer Ausbildung nicht schaffen, Fragen zu stellen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben, weil Ihnen das so peinlich ist. Was für Gefühle sind da genau beteiligt?...


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