Khabyuk / Peters | Kommunikationsmodelle | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 185 Seiten

Khabyuk / Peters Kommunikationsmodelle

Grundlagen - Anwendungsfelder - Grenzen

E-Book, Deutsch, 185 Seiten

ISBN: 978-3-17-032698-9
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Kommunikations- und medienmanagementbezogene Studienangebote gehören zu den gefragtesten Vertiefungsrichtungen in der BWL, dennoch mangelt es bis heute an geeigneter Lehrbuchliteratur zu diesen Studienangeboten. Hier setzt das vorliegende Buchprojekt mit seiner innovativen Fragestellung an: Welche Kommunikationsmodelle benötigt eine angehende Fach- und Führungskraft im Bereich Medien und Kommunikation für das Tagesgeschäft, was sind die Grundlagen der modellhaften Erfassung von Kommunikationsprozessen und wo liegen die Anwendungsfelder bzw. Grenzen dieser Modelle. Der Leser erhält - differenziert nach Lerneinheiten - eine konzise Einführung in die Kommunikationstheorie und lernt dabei, das kommunikations-/medientheoretische Wissen in der Praxis sinnvoll anzuwenden.
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2          Modelle der direkten interpersonalen Individualkommunikation
2.1       Elemente einer überzeugenden Rede nach ARISTOTELES
»Von der Kunst, durch logische Schlüsse ethisch zu überzeugen« – so in etwa könnte man die Intention des im 4. Jahrhundert vor Christus erschienenen Werkes des griechischen Philosophen Aristoteles sinngemäß in die Sprache heutiger Kommunikationstrainer übersetzen. Es ist an dieser Stelle nicht erforderlich, die Bedeutung des Gesamtwerkes von Aristoteles und der hier erörterten Rhetorik zu betonen, die auf viele Generationen von Staatsmännern und Rhetorikschulen, u. a. auch Cicero, nachgewirkt haben. Natürlich kann man die Aristotelische Rhetorik ohne die Einbeziehung seiner Abhandlungen zu benachbarten Disziplinen wie etwa zur Dialektik (Lehre von deduktiv-logischen Schlussfolgerungen) nur unvollständig würdigen. Ferner besteht keine Sicherheit, wann und ob das als Vorlesungsskript erstelltes Werk wirklich komplett Aristoteles zuzuschreiben ist (KRAPINGER 1999, S. 248). In der Antike war es wohl üblich, dass Schüler zu den Werken der Lehrer geistig und ohne gesonderte Autorenkennung beigetragen haben. An dieser Stelle geht es lediglich aufzuzeigen, welche originellen, bis heute gültigen Erkenntnisse zur Kommunikation bereits in der Antike vorlagen, nicht nur philosophischer, kommunikationspraktischer, sondern auch sogar sozialpsychologischer Art. Abb. 10: Elemente einer überzeugenden Rede nach ARISTOTELES (1999) Aristoteles betont, in Abgrenzung zu Sophisten, die als Wahrheitsverdreher in Verruf geratenen Rhetoriklehrern, dass Rhetorik keine Lehre von der Überredung (ARISTOTELES 1999, Buch I, Kapitel 1, Abschnitt 14, Satz 1), sondern als Fähigkeit definiert ist, »das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 1, Sätze 1 und 3). »Eine Rede besteht nämlich aus dreierlei: einem Redner, einem Gegenstand, worüber er spricht, und einem Publikum; und der Zweck, der ist nur auf ihn, den Zuhörer, ausgerichtet«. (Buch I, Kapitel 3, Abschnitt 1, Sätze 1 und 2). Es werden drei Arten von Redegattungen unterschieden (Beratungs-, Gerichts- und Festrede), bei denen der Zuhörer mitdenken oder urteilen soll (Buch I, Kapitel 3-15). Ein ganz zentrales Zitat bezieht sich hierbei auf die drei Faktoren (und nur drei), welche den Zuhörer überzeugen sollen: »Sie sind zum einen im Charakter des Redners angelegt, zum anderen in der Absicht, den Zuhörer in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen, zuletzt in der Rede selbst, indem man etwas nachweise oder zumindest den Anschein erweckt, etwas nachzuweisen.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 3, Satz 1). Wie Abbildung 10 zu entnehmen ist, ist der Charakter des Redners eine erste wichtige Stellschraube. »Durch den Charakter geschieht dies, wenn die Rede so dargeboten wird, dass sie den Redner glaubwürdig erscheinen lässt. Den Anständigen glauben wir nämlich eher und schneller, grundsätzlich in allem, ganz besonders aber, wo es eine Gewissheit nicht gibt, sondern Zweifel bestehen bleiben.« (ARISTOTELES 1999, Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 4, Sätze 1 und 2). Diese Glaubwürdigkeit wird durch Einsicht, Tugend und Wohlwollen beeinflusst (Buch II, Kapitel 1, Abschnitt 5, Satz 1). »Teile der Tugend aber sind: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Massigkeit, Edelmut, innere Größe, Freigebigkeit, Sanftmut, Einsicht und Weisheit. Die größten Tugenden müssen die sein, die für die Mitmenschen am nützlichsten sind, wenn die Tugend wirklich die Fähigkeit ist, Gutes zu vollbringen.« (Buch I, Kapitel 9, Abschnitte 4 und 5). Auch beschreibt ARISTOTELES (1999, Buch II, Kapitel 15, Abschnitt 1, Satz 1) »die dem Glück entspringenden Güter (…), durch welche den Menschen bestimmte Charaktereigentümlichkeiten erwachsen«, nämlich Abstammung, Reichtum und Macht (Buch II, Kapitel 15-17). Im zweiten Schritt widmet er sich den Überzeugungsmitteln durch Wecken von Emotionen bei den Zuhörern. Dieser Satz könnte aus jedem modernen Rhetoriklehrbuch stammen: »Mittels der Zuhörer überzeugt man, wenn sie durch die Rede zu Emotionen verlockt werden. Denn ganz unterschiedlich treffen wir Entscheidungen, je nachdem, ob wir traurig oder fröhlich sind, ob wir lieben oder hassen.« (Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 5, Sätze 1 und 2). ARISTOTELES (1999, Buch II, Kapitel 2-11) diskutiert sehr ausführlich und mit vielen Beispielen die einzelnen Affekte wie Zorn, Sanftmütigkeit, Liebe und Hass, Scham, Wohlwollen, Mitleid, Entrüstung, Neid und Eifersucht. Für jeden dieser »Affekte« wird untersucht (Buch II, Kapitel 1, Abschnitt 9, Satz 1): Wann sich der Zuhörer unter dem Einfluss eines bestimmten Affekts befindet, wem gegenüber dieser Affekt auftritt und wie dieser Affekt ausgelöst werden kann. Nicht weniger treffend und ausführlich werden hier psychologische Profile verschiedener Alterskohorten formuliert. »Die Jungen nun sind von ihrem Charakter her von Begierden bestimmt und geneigt, das zu tun, was sie gerade begehren. Und unter den leiblichen Begierden gehen sie vorzugsweise dem Liebesgenuss nach und sind dabei unbeherrscht.« (ARISTOTELES 1999, Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 3, Sätze 1 und 2) »Ferner sind sie impulsiv, jähzornig und geneigt, ihrem Zorn nachzugeben.« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 5, Satz 1). »Geldgierig sind sie in keiner Weise, weil sie noch keine Not erfahren haben (…).« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 6, Satz 3). »Ferner sind sie nicht bösartig, sondern gutwillig, weil sie nicht viel an Schlechtigkeiten gesehen haben. Sodann sind sie gutgläubig, weil sie noch nicht oft getäuscht worden sind.« (Buch II, Kapitel 12, Abschnitt 7, Sätze 1 und 2.) »Die Älteren, die die Blüte ihres Lebens mehr oder weniger schon hinter sich haben, weisen Charakterzüge auf, die vielfach den genannten entgegengesetzt sind. Weil sie nämlich schon viele Jahre gelebt haben, öfter enttäuscht worden sind, öfter Fehltritte begangen haben und die Mehrzahl der menschlichen Unternehmungen schlecht ausgeht, legen sie sich auf nichts endgültig fest, sondern sind in allem weniger vehement, als es geboten wäre.« (Buch II, Kapitel 13, Abschnitt 1, Sätze 1 und 2). Profile der Personen mittleren Alters sind zwischen den beiden extremen Ausprägungen angesiedelt. Die dritte Kategorie von Überzeugungsmitteln stellt eine sachlich-logische und paraverbal spannend vorgetragene Rede dar. »Durch die Rede endlich überzeugt man, wenn man Wahres oder Wahrscheinliches aus jeweils glaubwürdigen Argumenten darstellt.« (ARISTOTELES 1999, Buch I, Kapitel 2, Abschnitt 6, Satz 1) Dabei wird über die Interpretationsmöglichkeiten von Sachverhalten (Buch II, Kapitel 18 und 19) sowie über die eigentlichen sachlich-logischen Mittel der Beweisführung, einem der Hauptanliegen der rhetorischen Ausführungen diskutiert (Buch I, Kapitel 2, Buch II, Kapitel 20-24). Auch zahlreiche Aspekte des Aufbaus einer Rede werden thematisiert (Buch III, Kapitel 13-19). Doch damit die sachlich-logischen und in einer strukturierten Reihenfolge vorgebrachten Argumente überhaupt zur Geltung kommen, müssen der Ausdruck und die Vortragsweise stimmen (ARISTOTELES 1999, Buch III, Kapitel 1, Abschnitt 2, Satz 1). Zum ethischen Verhalten des Vortragenden heißt es dort: »Aber da die gesamte Beschäftigung mit der Rhetorik auf den Schein hinausläuft, so haben wir uns eben damit zu befassen, nicht weil es richtig, sondern weil es notwendig ist, da die Gerechtigkeit nicht mehr von einer Rede verlangt, als dass sie weder kränken noch allzu erfreuen soll. Gerechtigkeit ist ja ein Kampf mit bloßen Fakten, so dass alles, was über Beweise hinausgeht, überflüssig ist. Dennoch ist sie (die rhetorische Theorie, O. K.), wie bereits gesagt, wegen der Schlechtigkeit der Zuhörer von großer Bedeutung.« (Buch III, Kapitel 1, Abschnitt 5, Sätze 3-5). Es werden paraverbale Fähigkeiten des Redners (seiner Stimme) betont, um bestimmte Affekte bei den Zuhörern auszulösen: »Denn drei Dinge gilt es dabei zu beachten: Lautstärke, Tonfall und Rhythmus.« (ARISTOTELES 1999, Buch III, Kapitel 1, Abschnitt 4, Satz 2). Es werden ferner Feinheiten der Rede diskutiert, u. a. die Metaphern, der bildliche Einsatz von Ausdrücken, die grammatikalische Korrektheit des Ausdrucks, die generelle Ausdrucksfähigkeit, der Rhythmus, witzige Formulierungen etc. (Buch III, Kapitel 1-11). Es wird ferner auf die Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache eingegangen. »Der schriftliche Stil ist der präziseste, der Stil der Streitrede entspricht am ehesten der Kunst des Schauspielers.« (Buch III, Kapitel 12,...


Prof. Dr. Olexiy Khabyuk lehrt BWL, insb. Kommunikation und Multimedia an der Hochschule Düsseldorf.


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