Utschakowski / Bock / Sielaff | Vom Erfahrenen zum Experten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 239 Seiten, PDF, Format (B × H): 140 mm x 215 mm

Reihe: Fachwissen

Utschakowski / Bock / Sielaff Vom Erfahrenen zum Experten

Wie Peers die Psychiatrie verändern

E-Book, Deutsch, 239 Seiten, PDF, Format (B × H): 140 mm x 215 mm

Reihe: Fachwissen

ISBN: 978-3-88414-737-5
Verlag: Psychiatrie-Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Peers werden Menschen genannt, die selbst Psychiatrieerfahrungen haben und
nun zunehmend in die fachliche Begleitung z.B. psychotischer Menschen
einbezogen werden. Der wesentliche Effekt ist, dass diese Personen ihre eigenen
Erfahrungen positiv und sinnvoll nutzen können und das von vielen Betroffenen als glaubwürdig und hilfreich angesehen wird. Viele Peers sind bereits in der Fortbildung tätig und qualifizieren sich mit geeigneten Bildungsabschlüssen. Was im englischsprachigen Raum schon sehr weit fortgeschritten ist, wird jetzt in Deutschland immer mehr Verbreitung finden.
In diesem Buch werden die aktuellen Erfahrungen und die Rahmenbedingungen der Peer-Arbeit dargestellt, ergänzt durch viele praktische Hinweise, wie Peers gezielt ausgebildet und bei der bezahlten psychiatrischen Arbeit beteiligt werden können oder wie man selbst als Peer aktiv werden und sich qualifizieren kann.

Das Buch ist die praktische UmSetzung der Recovery-Bewegung, es unterstreicht die zunehmend anerkannte Bedeutung der qualifizierten Einbeziehung von Psychose erfahrenen in die psychiatrische Arbeit.
Utschakowski / Bock / Sielaff Vom Erfahrenen zum Experten jetzt bestellen!

Zielgruppe


Psychiatrisch Tätige, Psychiatrieerfahrene und Angehörige.

Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Einführung: Die Psychiatrie auf dem Weg zur Erfahrungswissenschaft;10
3;WAS IST PEER-ARBEIT?;14
3.1;Peer-Support: Gründe, Wirkungen, Ambitionen;15
3.2;Die Peer-Arbeit aus anthropologischer Sicht Vom Trialog zu EX-IN;23
3.3;Recovery, Empowerment und Peer-Arbeit;34
3.4;»Kunst ist schön, aber macht viel Arbeit.« Hindernisse und Widerstände gegen die Peer-Arbeit;59
3.5;Strukturelle Voraussetzungen und Bedingungen der Peer-Arbeit;71
4;EX-IN: AUSBILDUNG UND PERSPEKTIVEN;82
4.1;Die Ausbildung von Experten durch Erfahrung Das Projekt EX-IN;83
4.2;Weiterbildung im »Menschsein« Beobachtungen als Leiterin von EX-IN-Fortbildungen;92
4.3;Aus dem Innern heraus arbeiten 103 Erfahrungen mit der EX-IN-Ausbildung;104
4.4;Wenn ich vor der Gruppe stehe ...;113
4.5;Vom eigenen Erleben ausgehen Dozentin mit Psychoseerfahrung;117
4.6;Transparenz und Offenheit Bedingungen in psychiatrischen Teams;123
4.7;Mein eigentliches Wesen gefunden;128
4.8;Mit EX-IN auf den ersten Arbeitsmarkt;133
4.9;Peers und Angehörige – eine Beziehung zu beiderseitigem Nutzen;138
4.10;Genesungsbegleiter beschäftigen Soziale Unternehmen profitieren von Psychiatrieerfahrenen;142
5;ERFAHRUNGEN MIT DER PEER-ARBEIT;150
5.1;Psychiatrieerfahrene gestalten psychosoziale Hilfen;151
5.2;Bezugsbetreuung in der Krisenpension;158
5.3;Betroffenenbeteiligung und außerstationäre Behandlung: Alternative oder Perspektive? Erfahrungen der Berliner Krisenpension;169
5.4;Helfen, ein Gegenüber zu sein Psychisch kranke Mütter als Peers;181
6;INTERNATIONALE ERFAHRUNGEN;194
6.1;CHANGE: Ein psychiatrischer Dienst von Psychiatrieerfahrenen in England;195
6.2;Peer-Support in niederländischen nutzergeleiteten Projekten Nutzerbeteiligung und Nutzerführung in psychiatrischen Tageszentren;205
6.3;Exit-sozial – Schulungen zum Peer-Coach Erfahrungen aus Österreich;217
6.4;Ausblick: EX-IN – 225 Zukunftsperspektiven;226
7;Anhang;233


"Betroffenenbeteiligung und außerstationäre Behandlung: Alternative oder Perspektive? (S. 168-169)

Erfahrungen der Berliner Krisenpension

Luciana Degano-Kieser

Milieutherapie, Soteria, Empowerment, Teilhabe und Inklusion sind wichtige Ansätze, die in den letzten Jahren zunehmend Eingang in die Fachdiskussion gefunden haben. In der Literatur sind immer wieder interessante und anregende Artikel darüber zu lesen, sodass sich die Frage stellt, warum in der Versorgungslandschaft so wenig von diesen Ideen umgesetzt wird. Bei der Berliner Krisenpension wurde der Versuch unternommen, diese Ansätze in ein Konzept zu gießen und in die Versorgungslandschaft zu integrieren.

Im Folgenden wird die Betroffenenbeteiligung in der gemeindeintegrierten Arbeit der Krisenpension von der Entstehung bis Mitte 2008 dargestellt. Der »Trialog« als Beteiligungskultur zwischen Betroffenen, Angehörigen und Professionellen (Bock/Buck 2000) und die Erfahrungen der Recovery- Bewegung (Amering/Schmolke 2007) waren entscheidende Grundlagen des Projektes. Diese Ansätze wurden von den Mitarbeitern eher »gelebt« als »geplant eingeführt«. Retrospektiv kann festgestellt werden, dass die Beteiligung der Experten durch Erfahrung zu den wichtigsten Ressourcen der Konzeptentwicklung gehörte.

Einführung

G. Thornicroft und M. Tansella (2004) unterscheiden drei Phasen in der Entwicklung der psychiatrischen Versorgungsstrukturen: die Entstehung des psychiatrischen Krankenhauses, die Au?ösung der Anstalten sowie die Reform der Psychiatrie mit dem Aufbau von außerstationären Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten.

In den letzten Jahrzehnten kam es in der Bundesrepublik aufgrund vielfältiger Partikularinteressen und dem Fehlen einer klaren gesundheitspolitischen Zielsetzung zu einer Abschottung der einzelnen Leistungssektoren und zu einer hochgradigen Fragmentierung der Hilfen. Die Diskussionen wurden sehr kontrovers,teilweise auch recht polemisch geführt, so als ob es nur ein Modell für die psychiatrische Versorgung gäbe. Aus dieser Vereinfachung ergab sich eine Polarisierung der Debatte zwischen gegensätzlichen Vorstellungen: »short-term care« (Kurzzeitbehandlung) versus »long-term care« (Langzeitbehandlung), »inclusion« versus »exclusion« (Saraceno 2004).

Diese Dichotomie basiert auf historischen Kon?ikten, die noch heute die Auseinandersetzung um die institutionelle Rolle der Psychiatrie prägen. In der Praxis wurden innovative Projekte selten entwickelt. Noch seltener wurden psychiatrische Einrichtungen oder psychosoziale Interventionen evaluiert. D. Claasen und S. Priebe (2003) untersuchten den Stand psychiatrischer Versorgungsforschung im deutschsprachigen Raum in den Jahren 1999 – 2002 in einer systematischen Analyse von rund zweihundert Originalveröffentlichungen. Die Autoren stellten fest, dass kein einziger Beitrag über innovative Versorgungsansätze publiziert worden war.

Eine ähnliche Situation ?ndet sich beim Thema »Betroffenenbeteiligung«, obwohl weltweit die Partizipation Psychiatrieerfahrener an der psychiatrischen Regelversorgung in den letzten zwanzig Jahren zunehmend an Wichtigkeit gewonnen hat. Das verwundert, zumal in Deutschland mehr als 130 Psychoseminare existieren (Bock/Priebe 2005) und das Konzept des »Trialogs« entwickelt wurde. Nach wie vor sind ambulante integrierte Angebote für Menschen mit schweren seelischen Problemen in Deutschland die große Ausnahme, während sich gemeindeintegrierte Dienste in den meisten westlichen Ländern in der regionalen Grundversorgung etabliert haben."


Jörg Utschakowski Diplom-Sozialarbeiter/-pädagoge ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Bremen. Koordiniert Peer-Projekte wie Ex-In.
Gyöngyver Sielaff, Diplom-Psychologin, Psychol. Psychotherapeutin, ist Dozentin beim Ex-In Projekt in Hamburg und arbeitet auch mit Kindern psychisch kranker Eltern.
Thomas Bock, Prof. Dr. phil., Diplom-Psychologe ist Leiter der Sozialpsychiatrischen Ambulanz und der Krisentagesklinik des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf.


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